Etwa zur gleichen Zeit als die bekannte Sängerin Lauren Parris im Londoner East End ermordet wird, haben Ben und Elisa Slater einen Autounfall. Während Elisa stirbt, liegt ihr Gatte ein paar Tage schwerverletzt im Koma. Wieder genesen, kommt er nicht nur mit dem Tod Elisas nicht klar, sondern sieht sich auch von der Polizei verfolgt, die ihn für den Mörder der Parris hält. Nach und nach verschiebt sich unter dem Eindruck des Unfalls für Ben die Realität und die Zeichen mehren sich, daß er wirklich ein Mörder ist und Elisa noch lebt!
Dieser unterkühlte britische Psychothriller steht fast auf Augenhöhe mit David Cronenbergs „Spider“, denn beide Filme beschäftigen sich mit gespaltenen Persönlichkeiten und deren Fähigkeit zur Wahrnehmung ihrer Umwelt und fesseln somit fernab der üblichen Genrekonventionen. Nicht die Tat eines Irren steht im Mittelpunkt der Handlung, sondern wie der Täter das Ganze selbst erfährt und verarbeitet. Doch während Cronenberg tief in die Psyche vordringt, kratzt Marc Evans („Unsichtbare Augen“) lediglich die Oberfläche frei und unterhält eher auf einer Ebene, die schon Bunuel mit seinem „Der andalusische Hund“ beackert hat: verstörende Bilder, nicht immer ganz zuordenbar und sinnfrei, sorgen für den gewissen Schock-Appeal. Die Handlung gewinnt mit zunehmender Laufzeit an Fahrt, schlägt ein paar unvorhersehbare Haken und hinterläßt dem Zuschauer einige Fragen, die ihn noch weit bis nach den Endcredits beschäftigen werden. So sollte ein gut konstruierter Psychothriller aussehen, bei dem es nicht um die sonst so typischen Genrezutaten wie Voyeurismus, blitzende Messer im Dunkeln oder Scream Queens unter der Dusche geht. Fazit: „Traumata“ ist mehr als nur einen Blick wert. Auf DVD 16:9. Mit Colin Firth, Mena Suvari, Kenneth Cranham, Tommy Flanagan u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin