Seit ein paar Jahren gelingt es einem Johnny Depp, eine an sich unspektakuläre Geschichte durch seine One-Man-Show aufzuwerten. Das ist auch bei „Das geheime Fenster“ der Fall.
Schriftsteller Mort Rainey hat sich nach der Trennung von seiner Frau Amy in eine abgelegene Waldhütte am Tashmore Lake zurückgezogen. Eines Tages kreuzt ein gewisser John Shooter auf und behauptet, Mort habe eine seiner Geschichten gestohlen. Der Fremde macht Druck und terrorisiert den Autor, tötet sogar seinen Hund. Drei Tage gibt er ihm Zeit, um zu beweisen, dass Mort der Urheber der Geschichte ist.
Ohne Johnny Depp wäre diese King-Verfilmung nur die Hälfte wert, denn auch wenn die Story schon vor zahlreichen Fight-Club-Varianten erschienen ist, so bietet sie dem erfahrenen Zuschauer beim finalen Plot-Twist keine wirkliche Überraschung.
Doch dieser Darsteller kann die oft recht spannungsfreie Geschichte locker tragen und sie zu einem sehenswerten Kammerspiel ausbreiten.
Der kauzige Schluffen im Pölter, mit punkiger Wuselfrisur und Hornbrille zieht sofort alle Sympathien auf sich und kann dabei einige Lacher erzeugen: „Sie sind ein guter Mann, Mister Rainey“ – „Sie auch, Misses Garvey“.
Die ansteigende Bedrohung und der langsame Wandel seiner Figur lässt den Zuschauer zu keiner Zeit ermüden, auch wenn an visuell auffälligen Schockeffekten fast komplett gespart wurde. Das King-typische fiese und düstere Ende weiß aber zu gefallen und auch der Score des Minimalisten Philip Glass trägt zu einer stimmigen Atmosphäre bei.
David Koepp hat mit dieser King-Adaption wahrlich kein Novum geschaffen, aber für einen unterhaltsamen Abend mit einem herausragenden Johnny Depp in der Hauptrolle reicht es allemal.
7 von 10 Punkten