Zugegeben: Der Name Ryan Phillippe schreckt das männliche Publikum erst einmal ab. Sieht einfach zu gut aus und ist viel zu beliebt bei den Frauen der Typ. Außerdem noch mit „Girls United“ Kirsten Dunst zusammen – damit sollte klar sein, welche Art von Filmen er dreht. Mit seinem Auftritt in „Way of the gun“ (2000) spielte er erstmals und mit durchwachsenden Erfolg gegen sein Image als Teenieschwarm an. Jetzt also „The I Inside“, in dem sich zwar auch hoch frequentiert aufstrebende Jungsstars tummeln, der aber als düsterer, fast schon trostloser Psychothriller daherkommt. Neben einer Reihe wirklich gelungenen Ansätzen überzeugt „The I Inside“ aufgrund einer unausgegorenen Story am Ende allerdings nicht vollends.
Mit einer Amnesie erwacht Simon Kabel (Ryan Phillippe) nach zwei Jahren Koma in einem Krankenhausbett. Wer ist seine Frau, wer seine Geliebte, was ist mit seinem verstorbenen Bruder geschehen? In unvermittelt auftretenden Zeitsprüngen rekonstruiert Simon seine Vergangenheit stückweise und stellt nach und nach fest, dass er in der Vergangenheit Einfluss auf seine Zukunft nehmen kann. Die Erkenntnisse führen in schließlich an einen Punkt, an dem er über Liebe und Vernunft und Leben und Tod entscheiden muss.
Klingt alles schwer nach "Donnie Darko" (2001) und ganz besonders nach „Butterfly Effect“ (2003). „The I Inside“ Ideenklau zu unterstellen, halte ich dennoch für übertrieben, da er beinahe zeitlich mit seinem ungleich erfolgreicheren Ashton-Kutcher-Film erschien. In der Tat wirkt „The I Inside“ streckenweise wie die Kammerspielversion von „Butterfly Effect“. Eine sehr begrenzte Anzahl Figuren handeln in einer sehr begrenzten Anzahl von Location. Um diesen Minimalismus auf die Spitze zu treiben, wäre wünschenswert gewesen, der deutsche Regisseur Roland Suso Richter hätte alle Ereignisse in das düstere ausgeleuchtete Krankenhaus verlegt. So spielen nur etwa 90 Prozent der Szenen im Krankenhaus, die entscheidenden Ereignisse sind in anderen Location angesiedelt und spitzen sich nach und nach auf derart tragische Weise zu, dass man sich als Zuschauer streckenweise mehr in einem Theaterstück als in einem Hollywoodfilm wähnt. Mancher Plottwist wirkt folglich dann eine Spur überkonstruiert und elegisch. Darüber hinaus und das ist das größte Manko des Films, ist die Geschichte nicht immer ganz schlüssig und gradlinig. Anfangs beschränkt sich „The I Inside“ darauf, den Zuschauer durch sukzessive Entblätterung der Wirklichkeitsebene und unvorhersehbare Zeitsprünge zu verwirren und dadurch zu fesseln. Mysteriöse Figuren, wie Simons angebliche Ehefrau (Piper Perabo) und ein ominöser Killer im Weißkittel sind offensichtlich ausschließlich in die Story integriert, um Verwirrung zu stiften, ohne dass sie das Geringste mit der eigentlichen Geschichte zu tun hätte. Diese pendelt in ihren Zeitreise-Elementen recht unentschlossen zwischen Determinismus und „jeder ist seines Schicksals Schmied“. Je nachdem, ob es gerade in die Geschichte passt, darf Simon seine Zukunft ändern oder sich hilflos seinem Schicksal ergeben.
Neben diesen offensichtlichen Schwächen hat der Streifen aber auch eine Menge Positives zu verbuchen. Ein rasantes Tempo wird vorgelegt, das bis zum Ende auf einem hohen Level gehalten wird. Die Schauspielerleistungen, insbesondere von Ryan Phillippe, sind sehr überzeugend und die düstere Geschichte wird in ebensolchen Bilder äußerst ansehnlich präsentiert. Nur die Wendeltreppen-Metapher hätte einmal weniger vorkommen dürfen. Innovative Kamerafahrten unterstützen dabei angemessen den Strudel der Ereignisse, dem Simon zunächst recht hilflos ausgeliefert ist.
Alles in allem erfindet „The I Inside“ das Zeitreise-Rad zwar nicht neu, unterhaltsam, spannend und sehenswert ist der Film dennoch. Genrefreunde sollten einen Blick riskieren.
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Die düstere Atmosphäre in dem labyrinthartigen Krankenhausfluren,