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„Theresienstadt“ ist die letzte Arbeit des Schauspielers und Regisseurs Kurt Gerron und gleichzeitig einer der letzten Propagandafilme der Nationalsozialisten. Gerron war im Gegensatz zu Fritz Hippler oder Veit Harlan aber kein angesehener NS-Regisseur, sondern war selbst Insasse im Titel gebenden Konzentrationslager und wurde von der SS als Regisseur und Autor für diesen Kurzfilm ausgesucht. Doch bereits vor der Vollendung wurde er deportiert und ermordet. Bis heute ist keine komplette Version erhalten, lediglich ein Fragment ist geblieben.

Wurde vier Jahre zuvor im Pseudo-Dokumentarfilm „Der Ewige Jude“ noch die Notwendigkeit der Vernichtung der Juden propagiert, so hat dieser Kurzfilm einen deutlich milderen Ton. Vollkommen verlogen wird ein Ghetto dargestellt in dem die Juden ihrem „normalen“ Leben nachgehen können. So fallen im ganzen Film keinerlei abfällige Bemerkungen oder antisemitische Hetzreden. Der damalige Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ sagt im Prinzip schon alles aus über die Intention des Films: Die wahren Umstände in den Konzentrationslagern soll verschleiert werden.

In der zweiten Hälfte sieht man ein (mäßig gefilmtes) Fußballspiel, so soll gezeigt werden das es nicht nur die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung sondern auch Großveranstaltungen für die Bürger gibt. Überall sieht man lachende oder zumindest zufriedene Gesichter und es werden keine hungernden oder schwer arbeitenden Menschen gezeigt. Nein, getreu dem Motto „Arbeit macht Frei“ zeigt man den so genannten Arbeitsalltag der Juden: Nach einer geregelten Schicht darf jeder seine Freizeit so gestalten wie er will. Soviel dazu. Vor allem durch große Mühen des Regisseurs wirkt das Ganze recht glaubwürdig inszeniert. Dabei muss man bedenken, dass sämtliche Statisten echte Insassen waren, für welche es sicher nicht leicht war vor der Kamera eine vergnügte und entspannte Stimmung darzustellen.

Fazit: Ein verlogenes Propagandaprodukt, ohne besonderen historischen Stellenwert und ohne die technische Brillanz der Leni Riefenstahl – Filme. Durch die tragischen Hintergründe und die Seltenheit des Filmmaterials aber sicher historisch interessant.

05/10

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