Mary und Paul haben sich ein anderes Leben vorgestellt als das, welches sie führen. Vor allem Paul, der in einem schäppigen Weinlanden arbeitet, ist es leid, seinen Kunden billigen Fusel anzudrehen (klingt "Wikingerblut" nicht wirklich nach Kopfschmerzen?). Er will lieber mit seiner Frau zusammen ein nettes Restaurant eröffnen und dort erlesene Weine anbieten. Dazu fehlt leider das Geld.
Beiden erschließt sich eine neue Einnahmequelle, als plötzlich ein sexbesessener Besoffener in ihr Leben tritt und sein eigenes aushaucht. Die Einnahmen sind die Barschaften, die von "Perversen" offensichtlich in beachtlicher Höhe mit herumgeschleppt werden. Merke: ein Lotterleben ist sehr kostspielig!
Mary und Paul machen sich diesen Umstand zu Nutze. Mary inseriert für perverse Spielchen in einschlägigen Zeitungen und Paul erschlägt die Freier mit einer Bratpfanne. Das Geschäft hätte sehr lukrativ sein können, wäre da nicht der titelgebende Raoul. Er ist Mitwisser und erpresst sich eine Gewinnbeteiligung. Die sieht so aus, dass er die Leichen als Frischfleisch verkauft. Dass er auch noch die Autos der Gemordeten veräußert, verschweigt er zur Sicherheit. Als unser Killerpärchen dahinterkommt, ist die Zeit für Raoul abgelaufen. Was passiert, kann man dem Titel entnehmen.
Dieser Film ist kohlrabenschwarz und voller abstruser Typen. Nicht nur die Perversen sind klasse, die im krassen Gegensatz zu der sehr unterkühlten Beziehung von Mary und Paul stehen. Es werden auch sehr nette Randfiguren wie der Betreiber des Sex-Shops mit größter Liebe in den Film eingefügt.
Das Tolle an dem Film ist, dass Mary und Paul auf eine Art Nebeneinkünfte erschließen, die ihnen überhaupt nicht liegt. Mary ist zu spröde, um ihren Freiern glaubwürdig rüberzukommen, und Paul ist alles andere als der Massenmörder mit der Bratpfanne. Man weiß genau, dass beide, sollten sie jemals das Geld für ihr Restaurant zusammenbekommen, auch diesen Lebenstraum gegen die Wand fahren und somit auch zukünftig die Looser bleiben werden, die sie im Film sind.
Faszinierend ist bei allen drei Protagonisten das völlige Fehlen eines Schuldbewußtseins. Paul fühlt sich schlecht, wenn er Pennern üblen Wein verkauft, hat aber keine Probleme, Leute zu erschlagen und im Extremfall sogar zu verspeisen. Und Raoul zieht das Pärchen von Anfang an über den Leisten, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dem mörderischen Treiben einhalt zu gebieten.
Der Film sei jedem empfohlen, der bitterböse Komödien mit Tiefgang mag. Für mich sichere 8 von 10 Punkten.