Es war der letzte, aber deutlichste Versuch von Kampfsportprofi Chuck Norris zum Helden von Familienunterhaltung zu werden: Nach „Sidekicks“ und „Top Dog“ wandte sich „Forest Warrior“ ganz besonders klar an die junge Zielgruppe.
Kam „Sidekicks“ als selbstironischer Metafilm immerhin noch vor „Last Action Hero“ heraus, so war „Top Dog“ eine Variante des bereits mit „Mein Partner mit der kalten Schnauze“ und „Scott & Huutsch“ beackerten Buddy-Dog-Themas. „Forest Warrior“ präsentiert sich als einer jener damals angesagten Abenteuer- bzw. Actionfilme, in denen sich Actionstars als Bewahrer von Natur und Ureinwohner geben, wie etwa Steven Seagal in „Auf brennendem Eis“ oder Tom Berenger in „Last of the Dogmen“. Hier ist es also der Trapper John McKenna (Chuck Norris), verheiratet mit einer Indianerin, der allerdings von ein paar Übelwichten an den Rande des Todes geprügelt wurde, wie ein alter Mann einer Horde staunender Kinder am Lagerfeuer erzählt.
Doch der sterbende McKenna hatte Glück: Durch übernatürliche Kräfte konnte er als Geisterbeschützer der örtlichen Flora und Fauna weiterleben und die Gestalt jener Tier annehmen, die gerade des Weges kamen, genauer gesagt als Adler, Bär oder Wolf. Da hat McKenna dann auch mächtig Glück, das nicht gerade ein kackendes Reh vorbeikam, sondern nur die coolen Tiere. Die Kindertruppe, vier Jungs, ein Mädel, alle ohne groß näher definierte Eigenschaften, staunen Bauklötze ob der tollen Story des alten Mannes, wollen sie doch bald auch in die Berge zwecks Camping stapfen.
Doch der Wald ist in Gefahr, da der skrupellose Sägewerkbesitzer Travis Thorne (Terry Kiser) die Fauna im Sinne der holzverarbeitenden Industrie nutzen möchte. Während er durch Winkelzüge ohne Genehmigung mit dem Abholzen beginnen will, sind ihm die Blagen natürlich ein Dorn im Auge, doch der Forest Warrior beschützt die Kinder natürlich…
Jedoch nicht die ganze Zeit. Denn das Script lässt McKenna immer dann auftauchen, wenn es gerade mal wieder Zeit für eine Klopperei, eine Last-Minute-Rescue (mit Pünktlichkeit hat McKenna es anscheinend nicht) oder beides ist. Ansonsten befreit der eingequetsche Waschbären unter Baumstämmen, doch er bleibt eine Randfigur, die als Köder für die Actionfans dienen soll. Für die gibt es aber wenig zu sehen, denn die Wemmsereien sind nicht nur meist mau choreographiert, sondern das andauernde Zeigen McKennas von hinten, verborgen unter einer das Gesicht verdeckenden Wallemähne, legen den Schluss nah, dass ein Double anstelle von Chuck Norris kämpft.
So ist der bärtige Martial-Arts-Star hier nur das Zugpferd für das Cover, denn wenn er schon nicht kämpferisch in Aktion treten darf, dann bräuchte man ihn auch darstellerisch nicht, denn so hölzern wie Norris den netten Rübezahl der amerikanischen Wälder gibt, ist das alles andere als sehenswert. Terry Kiser overactet als Schmierlappen vom Dienst, damit auch das naivste Kind mitbekommt, wie achso doll böse seine Figur ist, während die leider wenig talentierten Jungdarsteller das Niveau des Films auch nicht anheben können. Ansatzweise brauchbar ist die Leistung von Michael Beck als Alkivater des Mädels, der natürlich im Kampf für Kind und Wald die eigenen Schwächen überkommt und am Ende wieder als Dorfpolizist arbeiten darf.
So lässt „Forest Warrior“ auch kein Klischee aus, von dem kapitalistischen Bösewicht über die hart arbeitende, vom Schurken betrogene Bevölkerung bis hin zu den Winkeladvokaten im Dienste des Drecksacks. Über Sinn und Verstand der ganzen Chose denkt man auch besser nicht nach: Einer der grandiosen Pläne des Schmierlappens beinhaltet die Sprengung des Baumhauses der Dreikäsehochs, um sie zu verscheuchen. Denn wenn jemand das Baumhaus von Kindern in die Luft bombt, dann werden die Kinder sofort verschwinden und die Eltern keine Nachforschungen anstellen, wer da beinahe den Nachwuchs auf der Lichtung verteilt hätte.
Mit der Klischeekeule inszenierte Aaron Norris die Sägezähne der Maschinen von Thornes Werk als wären es die des weißen Hais, denn dem kindlichen Zielpublikum wird anscheinend nicht viel Grips zugetraut, während man den Kindern beim Tollen durch die Botanik und beim Verarschen der Holzarbeiter zu sehen darf, als wäre Kevin nicht mehr allein zu Haus, sondern allein im Wald. Nur ohne des Esprit und das komödiantische Timing der Erfolgskomödie. Einzig und allein die Tiertricks, vor allem die Einlagen eines niedlichen Bärenbabys, die sind hier tatsächlich sehenswert, lassen aber den lahmarschigen, ärgerlich klischeehaften Rest des Films kaum vergessen.
So ist „Forest Warrior“ eine breitärschig uninteressante Angelegenheit, die für die Kleinen zu viel Klopperei und Gewalt enthält, für den älteren Zuschauer zu einfältig, doof und eintönig ist – für die jüngeren Zuschauer eigentlich auch. Trotz einiger netter Tiertricks stinklangweiliger. Lieber „McQuade“ als McKenna.