Schön, schön. Ich habe es inzwischen gar nicht mehr für möglich gehalten nochmal auf ein Relikt von Franchise Pictures zu treffen, das nicht nur ansehbar sein könnte, sondern auch noch etwas taugt. Immerhin drei Jahre brauchte man in Deutschland bis zur Veröffentlichung, aber das Warten hat sich wenigstens gelohnt. Regisseur und Autor David Mamet („The Spanish Rose“, „Heist“) kredenzt gar einen spannenden Actionthriller, wie man ihn aus dem Hause Franchise Pictures nach etlichen Gurken am Fließband gar nicht erwarten würde. Noch dazu mit einem Val Kilmer („Heat“, „The Saint“), der für seine Rolle zwischendurch mal abgespeckt hat.
Mamets betont ruhige Inszenierung jenseits des aktuellen Schnickschnacks, besser als MTV-Clip-Ästhetik bekannt, drückt dem zwar bisweilen ganz schön konstruierten, aber spannend erzählten und clever aufgebauten Thriller von der ersten Minute an ihren Stempel auf und liefert uns mit Scott (Kilmer) eine Art Waffenbruder von „24“- Weltenretter Jack Bauer.
Scott ist ein Mann fürs Grobe mit geheimer Identität, der keine Emotionen kennt, perfekt ausgebildet wurde und immer das tut, was ihm gesagt wird. Ein Profi durch und durch also, der ohne mit der Wimper zu zucken Menschen tötet, wenn es seiner Mission nützt, in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen und seinem Instinkt stets vertrauen kann. Ein abgebrühter, unnahbarer Schweinehund der Extraklasse, dem man nur schwer aus der Ruhe bringt. Der Einzelgänger wurde für diesen Job geboren und lebt nur dafür.
Als er nach Washington D.C. beordert wird, setzt man ihn darauf an die entführte Tochter einer scheinbar wichtigen Politfigur zurückzuholen. Da legale Mittel zu viel Zeit kosten und die Presse schon auf der Lauer liegt, lässt man Scott von der Leine und der legt mit einem Greenhorn als Partner auch gleich los...
Ich bin erstaunt wie Val Kilmer zwischen dem ganzen Mist, den er ständig dreht, immer wieder Rollen abgreifen kann, in der er seine vorhandenen Qualitäten zur Schau stellen kann. In „Spartan“ erhält er mal wieder wieder so eine Chance und als wortkarger, brutaler Agent, der vor nichts zurückschreckt und auch schon mal zwecks Einschüchterung seinen Zynismus sprechen lässt, liefert er eine verdammt gute Vorstellung ab. So marschiert er, den Zeitdruck im Nacken, dann auch konsequent die Hinweise ab, fackelt nicht lange, knöpft sich alle paar Minuten einen Schuldigen vor und ist nicht gerade zimperlich in der Wahl seiner Mittel. Selbst verblüffende Erkenntnisse verarbeitet er abgeklärt und teilnahmslos, als sei alles nur sein Job.
Actionszenen bietet der Film dabei nicht allzu viele, wenn man von ein paar skrupellosen Aktionen Scotts absieht, der notfalls auch Knochen bricht und Menschen tötet, um der Lösung seines Problems näher zu kommen. Die Shootouts sind sehr direkt, soweit realistisch und absolut tödlich auf den Punkt gebracht. So wie man sich das eben bei Profis vorstellt, bei denen quasi jeder Schuss ins Schwarze trifft. Offensichtlich standen Serien wie „24“ hier Pate. Man findet keine Ballerorgien vor, sondern nur tödliche Präzision.
Dass bald auch andere Geheimdienste auf Scott, der dank seines neuen Partners Curtis („Antwone Fisher“, „Catch a Fire“) beginnt mal hinter den Vorhang zu gucken und Ungeheuerliches zutage fördert, anlegen, sorgt für einige Überraschungen, auch wenn die Auflösung leider etwas zu banal für die Anstrengungen ist, die der Film unternommen hat, um sie dem Publikum vorzuenthalten. Zwar gerät Scotts Weltbild komplett aus den Fugen, weil er durchblickt und nun tatsächlich Eigeninitiative zeigt, doch nach seiner ewigen Geheimniskrämerei verfängt sich „Spartan“ dann leider in einer formelhaften Verschwörungstheorie, die in den letzten Minuten gerade noch so die Kurve kriegt. Keine Frage, der Spannungsbogen hält lange Zeit, aber irgendwie hätte man sich nach den tollen ersten zwei Dritteln ein wenig mehr erhofft.
Obwohl „Spartan“ seinerzeit ein Riesenflop war (Gemäß der Regel so ziemlich aller Franchise Pictures – Produktionen) hat er sein Nischendasein wirklich nicht verdient. Auch ein guter Support durch Darsteller wie William H. Macy („Jurassic Park III“, „Cellular“) oder Ed O'Neill („Married with Children“) erledigt sein Übriges und auf Mamets souveräne Inszenierung lasse ich auch nichts kommen. Es mangelt dem Drehbuch nur leider an einem letzten Geniestreich um das undurchsichtige Geflecht final aufzulösen.
Fazit:
Kurzweiliger, spannender Thriller, der dank seiner souveränen Inszenierung und einer Riege gut aufgelegter Darsteller Bestnoten nur verfehlt, weil die Auflösung am Ende nicht halten kann, was der bis dahin so sorgfältig gepflegte Spannungsbogen lange Zeit verspricht. Genrefans werden allerdings auf ihre Kosten kommen, sofern sie über kein Review stolpern, das mal eben die ganze Handlung herunterbetet....
P.S. Achja. Finger weg vom Trailer, der verrät nämlich viel zu viel.