George ist ein unbeherrschter Teenager. Er hat keinerlei Freunde, dafür aber sehr viel Kraft, auch aufgrund seines Gewichtes. Noch dazu ist er geistig etwas zurückgeblieben, was ihn jedoch nicht davon abhält, reihenweise seine Mitschüler zu verprügeln. Als den eher schwächlichen Sam auch dieses Schicksal ereilt, fassen er und sein Bruder einen Entschluss. Sie werden es George heimzahlen. Dazu wollen sie am Wochenende eine Bootsfahrt mit ihm veranstalten und ihn dabei in den Fluss werfen, so dass er nackt nach Hause laufen muss. Mit dabei sind auch noch 3 andere Teenies, unter anderem Sams Liebe Millie. Als die Freunde auf dieser Fahrt jedoch erkennen, das George eigentlich doch kein so übler Kerl ist, sondern seine Brutalität eher von seiner Lernschwäche und seiner Einsamkeit herrührt, wollen 4 von ihnen die Sache abblasen. Als George bei einer Runde Wahrheit oder Pflicht die eigentlichen Beweggründe der Jungs für diesen Ausflug erfährt , kommt es zu einer Katastrophe.
Jugenddramen in dieser Richtung gab es ja schon viele. Auffällig bei diesem hier sind die hervorragenden Leistungen wirklich aller 6 Nachwuchsdarsteller, die das ganze sehr glaubwürdig rüberbringen, wobei keiner hier in Overacting verfällt. Alle Handlungsweisen und Reaktionen sind absolut nachvollziehbar und wirken sehr realitätsgetreu. Insbesondere Rory Culkin, der kleine Bruder von Macaulay, zeigt seinem älteren Bruder mal, wie man richtig schauspielert (wobei letzerer mir in PARTYMONSTER durchaus gefallen hat).
Doch Regisseur Jacob Aaron Estes macht nach etwa 60 Minuten einen großen Fehler. Ich weiß nicht ob ihm das Budget ausgegangen ist oder er meinte das sein Film eventuell zu lang geraten könnte, doch die behutsam aufgebaute Geschichte endet meiner Meinung nach viel zu schnell. Auch wenn ich wahrlich kein Fan von langen Filmen bin, da sich viele in meist unnötigen Nebenhandlungen verstricken; in diesem Fall hätte ich wirklich noch mehr von den Gewissenskonflikten und Auswirkungen auf das Leben der Teenies erzählt bekommen.
Auch der eigentliche Auslöser dieses Ausfluges wird zu kurz angerissen, denn als Zuschauer hat man wirklich ein Problem George richtig zu hassen, da man von seinen Wutausbrüchen außer dem an Sam nichts zu sehen, sondern nur aus der Vergangenheit erzählt bekommt. So fehlt hier das Feindbild nahezu gänzlich. Doch hätte Estes für die Vorgeschichte noch mehr Zeit investiert wären die Relationen ja noch unpassender geworden.
Insgesamt bleibt unter dem Strich trotzdem ein sehr gut gespieltes Drama, das aber im letzten Abschnitt deutlich zu kurz gerät. Die gezeigten 85 Minuten würden durchaus im Bereich von 9 -10 Punkten liegen, der schnelle Abbruch sorgt jedoch für Abzug, so das es bei 8 bleiben muss…..vielleicht ist das aber auch nur mein persönliches Empfinden. Wenn man Filme wie „Stand by me“ oder „Mississippi“ mag sollte man sich "Mean Creek" auf jeden Fall ansehen.