Fulci öffnet das Tor zur Hölle
In Sachen Charaktere, Story oder Dialoge ist "The Beyond" sehr leicht. Um es freundlich auszudrücken. Doch was Fulcis legendärer "Geisterstadt" an einem ausgefeilten Drehbuch fehlt, macht er in seiner fabelhaften Inszenierung wieder gut. Was hier in Sachen Atmosphäre, Splattereffekte, Soundtrack und positiv ungutem Gefühl aufgefahren wird, muss ihm ein anderer Horrorfilm erst noch nachmachen. "Suspiria" ist hübscher und ausgefeilter, "L'Aldila" ist sein dreckiges Gegenstück, nicht minder genial und vielleicht sogar noch eindringlicher. Er will gar keine logische Story zeigen. Er ist ein Zelluloidalptraum der besten Sorte. Fiebrig, ausweglos, diabolisch. Ein diffus-siffiges Labyrinth, wie es der zeigen persönlich nicht besser hätte schaffen können. Ein paar greifbarere Figuren wären zwar wünschenswert gewesen, seine von hypnotisch bis verstörend gehende Wirkung verfehlt Fulcis Tor zur Hölle trotzdem nie.
"The Beyond" ist ein kleiner großer Klassiker, dessen Rehabilitation über die letzten zwei Jahrzehnte wunderbar mit anzusehen war. Er gehört fest in meine Horror-Top-20 und beherbergt eine unerklärliche Sogkraft, die bei mir zugleich Angstschweiß und Freudentränen hervorruft. Von Fulcis Faszination für das (zerstörte) menschliche Auge bis hin zu einer apokalyptischen Stimmung sondergleichen gibt es hier viel zu entdecken. Mit Nachwirkung. Lange Zeit nur auf seine grandiosen Splattereffekte beschränkt, wird "The Beyond" mittlerweile als das gefeiert, was er ist: weit mehr als ein weiterer Zombie-Klon, weit mehr als Euro-Splattetschund, weit mehr als nur grieseliges Bahnhofskino. "The Beyond" ist ein Meisterwerk. Der Film, der mir Angst vor Spinnen gemacht hat. Das Werk, dass lovecraftschen Sphären vielleicht am nächsten von allen kommt. Fulcis großer Wurf.
Fazit: mein persönlich liebster Fulci - schon allein wegen den intensiven letzten 15 Minuten, die sich bei mir auf ewig eingebrannt haben und für die ich keine Konkurrenz sehe. Ein grandioser Höllenritt ohne Wiederkehr. Berühmt-berüchtigter Euro-Horror der wabert, splattert und kreucht und fleucht. Atemlos!