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Nachdem Ralph Bakshi mit „Fritz the Cat“ und „Heavy Traffic“ zwei kleine Kultfilme ablieferte führte er seinen Stil konsequent weiter und drehte weiterhin Zeichentrickfilme für Erwachsene. Das Angebot die Fortsetzung zu „Fritz the Cat“ zu drehen schlug Bakshi übrigens aus.

Zwischen seinen weitesgehend bekannten Kultfilmen und seinen beiden ebenfalls bekannten Fantasy-Ausflügen „Wizards“ und „Der Herr der Ringe“ realisierte er ein ganz besonderes Projekt, welches heute leider viel zu unbekannt ist.

„Coonskin“ ist Bakshis ganz eigene Interpretation des Disney-Klassikers „Onkel Remus’ Wunderland“, die Handlung wurde verlegt ins Gangstermilieu Harlems und hat mit dem Original nur wenig gemeinsam. Viele Anspielungen und Parallelen zeigen aber deutliche Verbindung zum Klassiker und auch die äußere Form wurde beibehalten: Eine Mischung aus Zeichentrick- und Realfilm.

Neben der Soul-Größe Barry White agieren in den Realfilm-Sequenzen Scatman Crothers („Shining“) und der junge Philip Michael Thomas („Miami Vice“) in einer seiner ersten Rollen. Alle machen ihre Arbeit echt gut, richtig viel Screentime hat aber kein Schauspieler. Hauptaugenmerk legt der Film auf die Zeichentrick-Sequenzen und das ist auch gut so.

Der Unterhaltungswert ist streckenweise zwar ziemlich hoch, insgesamt gibt es aber sehr viele psychedelische Szenen. Der ganze Look erinnert an „Fritz The Cat“, ist aber noch Massen unkompatibler gestaltet. „Coonskin“ ist lauter, roher und vor allem brutaler als Bakshis Meisterwerk. Im Prinzip handelt es sich um den einzigen Zeichentrickfilm des Blaxploitation-Genres und gleichzeitig um eine Perle im Genre.

Die schwarze Film-Ästhetik, jüngst geprägt von Melvin Van Peebles, wird hervorragend in Zeichentrickform umgesetzt. Dem Film wird oft Rassismus vorgeworfen und in der Tat werden viele schwarze Klischees extrem überzogen dargestellt, doch immerhin handelt es sich hier um eine politische Satire.

Wer derben Humor bevorzugt wird in „Coonskin“ ausreichend bedient, plus einer hohen Dose Sexismus. Dabei ist der Wortwitz allerdings sehr gut und Bakshis Drehbuch weist sowohl viele intelligente Dialoge, als auch originell gezeichnete Charaktere auf.

Gezeichnet ist der Film ganz im Stil Bakshis, purer Underground eben. Schmutzig, grell und drogengeschwängert mutet die Optik des Streifens an. Der Handlung ist etwas schwer zu verfolgen, insgesamt aber sehr einfach. In der dreckigen Gangstergeschichte ist natürlich genug Platz für ausufernde Gewaltszenen, viel Sex und allerlei überzeichnete Symbolik. So wird der Staat Amerika als dralle Miss America dargestellt die mit ihren Reizen verführt nur um dann ihr wahres Gesicht zu zeigen und die Schwachen zu verschlingen.

Die deutsche Synchronisation kenne ich nicht, die dürfte auch ziemlich schwer zu bekommen sein. Im Originalton kommt „Coonskin“ aber sowieso am authentischsten, auch wenn einige Dialoge für mich schwer verständlich waren. Die Musik ist hervorragend gewählt und auch die Originalmusik von Chico Hamilton ist überzeugend.

Eine Genre-Einordung fällt schwer bei diesem Werk denn „Coonskin“ wechselt oftmals zwischen harter Action, versautem Sex, ernstem Sozial-Drama und beschwingter Komödie. Letztendlich kann man den Film als Blaxploitation-Gangsterfilm bezeichnen

Fazit: Ein Geheimtipp für Alle die an amerikanischem Underground-Kino interessiert sind, ebenfalls ein Muss für Fans von Bakshi oder dem Blaxploitation-Genre. Brutal, roh und einfach einzigartig.

8,5 / 10

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