Erbsen auf halb 6 (10/10)
Vorsicht: Spoiler!
Jakob Magnusson verliert bei einem Autounfall sein Augenlicht, er der gefeierte Regisseur. In der Reha Klinik stellt sich ihm Lilly vor. Gerade erst erblindet und sich nicht zurechtfindend, lehnt er ihre Hilfe barsch ab.
Erst langsam lernt er mit der Blindheit leben, und der Zuschauer bekommt eine Liebesgeschichte zu sehen, die so poetisch ist, dabei aber nie überzogen menscheln will.
Da ist die Szene im Feld, in der beide aneinander vorbeilaufen, und Lilly Jakob nach Gehör folgt. Da ist sein Selbstmordversuch vom Fernsehturm, der auf dem Kaffeetisch zweier alter Damen endet. Da ist die Fahrt nach Russland zu Jakobs Mutter, die bald sterben will. Erst seine Blindheit bringt ihn dazu, sie nochmals zu "sehen". Und die abenteueriche Fahrt durch Russland ist mit soviel Liebe und Wärme inszeniert, daß sie einfach Spaß macht.
Natürlich gibt es ein Happy End, beide kriegen einander, und daß zu recht. Daß ist so schön gespielt, und mit klassischer Musik unterlegt, daß es den Betrachter zu Tränen rührt.
Aber das Plus des Films ist seine Ehrlichkeit. Da wird der blinde Mensch nicht als Objekt des Mitleids gesehen. Lilly ist eine selbsttändige Frau, und sie bringt Jakob bei, sein Selbstmitleid aufzugeben.
Ein herrliches Stück Kino. Volle Punktzahl für einen Film, den jeder gesehen haben muss.
Herausragend.
Erbsen auf halb 6 ist einfach gutes Kino. Poetisch, zärtlich und einfach menschlich.