Seit nun mehr zwei Jahren erlebt der für längst für tot erklärte „harte“ Horrorfilm sein Revival. Einerseits versuchen die Studios in Form von Remakes a la „Texas Chainsaw Massacre“ den klassischen Stoff modern aufzubereiten, anderseits versucht man dem damaligen Stil, wie in „Wrong Turn“ oder „House of 100 Corpses“, weitestgehend treu zu bleiben oder gestandene Größen wie Freddy Krueger, Jason Vorhees und Michael Myers ihr Comeback auf die Leinwand zu ermöglichen. Nachdem Danny Boyle letztes Jahr mit „28 days later“ die Untoten wieder saloonfähig machte, schien es nur eine Frage der Zeit, bis DER Zombiefilm schlechthin, „Dawn of the Dead“ neu aufgelegt werden würde. Doch anstatt einen gestandenen Regisseur wie Tobe Hooper oder George A. Romero, die das Genre zwar geprägt haben, heutzutage aber zu Anachronismen verkommen sind, mit einem Budget von 24 Millionen auszustatten, entschied man sich für Regiedebütant Zack Snyder. Der sollte seine Sache auch wesentlich besser als Kollege Marcus Nispel („The Texas Chainsaw Massacre“) machen.
Man könnte jetzt ewige Vergleiche zwischen Original und Remake anstellen, was in diesem Fall jedoch völlig sinnlos ist, da Snyder den Stoff ganz anders als Romero angeht. Nicht nur die Technik hat sich weiter entwickelt, sondern auch die Zuschauer und damit die Sehgewohnheiten. Übrig geblieben ist nur noch die Ausgangslage: Aus unerfindlichen Gründen kehren Tote als Untote oder eben Zombies (Das Wort wird im Film übrigens nie benutzt) zurück, um ihren unbändigen Drang nach menschlichen Fleisch zu stillen. Nun sind sie aber keine lahmen, schlurfenden Gestalten mehr, die kaum einen Fuß vor den anderen bekommen, sondern wieselflinke Albträume, die ihren Hunger gestillt haben wollen. Die von Fans so mühsam hinein interpretierte Gesellschaftskritik Romeros ist hier, wenn überhaupt, nur noch in Ansätzen zu finden.
Snyder hält sich nicht lange an einer Einleitung auf, sondern folgt der überarbeiteten, gestressten Krankenschwester Ana (Sarah Polley, herausragend), die die ersten Vorzeichen, dank Übermüdung gar nicht realisiert und am nächsten Morgen ihre erste Überraschung der blutigeren Art erlebt. Die am Abend davor noch so idyllische Wohngegend hat sich in ein anarchistisches Chaos verwandelt, sie wird von ihrem untoten Ehemann verfolgt und die Frage was man nun tun soll, kann niemand beantworten.
Das Remake setzt auf Optik und Tempo. Die auswegslose Atmosphäre ist hier zweitrangig. Schon der Sonnenuntergang und die langen Schatten lassen erahnen, dass hier etwas im Busch ist, dass Unwohlsein hervorrufen könnte. Die zugemüllten Straßenzüge und das menschenleere Einkaufszentrum sind, dank Kameramann Matthew F. Leonetti, der mit vielen einfallsreichen Motiven oft für ungewohnte Motive sorgt, wirklich von einer apokalyptischen Aura umhüllt.
Die landesweite Lage wird nur kurz in den Anfangs-Credits erläutert, danach gibt es nur noch die Gruppe Überlebender, die in einem riesigen Einkaufszentrum zu überleben versucht. Die haben nichts mit ihren Pendants aus dem Original gemeinsam und sind, bis auf Polizist Ving Rhames (ungemein cool wie eh und je), amerikanische Durchschnittsmenschen, denen erst über die Nachrichten, in denen dann auch FX-Guru Tom Savini und Ken Foree ihre mäßigen Cameos („Leatherface“ schaut btw auch einmal kurz vorbei) haben, ihre Situation bewusst wird.
Während die Zombies sich vor der Mall so langsam stapeln und das Gebäude erstmal „gesäubert“ wird, kommt es natürlich zu einigen Konflikten mit den gefräßigen Gästen und die haben es durchaus in sich. Seit Jahren wurde im Kino, oder besser im Mainstreambereich, nicht mehr so gesuppt und gehackt. Da werden detailliert Schädel durchbohrt und Köpfe durchlöchert, dass es eine wahre Freude für den Gorehound ist. Härte in aller Konsequenz, ohne auf die unappetitlichen Fressgewohnheiten einzugehen. Snyder hat hier keine Kompromisse im Sinn, würzt die Szenen mit einem selbstironischen Unterton (insbesondere in der Musikwahl), der den Film aber nicht in seiner Ernsthaftigkeit beschneidet. Mit CGI-Spielereien, die ihrer Zeit doch etwas hinterher hinken, aber angesichts des Budgets wohl nicht anders realisierbar waren, wird sparsam umgegangen. Stattdessen wird viel Wert auf Make-up und Kunstblut gesetzt. Insbesondere im Finale, als die Überlebenden, aus ihrem „Gefängnis“ ausbrechen wollen, fließt davon einiges. Nicht zuletzt dank des Einsatzes einer Kettensäge…
Für Spannung ist dabei leider bald kein Platz mehr (allein schon weil man bald keine Angst mehr um die illustre Truppe hat), also stürzt Snyder sich auf die neugierige Frage, wie man sich in so einer Situation verhält. Die einen nehmen es mit schwärzestem Humor (sehr zum Nachteil der Zombies), die anderen gehen ihren Gelüsten nach oder müssen sich menschlichen Schicksalen fügen. Die Übergänge sind nicht immer glücklich, insbesondere die „Baby-Episode“ wirkt ein wenig unausgereift, aber dafür bleibt, dank der ständigen Bedrohung, der Unterhaltungsfaktor hoch. Eindeutig auf der Strecke bleiben dabei die Charaktere, die hier zwar keine bloßen Stereotypen sind, dem Zuschauer aber auch nicht sonderlich ans Herz gehen. Kaum einen, von dem man mehr erfährt. Dafür allerdings auch kaum nervige Klischees, von denen heutige Horrorfilme oft zehren müssen.
Wer beim Remake den Fehler begeht, nun eine Neuauflage des Romero-Klassikers zu erwarten, wird das Kino wohl fluchend und ärgerlich verlassen. Zack Snyder schuf mit seiner Neuauflage, zumindest in meinen Augen, DEN Prototypen für modernen, erfolgreichen Horror – was auch die Einspielergebnisse beweisen. Anspruch und Storyballast werden über Bord gekippt, dafür wird auf Tempo, Drive, viel Gemetzel, portionierte Selbstironie und Adrenalinkino gesetzt, so dass Langeweile nicht aufkommen kann. Dass er das Genre damit nicht neu erfindet, sollte klar sein, aber gelungenes Entertainment ist es trotzdem allemal.
Fazit:
Zack Snyders Regiedebüt ist ein gelungenes, selbstironisches Remake, dass nicht mehr viel mit dem Original gemeinsam hat, aber sehr kurzweilig ausfällt. Während Charaktere und Atmosphäre leider etwas auf der Strecke bleiben, sind genug Auseinandersetzungen mit fixen Zombies vorhanden, die den Zuschauer stets bei der Stange halten. Nicht innovativ, aber verdammt unterhaltsam.