Review

Bedingt durch die Tatsache, dass es kaum einen Menschen gibt, dem die Märchen der Gebrüder Grimm nicht vertraut sind, bietet sich eine ironische Auseinandersetzung mit dem Thema geradezu an - auch daran zu erkennen, dass mit der "Rotkäppchen Verschwörung", "Shrek 3" und demnächst "Verwünscht" aus dem Hause Disney, der Zeitgeist in diesem Jahr danach zu schreien scheint.

Es fragt sich nur, wen man damit erreichen will ? - Die Jüngsten, mit Faible fürs Happy-End ? - Diejenigen, die sich gerne darüber lustig machen ? - Oder vielleicht doch familientaugliche Gesamtunterhaltung mit gemässigtem Witz plus abschliessendem guten Ende ? - Letztlich hielten die Produzenten, die sich mit der Shrek-Trilogie einen guten Namen machten, die dritte Zielgruppe für die grösste und entschieden sich damit für eine weichgespülte Variante.

Dabei bietet die Story genügend gute Ansätze, indem sie die populärsten Märchen wie "Cinderella", welches hier im Mittelpunkt steht, "Rumpelstilzchen" ,"Rapunzel" oder "Schneewittchen" einmal weiter denkt. Nicht nur das das Ende verändert wird, sondern auch über das Leben nach dem Happy-End wird hier nachgedacht. Schließlich muss die holde Schöne weiter an der Seite irgendeines Prinzen weiterleben, den sie noch gar nicht richtig kennt, und wer kann sich nicht vorstellen, dass das Rumpelstilzchen ein viel besserer Vater wäre, als der goldgierige König ?

Tatsächlich ist das Rumpelstilzchen in "Es war k'einmal im Märchenland" die originellste Figur, entsprechend gut auch von Martin Semmelrogge gesprochen. Trotz seines scheinbar bösen Charakters, der ihn auch mit der Stiefmutter von Cinderella zusammen arbeiten lässt, gilt sein Hauptaugenmerk dem kleinen Baby, dass er hier letztendlich erhalten hatte, weil die Königin seinen Namen mit "Rumpelkäppchen" falsch nannte.

Zu verdanken hatte er diese überraschende Wendung der Stiefmutter, die entdeckt hatte, dass die Märchen von einem guten Zauberer und seinen beiden Helfern Munk und Mambo immer in der gewohnten Weise beeinflusst wurden. Als dieser in Urlaub weilt, begehen die beiden kleinen Chaoten (und neben Rumpelstilzchen einzigen sympathischen Figuren) einen Fehler, und werden von der Stiefmutter überwältigt, die daraufhin die "Happy-Ends" abschafft und die Macht den Trollen, Riesen, Wölfen und vor allem sich selbst übergibt.

Wer hier jetzt eine richtig böse Abrechnung mit den vertrauten Klischees erhofft, weird enttäuscht, denn die Story ist in ihren kritischen Situationen äusserst zahnlos und nur mässig witzig, wenn etwa der älteste Zwerg der sieben Schneewittchen-Freunde den "Arnie" gibt oder der grosse böse Wolf mit "Robert de Niro"-Stimme den Coolen raushängen lässt. Stattdessen erkennt man schon an Ricks Frisur, die modern langhaarig dem aktuellen männlichen Schönheitsideal entspricht, dass letztendlich die süsse Ella (cool für Cinderella) ihre Vorlieben ändern wird. Zwar steht sie zuerst noch genregerecht auf den Prinzen, der hier als selbstverliebter Trottel auftritt, aber Rick, der Tellerwäscher, wird die Gunst der Stunde schon zu nutzen wissen...

Eine wirklich satirische oder kritische Auseinandersetzung mit den Märchen findet hier nicht statt, sondern nur eine auf modern getrimmte Variante, die zum Schluss wieder sämtliche Klischees erfüllt. Da die Machart dazu zweitklassig ist und nicht annähernd an das Animations-Niveau von "Shrek" heranreicht, ist "Es war k'einmal im Märchenland" nur bedingt zu empfehlen. Es wird sein Publikum spätestens auf DVD erreichen, aber selbst bei Kindern, die sich noch am wenigsten an den fehlenden Seitenhieben stossen werden und das vertraute Ende serviert bekommen, wird dieser Film kaum länger in Erinnerung bleiben (3/10).

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