„Was uns nicht umbringt, macht uns stärker.“ -- Friedrich Nietzsche
Die archaische Figur Conan entspringt der Feder des US-amerikanischen Pulp-Fantasy-Autors Robert E. Howard, der 17 Kurzgeschichten mit Conans von uralten Sagen und Epen inspirierten Sword-&-Sorcery-Abenteuern veröffentlichte und zugleich ein Franchise schuf, das weitere Geschichten anderer Autoren, Comics und im Jahre 1982 einen ersten Kinofilm hervorbrachte.
„Was ist für einen Mann das Schönste im Leben?“ – „Zu kämpfen mit dem Feind, ihn zu verfolgen und zu vernichten und sich zu erfreuen an dem Geschrei der Weiber!“
Dieser kam 1982 in die Lichtspielhäuser, war jedoch schon seit den 1970ern geplant. Drehbuchautor Oliver Stone hatte die Vision eines mehrteiligen Epos, fand aber keine interessierten und entsprechend solventen Produzenten. Als das Projekt erneut aufgegriffen wurde, dampfte John Milius („Tag der Entscheidung“) Stones Drehbuch zu einer Rumpffassung ein und nahm auch auf dem Regiestuhl platz. Das Ergebnis ist ein Kassenknüller und Kultfilm für viele, Edeltrash oder faschistoide Zelluloidverschwendung jedoch für ebenfalls nicht wenige.
„Kennst du das Geheimnis des Stahls?"
Das „hyborische Zeitalter“: Der kleine Conan (Jorge Sanz, „Dos y dos, cinco“) muss mitansehen, wie der böse Kriegsherr Thulsa Doom (James Earl Jones, „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“) das Dorf, in dem er mit seinen Eltern lebt, dem Erdboden gleichmacht und alle erwachsenen Bewohnerinnen und Bewohner kaltblütig ermordet. Zuvor eröffnete der Film mit obigem Nietzsche-Zitat und zeigte Bilder vom Schmieden eines Schwerts, begleitet von einem übertrieben pathetischen Off-Erzähler mit reichlich Hall auf der Stimme. Dieser wird sich im weiteren Verlauf als einer von Conans Untergebenen nach dessen Barbarwerdung herausstellen. Noch im Eröffnungsmonolog wurde ein Plädoyer gegen Vertrauen und für Gewalt gegenüber dem kleinen Conan ausgesprochen, das in der folgenden Schlachtsequenz bestätigt wird. Conans Vater (William Smith, „Boss Nigger“) wird von Hunden gefressen, seine Mutter (Nadiuska, „Guayana – Kult der Verdammten“) (die ich zunächst für seine große Schwester hielt…) hypnotisiert und enthauptet – wie fies! Dooms Krieger nehmen Conan mit und versklaven ihn zu einem monotonen Job, der aber ordentlich Muckis bringt.
„Willst du ewig leben?“
Nun übernimmt der österreichische Bodybuilding-Weltmeister Arnold Schwarzenegger, der damals noch am Anfang seiner Filmkarriere stand, von Sanz und mimt Conan als jungen Mann. Er wird an einen neuen Besitzer (Luis Barboo, „Reise zur Insel des Grauens“) verschachert und muss von nun an regelmäßig als Gladiator um sein Leben kämpfen. Doch was ihn nicht umbringt, härtet ihn ab und so wird er stärker und stärker. Eines Tages lässt sein Besitzer ihn frei – und das Unheil nimmt seinen Lauf…
„Die Macht und die Kraft des Fleisches!“
In seinem Sinnen nach Rache an Thulsa Doom besucht er eine Frau (Cassandra Gava, „Night Shift – Das Leichenhaus flippt völlig aus“), die sich nur kriechend fortbewegt und ihre Infos über irgendein Schild nur gegen Sex herausrückt. Dabei verwandelt sie sich und er wirft sie ins Kaminfeuer – ein echter „What the fuck?!“-Moment im wahrsten Sinne des Wortes. Dann lernt er den Dieb Subotai (Gerry Lopez, „Tag der Entscheidung“) kennen und liefert sich mit ihm eine Art Schwanzvergleich dahingehend, wer an den stärkeren Gott glaubt. Subotai schließt sich Conan auf der Suche nach Doom an, in deren Verlauf Conan ein Kamel umboxt und er zusammen mit seinem Hiwi ein seltenes Exemplar einer Riesenschlange massakriert sowie ein Blutbad in einer fremden Glaubensgemeinschaft anrichtet. Dieser Film verkauft einem also tatsächlich einen brutalen Mörder als Identifikationsfigur.
Conan wird selbst zum Dieb, lacht sich die Blondine Valeria (Sandahl Bergman, „Xanadu“) an, landet mit dem Kopf im Müsli und wird verhaftet. Man führt das Trio einem alten zauseligen König (Max von Sydow, „Der Exorzist“) zu, der es beauftragt, seine Tochter Thulsa Doom zu entreißen und sie zu ihm zu bringen. Doch als Valeria eine feste Beziehung will, lässt Hallodri Conan sie sitzen. Auf dem weiteren Weg zu Herrn Doom lernt Conan den Erzähler, Zauberer Akiro (Mako, „Insel am Ende der Welt“), kennen. Mit seinen langen Haaren und den Blumen sieht Conan plötzlich aus wie auf dem Weg nach Woodstock. Trotzdem ermordet er einen arglosen Priester (Jack Taylor, „Nachts, wenn Dracula erwacht“). Conan wird erwischt, aber am Leben gelassen – ein Fehler, wie sich im weiteren Verlauf herausstellen wird. Zugedröhnt pennend, wird er von seinem Kumpel Akiro angemalt. Seine aufdringliche Blondine ist auch wieder zugegen. Gemeinsam dringen sie in den Wellness-Bereich des Schlangenvolks ein, begehen Vandalismus und meucheln brutal Gäste und Angestellte dahin. Herr Doom verwandelt sich in eine Schlange und Valeria scheidet wortreich dahin. Zu zweit kämpft man nun im Finale gegen eine ganze Armee, bis – Abteilung Megakitsch – Valeria aus dem Totenreich zur Hilfe eilt. Einen brutalen, aber irgendwie auch ergreifenden, nach allen Regeln der Kunst durchästhetisierten Showdown später setzt er zu allem Überfluss auch noch den schönen sakralen Bau in Brand – wie auch immer das mit einer hochgeworfenen Feuerschale gelingt. Der Epilog wird dann nur noch als Texttafel verlesen.
Ja, „Conan – Der Barbar“ setzte Maßstäbe, nicht zuletzt durch den unablässig dudelnden Bombastklassik- und Mittelalterfolklore-Soundtrack Basil Poledouris‘, der zwischenzeitlich tatsächlich einige Höhepunkte offenbart. Am lausigen Drehbuch hingegen kann’s nicht gelegen haben. Ich kenne weder Howards Originalgeschichten noch wären mir – obwohl als Kind wirklich Comic-Allesleser – jemals Conan-Comics vor die Linse gekommen. Ich kann mir aber nur schwer vorstellen, dass diese ähnlich stumpfsinnig sind wie das, was der bekennende Rechtsextremist Milius aus Stones Entwürfen destilliert hat. Die Fantasiewelt wirkt trotz aller fantastischen Elemente zu simplizistisch, da sie klar umrissen in Gut und Böse aufgeteilt wird. „Gut“ soll dabei Conan sein, schließlich haben die anderen angefangen. Handlung und Verlauf sind vorhersehbar, die Romanze ist lachhaft und die spärlichen Dialoge wirken, als habe sie ein echter Barbar an Höhlenwände geklöppelt. Conans Verhalten und Taten werden in keiner Weise reflektiert, was in Kombination mit Milius‘ Weltanschauung tatsächlich zu einigem Unbehagen führt – zumindest bei politisch halbwegs wachen Geistern. Ok, es ist Low Fantasy, bei der es sich verbietet, allzu starke Parallelen zur Realität zu ziehen. Auch sollte nicht krampfhaft nach Subtexten gesucht werden – vermutlich weiß Milius nicht einmal, was ein Subtext ist. Beim Großteil des Publikums hängengeblieben sein dürfte in erster Linie: Ein österreichischer Anabolika-Bomber stapft als Barbar verkleidet homoerotisch in Fellunterhose und mit Schwert durch ein kitschiges Fantasy-Setting – und tritt damit das vielleicht bescheuertste Fantasyfilm-Subgenre los.
Milius versuchte offenbar, eine epische Atmosphäre zu erzwingen, was dem Film jedoch ein derart dröges Erzähltempo angedeihen ließ, dass einem schon mal die Augen zufallen können. Das wirkt alles derart pseudobedeutungsschwanger getragen, dass ich bei der Erstsichtung tatsächlich weggeschlummert bin. Für Abwechslung sorgen ein paar nackige Mädels, die durchs Bild springen, und ein Rotfilter, der bei einigen Szenen zum Einsatz kommt. Einen gewissen Respekt muss man sicherlich den Szenenbildnerinnen und -bildnern zollen, die in Verbindung mit der gelungenen Kameraarbeit einige für sich genommen starke Bilder erzeugten. Geärgert haben sich indes manche Conan-Leserinnen und -Leser darüber, dass die Figur Thulsa Doom nicht nur aus Howards Kull-Universum mir nichts, dir nichts für die Conan-Welt adaptiert wurde, sondern auch bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wurde, während man Thoth-Amon, eigentlicher Schlangenkult-Führer, links liegen ließ. Das Gros jedoch dürfte Conan erst durch diesen Film kennengelernt haben. Er wurde zur Blaupause für zugebenermaßen mithin sehr spaßig-debile Epigonen sowie zur Inspirationsquelle für manch Epic-Metal-Band, was manch weitere schwere Geschmacksverirrung hervorbrachte, mitunter aber auch zu erstaunlichen musikalisch-emotionalem Tiefgang beflügelte. Die Faszination für diesen Film und seine Darstellung eines hyper„männlichen“ Kriegers blieb mir jedoch zeitlebens fremd. Offenbar hat sich mir „das Geheimnis des Stahls“ nie wirklich erschlossen…
Regisseur Milius ließ sich weiter von seiner Gesinnung leiten, indem zwei Jahre später noch den plump antisozialistischen Propaganda-Streifen „Die rote Flut“ schrieb und inszenierte, bevor er weitestgehend in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Bereits mit der Fortsetzung „Conan – Der Zerstörer“ hatte er nichts mehr zu tun. Die Fortsetzung „Conan – Dem alles ganz schrecklich leidtut und der sich um Wiedergutmachung bemüht“ wurde leider nie realisiert.