John Frankenheimer verfilmt eine Vorlage Elmore Leonards und das auch noch für Cannon – eine eigenwillige Mischung ganz klar, aber gerade daher durchaus reizvoll.
Harry Mitchell (Roy Scheider) hat es an sich echt gut: Einen guten Job, eine liebende Ehefrau – und eine reizende Geliebte, die noch dazu deutlich jünger ist. Doch wie das mit dem knackigen Frischfleisch in den Zwanzigern so ist, hängt natürlich ein Haken dran: In Form dreier fieser Erpresser, die natürlich Bildbeweise für Harrys Untreue haben. Harry sieht das mit dem Bezahlen aber nicht so ganz ein, versucht die Bande zu linken und macht diese erst recht sauer. Sie töten die Geliebte, hängen Harry den Mord an und filmen das Ganze zudem – eine der wenigen filmischen Thematisierungen von Snuff, wobei dieser Aspekt über das Zeigen des entsprechenden Videos hinaus nicht thematisiert wird.
Harry soll 52.000 Dollar zusammenkratzen, die er den Erpressern übergeben soll – daher der Titel „52 Pick Up“. Viel bleibt ihm nicht übrig, aber während er das Geld beschafft, arbeitet er an Plänen die Mörder zu übertölpeln…
Die großen Namen machen dann im Endeffekt nicht viel aus, wer angesichts der Nennung von Cannon und Frankenheimer auf hochwertige Actionkost aus ist, der wird bitter enttäuscht, denn „52 Pick Up“ ist trotz einiger Gewalteinlagen und Konfrontationen ein Thriller – allerdings kein sonderlich berauschender Thriller, sondern handelsübliche Massenware. Denn natürlich steigt das Wasser dem Helden immer mehr zum Hals und natürlich kann er alle Widrigkeiten mithilfe einer riskanten Aktion am Schluss beseitigen.
Sonderlich raffiniert geht der Film dabei nicht zu Werke, oft verharrt er in Warteposition, wenn Harry angeblich Geld besorgt, in Wahrheit aber versucht die Fieslinge gegeneinander auszuspielen. Auch als Psychogramm Harrys funktioniert der Film dabei nicht, denn das angespannte Verhältnis zur Ehefrau (welcher er die Untreue früher oder später beichten muss), der drohende Verlust des guten gesellschaftlichen Standes – all das wird nur am Rande thematisiert, zumal der ideologische konservative bis rechte Touch der meisten Cannonproduktionen auch durch diesen Film weht: Sicherlich war Harrys Fehltritt nicht gut, vielleicht hätte er sogar direkt bezahlen sollen, aber im Endeffekt haben die Schmierlappen von Fieslingen allesamt das Schicksal erdient, was sie im Verlauf des Films ereilt.
Denn bei den Übelwichten handelt es sich samt und sonders um Angehörige der Pornoszene, oder besser gesagt einer wahren Pornomafia, welche die Geliebte gezielt ausschickte, damit man Harry erpressen kann, die wilde Drogenpartys, die hilflose Mädels schamlos ausbeutet. Doch gerade in diesen Szenen wirkt „52 Pick Up“ am stärksten, präsentiert er bei aller Klischeehaftigkeit doch mal etwas ungewöhnliche Fieslinge, Bösewichte mit Profil, zwar übertrieben schmierig, aber dafür alles andere als gesichtslos. Zudem ist es ja auch interessant, die dunkle Seite der Pornoszene beleuchten zu wollen, so tendentiös und einseitig dies auch angegangen wird.
Roy Scheider ist in ganz guter, aber keinesfalls großartiger Form: Scheider spielt mehr als brauchbar, ist glaubwürdig, aber mitreißend oder ambivalent ist seine Performance nicht – und gerade letztes wäre angesichts des bürgerlichen Spießers, der mit einem gänzlich ungesetzlichen Milieu in Berührung kommt, reizvoll gewesen. Als Geliebte und Mordopfer ist eine junge Kelly Preston kurz zu sehen, die Fieslingsriege aus John Glover, Clarence Williams III. und Robert Trebor ist schillernd genug, um den Klischeefiguren Pep zu verleihen und der Nebencast ist solide, aber Glanzleistungen gibt es nicht zu sehen.
Insofern gewinnt „52 Pick Up“ durch seine klischeehafte, aber illustre Schilderung des Fieslingsmilieus, während die Geschichte vom Bürger in Not extrem 08/15 ist. Frankenheimers Regie ist wunderbar, der Film an sich allerdings bloß putziges Mittelmaß.