Story (Spoiler!)
Paul Madvig (Brian Donlevy) ist ein korrupter Politiker, der die Zügel seiner Stadt in jeder Beziehung in der Hand hält. Als er sich in Janet Henry (Veronica Lake), die Tochter der Kandidaten für den Gouverneurs-Posten verliebt, gilt seine ganze Unterstützung dem Wahlkampf ihres Vaters. Pauls bester Freund und Berater Ed Beaumont (Alan Ladd) hält dies jedoch für falsch, da er glaubt, dass Janet Paul nur ausnutzt, damit er ihren Vater unterstützt.
Als Madvig sich gegen seinen alten Verbündeten, den Unterweltboss Nick Varna (Joseph Calleia) stellt, fürchtet Ed bereits, dass Ärger auf sie zukommt. Kurze Zeit später wird Madvig auch noch verdächtigt Taylor Henry, den Bruder von Janet, ermordet zu haben, da dieser mit Pauls minderjähriger Schwester ausgeht.
Über all dies kommt es zum Streit zwischen Ed und Paul, worauhin Varna versucht Ed für seine Sache zu rekrutieren. Varna will nicht nur Rache an Madvig nehmen, sondern unterstützt auch den Gegenkandidaten von Ralph Henry. Doch Ed lässt sich nicht rekrutieren, woraufhin er von Varnas Leuten sammengeschlagen wird.
Bald darauf findet sich ein Zeuge, der gesehen haben will, wie Madvig den Sohn von Ralph Henry ermordet haben soll. Genauso schnell wie er auftaucht wird er aber auch erschossen. Madvig landet daraufhin als Hauptverdächtiger im Knast. Ed erfährt jedoch von einem von Varnas Leuten, dass der Zeuge gekauft war und Varna ihn auch umbringen ließ.
Ed ist auch der einzige, der glaubt, dass Madiv nicht der Mörder von Taylor Henry ist. Er glaubt vielmehr, dass seine Schwester Janet etwas damit zu tun hat. Obwohl er selber Gefühle für sie hegt, überzeugt er den Staatsanwalt einen Haftbefehl gegen sie auszustellen...
Kritik:
"The Glass Key" ist bereits die zweite Verfilmung gleichnamigem Roman von Hard-Bolied-Autor Dashiell Hammett. Ebenso ist es der zweite gemeinsame Leinwandauftritt von Alan Ladd und Veronica Ladd, die im selben Jahr mit "This Gun for Hire" beide zu Stars geworden waren.
Ladd überzeugt in seiner Rolle als skrupelloser Gehilfe von Paul Madvig voll und ganz. In jedem Augenblick spürt man die Zynik und Verschlagenheit seiner Rolle - eine sympathische Identifikationsfigur sieht ganz anders aus.
Interessant ist auch die Beziehung, die Ed und Paul haben. Ladd schafft es hier nicht nur, die vordergründige Freundschaft dem Zuschauer glaubwürdig zu vermitteln, sondern sendet auch immer wieder Signale, die eine homoerotische Spannung zwischen den beiden entstehen lassen. Beispielsweise als er ununterbrochen die Füße seines Freundes betrachtet, während er mit ihm redet, oder als er sich mit ihm wegen Janet streitet. Ob er dabei auf Janet oder auf Paul eifersüchtig ist lässt sich nicht klar erkennen.
Janet, gespielt von Veronica Lake, macht Ed gegenüber gar keinen Hehl daraus, dass sie für ihn mehr empfindet als für Paul. Lake braucht dabei nicht vielmehr machen, als ihre natürliche Präsenz wirken zu lassen. Ihre Auftritte werden dabei vom Regisseur immer wieder durch Kleidung und Inszenierung entsprechend unterstützt und in Szene gesetzt. Ganz in schwarz gekleidet und das Haar unter einer Kopfbedeckug verborgen kommt ihre ausdrucksstarke verführerische Mimik gleich doppelt zum tragen. Ed kann sich dem nur durch Gewalt (psychisch und phyisch) widersetzen, denn er würde natürlich nie seinem Freund die Freundin abspenstig machen.
Vor allem diese Distanz in ihrer Beziehung macht das Spiel von Ledd und Lake so interessant und faszienierend (wie auch schon in "This Gun for Hire"). Trotz der offenkundigen Ablehnung Janet gegenüber, schafft es Ladd die eigentliche Empfindung seines Charakters immer wieder ganz subtil erkennen zu lassen.
Seine Schwachpunkte hat der Film vor allem in punkto Drehbuch und Story. Die komplexe Romanvorlage von Hammett musste natürlich vereinnfacht werden, worunter vieles leidet. So werden die MOtivationen der einzelnen Personen viel zu schecht herausgearbeitet, so dass vielen von deren Handlungen unverstänlich oder unglaubwürdig wirken. So ist es zum Beispiel nur schwer zu verstehen, warum Ed die Stadt verlassen will und dann kurz darauf doch noch mal bei Varna vorbeischaut, nur um sich dann von seinen Leuten gefangen nehmen zu lassen.
Sprunghaft und ohne roten Faden erweist sich die Story daher nur als mäßig spannend. Hier wurde einiges an Potential verschenkt.
Stilistisch betrachtet ist "The Glass Key" ein reinrassiger Film Noir. Die für den Film Noir klassischen Motive und Themen wie Korruption, Intrige, etc. sind vorhanden und auch der visuelle Stil lässt keinen Zweifel offen, womit wir es zu tun haben. Die charakteristischen Schattenwürfe und einige der düster ausgeleuchte Handlungsorte (wie die Bar gegen Ende des Films) sind einfach Noir at it's best und waren Vorbild für viele spätere Vertreter dieses Genres. Leider werden die seelische Zerworfenheit und die inneren Konflikte der Hauptcharaktere nicht gut herausgearbeitet. Grade hier hatte "This Gun for Hire" seine Stärken. "The Glass Key" gelingt es dagegen nicht ein gutes Psychogramm der Charaktere zu entwerfen - im Film Noir ein unverzeihlicher faux pas.
Zum Schluss sei noch einmal die Szene besonders hervorgehoben, in der Beaumont von Varnas Schlägern (William Bendix liefert hier eine tolle Leistung ab) brutal misshandelt wird. Diese Szene war direktes Vorbild für eine ganz ähnliche Szene in Akira Kurosawas "Yojimbo", in der der Hauptcharakter Sanjuro ebenfalls von den Schergen seines Widersachers gefangengenommen und misshandelt wird (Kurosawa war nicht nur ein ausgezeichneter Kenner des Film Noirs, sondern auch der Hard-Boiled Literatur). Die Zusammenhänge zwischen Kurosawas "Yojimbo", Leones Remake "Für eine Handvoll Dollar" und deren Bedeutung für das gesamte moderne Kino sollen hier nicht weiter erläutert werden, sind sie doch hinlänglich bekannt. Die Szene macht außerdem deutlich, dass die Geburtsstätte des filmischen Antihelden im Film Noir zu suchen ist.
Fazit:
"The Glass Key" ist ein solider aber nicht überragender Film Noir, der vor allem von dem brilliant harmonierenden Duo Ladd-Lake lebt. Als Vertreter des frühen Film Noirs ist er für Freunde dieses "Genres" eine absolute Pflichtlektüre und auch filmhistorisch ist seine Bedeutung unumstritten. Wem das alles nicht als Argument reicht sich den Film anzuschauen, der sei als letztes noch einmal auf die hinreißende Veronica Lake verwiesen, die eigentlich jeden Film sehenswert macht.