Es fängt vielversprechend an: Ein Mann (Simon Böer) greift eine Frau (Annett Renneberg) auf der Strasse auf, nimmt sie zu sich nach Hause, wo sich zwischen den beiden ein Machtspiel, zu dem auch ein gewaltsamer sexueller Akt gehört, entwickelt. Die beiden belügen und manipulieren sich gegenseitig, er erniedrigt sie, sie verlässt mehrmals die Wohnung und kommt mehrmals zu ihm zurück. Ein Grab wird ausgehoben, ein Selbstmord in der Badewanne soll vertuscht werden, Leichen stehen wieder auf...
In der zweiten Hälfte fällt "Devot" so stark in unfreiwillige Komik ab, dass man es kaum glauben will. Um mich herum verliessen die Leute das Kino, fingen an hochdramatischen Stellen an zu lachen ... und die paar, die am Schluss noch zugegen waren, schüttelten verständnislos den Kopf. Man will sich gar nicht mal beschweren, dass ca. 50 Minuten lang (!!) diverse Mikros im Bildausschnitt zu sehen sind - das ist schliesslich in jedem Adrian-Lyne-Film der Fall. Aber alles andere!
Igor Zaritzky (Drehbuchautor und Regisseur) gibt seine (wirklich grossartigen) Schauspieler der Lächerlichkeit preis mit hohlen Dialogen und an Idiotie grenzenden Handlungen, dass man sich kneifen möchte. Das Loft, im ersten Teil des Films sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt, wird in der zweiten Hälfte miserabel bis gar nicht ausgeleuchtet; man hat fast das Gefühl, es handele sich um zwei Filme, die zufällig mit den gleichen Schauspielern gedreht wurden und, um eine abendfüllende Länge zu erreichen, zusammengeschnitten wurden. Überhaupt: Die Länge! "Devot" hätte ein grossartiger Kurzfilm werden können. Warum Zaritzky das Ganze auf quälende 92 Minuten auswalzen musste, bleibt ein Rätsel. Ebenso wie die völlig in der Luft hängende "Aussage" des Ganzen. Renneberg und Böer haben einen von ihr verschuldeten Autounfall. Sie stirbt. Zurück bleiben Erinnerungen an eine lange Nacht voller seltsamer Geschichten, viel Blut, etwas Sex und eine tote Katze. Hm. Hm. Okay...
Die Verhör-Szene in "Basic Instict" sagte weit mehr aus als der ganze "Devot"-Film, das Kammerspiel zwischen Mann und Frau wurde eindrucksvoller in "Combat de fauves" inszeniert, "Misery" variiert ein ähnliches Thema auf engstem Raum. Ja, es gibt viele gute Kammerspiel-Thriller, die sehenswert und packend sind. "Devot" gehört nicht dazu. Erwähnenswert sind lediglich die hervorragenden Leistungen von Böer und Renneberg, die tapfer gegen ein müdes Drehbuch und eine schlechte Regie anspielen.