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Der Film beginnt mit melancholischen Stadtaufnahmen, mit Eindrücken von menschenleeren, verregneten Gassen. Unterlegt sind die stimmungsvoll arrangierten und erstaunlich gut animierten Bilder von schwermütigem Jazz, der auch zum Ende wieder erklingt und „Red’s Dream“ eine eigentümliche, erwachsene Note gibt. In einer geschlossenen Fahrradhandlung steht einsam und alleine ein kleines Einrad in der Ecke. Der Preis ist bereits um 50 Prozent reduziert doch es scheint keinen Abnehmer zu finden.

Die Kamera fährt langsam auf den Sattel zu und dringt in einer tiefschwarzen Überblende in die Gedankenwelt des einsamen Einrades ein. Diese Handlungsprämisse entspricht ganz und gar dem Pixar-Charakter, schon im zuvor entstandenen „Luxor Jr.“ sind zwei Schreibtischlampen die Protagonisten, später sollten es Spielzeuge und Autos werden. Menschen sind, wenn überhaupt, nur Beiwerk.

So wie der schön animierte Clown, der das Einrad in dessen Traum fährt, dessen Gestaltung aber ebenfalls ganz und gar künstlich ist. Erst mit der Darstellung eines unverfremdeten Menschenbabys im folgenden Film „Tin Toy“ sollte Pixar eine naturalistischere Darstellung wagen und scheiterte zunächst.

In seinem Traum gleicht das Einrad Red einem Menschen völlig und bietet sich daher als ideale Identifikationsfigur für den jungen Zuschauer. Red träumt vom Rampenlicht und davon seiner Bestimmung nachzugehen statt ungenutzt sein Dasein zu fristen. Die Traumsequenz nimmt den zentralen Punkt des Films ein und überzeugt mit einigen sehr schönen Darstellungen wie das Jonglieren. Das Publikum aber wird ausgespart und bleibt ungezeigt, überhaupt bietet der Traum überraschend wenig Details. Wie üblich bei einem Pixar-Kurzfilm wird kein Wort gesprochen.

Im Gegensatz zum Vorgänger „Luxo Jr.“ ein großer Schritt in Richtung großes Kino und insgesamt ist „Red’s Dream“ auch wesentlich besser als „Tin Toy“, was hauptsächlich der bittersüßen Stimmung zu verdanken ist.

Fazit: Mehr als nur eine Fingerübung. John Lasseter kreiert eine sehr fantasievolle Kurzgeschichte als Ode an die Kraft der Fantasie. Dabei schafft er es trotz fehlender Handlung auch erwachsene Zuschauer zu beeindrucken und das mehr als nur in technischer Hinsicht.

6,5 / 10

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