Sechs Jahre nach ihrem Verschwinden entdecken ein paar spielende Kinder zufällig die verweste Leiche der kleinen Lilly Henning in einer Gruft. Für Lillys Mutter Eva hat der schreckliche Fund zur Folge, dass der damals in dem Fall ermittelnde Polizist Max Schreiner wieder bei ihr vorstellig wird und sie aus Berlin notgedrungen in ihr kleines Heimatdorf Königsrode im Harz zurückkehren muss... handelt es sich bei ihr in den Augen des Beamten doch immer noch um die Hauptverdächtige, die das Verschwinden ihrer Tochter allem Anschein nach ziemlich kalt gelassen hatte und die auch kein überzeugendes Alibi für die Tatzeit liefern konnte. Kein Wunder also, dass ihr immer noch das Stigma einer Kindermörderin anhaftet und die Einwohner von Königsrode Eva nach ihrer Ankunft auch nicht gerade wohlgesonnen sind. Lediglich die junge Polizistin Claudia Lorenz hegt so ihre Zweifel an Evas Schuld und stößt zudem nach kurzer Recherche auf eine Verbindung zwischen Lillys Verschwinden und dem Fall einer vergewaltigten Teenagerin, die etwa zur selben Zeit ermordet in einem nahe gelegenen Wald aufgefunden wurde. Derweil macht sich Eva daran, die wahren Hintergründe der Tragödie selbst aufzuklären. Hält ihr geistig zurückgebliebener Cousin Ronny, der in seinem Verschlag allerlei Krimskrams und Erinnerungsstücke hortet, vielleicht unwissentlich den Schlüssel zur Lösung des Rätsels in den Händen...? "Dornröschens leiser Tod" ist ein überlanger und behäbiger ZDF-Fernsehkrimi, der offenbar lediglich um die irgendwie permanent fehl am Platz wirkende Nadja Auermann (Beine bis zum Hals und unangebracht glamourös) herum gestrickt wurde, die sich hier nach ihrer Laufsteg-Karriere erstmals im Schauspiel-Fach versuchen durfte. Nun ja, man möchte mit dem Top-Model nicht allzu hart ins Gericht gehen, denn zum einen ist das allgemeine darstellerische Niveau eh recht niedrig, und zum anderen schafft sie es zumindest, in einigen wenigen, kurzen Szenen doch noch so etwas wie echte Emotionen zu vermitteln und sich sogar ein oder zwei ungekünstelte Tränchen rauszupressen. Mit der Wahl der Hauptdarstellerin kann man sich ergo nach kurzer Eingewöhnungszeit ja durchaus noch halbwegs arrangieren, schwerer fällt es einem hingegen, an der für solche TV-Produktionen typisch unaufgeregten Geschichte, die zudem auch in einem ebenso typisch unaufgeregten Fernsehfilm-Stil umgesetzt wurde, noch so was wie einen Reiz auszumachen. Langweilig, langweilig geht es darum auch in "Dornröschens leiser Tod" zu, der augenscheinlich genau auf die Sehgewohnheiten eines Zielpublikums hin zugeschnitten wurde, das all sonntäglich auch beim neuesten "Tatort" gebannt und vor der Glotze hockt und an den Fingernägeln knabbert. Echte Thriller-Fans hingegen werden hier nicht viel von Interesse vorfinden, allenfalls die stellenweise gut ausgearbeitete, latent-bedrohlich vor sich hin dümpelnde Atmosphäre des kleinen Dörfchens (die jedoch nie im Sinne "echter" Genre-Unterhaltung gewalttätig kulminiert) mit seinen feindselig gestimmten Einwohnern und den personellen Verwicklungen ist eventuell einen Blick wert, denn so etwas kennt man (in letalerer Form) ja auch aus den üblichen Hinterwäldler-Beiträgen oder "Wicker Man"-Derivaten. Da greife ich aber zugegebenermaßen wirklich nach dem letzten Strohhalm. Der wiederaufgerollte Fall der kleinen Lilly und die damit einhergehenden, arg dialogintensiven Ermittlungen des Polizisten-Teams bieten nämlich nicht viel Spannung und so gestaltet sich die Mördersuche in idyllischer Kulisse geradezu einlullend öde. Trotz der soliden Inszenierung von Marcus O. Rosenmüller dürfte damit wohl kein Blumentopf zu gewinnen sein. Will man zumindest noch ein einziges, gutes Haar an "Dornröschens leiser Tod" lassen, dann könnte einem höchstens in den Sinn kommen, dass Hinnerk Schönemanns Darstellung eines mental Zurückgebliebenen im direkten Vergleich vielleicht en detail nicht ganz so peinlich geraten ist, wie die von Sven Hönig in dem ein Jahr zuvor entstandenen TV-Film "Der Puppengräber"... was andererseits aber nun auch nicht bedeuten muss, dass man ihm das Kind im Körper eines Erwachsenen vollends abkauft, wenn da ständig der Blick auf die protzig zur Schau gestellte Tätowierung auf seinem Arm fällt. Wann hat der sich die bitteschön machen lassen? Ob seine Eltern wohl d’accord damit waren? Die Auermann bringt trotz allem immerhin einen gewissen optischen Faktor mit, kann man sie wenigstens ein bisschen begaffen, wenn sonst schon nichts von Belang passiert. War vielleicht doch die richtige Entscheidung die zu casten. Wer sich nun aber noch fragt, was der Titel bedeuten soll und was Dornröschen mit der ganzen Sache am Hut hat... nun ja, der muss sich den Film wohl selbst ansehen. Ällabätsch.
4/10