„Einer der besten italienischen Horrorfilme und der beste von Lucio Fulci“ sind die Worte die man oft über „The Beyond“, in Deutschland gerne als „Geisterstadt der Zombies“ oder (schon passender) als „Über dem Jenseits“ bezeichnet, in Horrorfan – Besprechungen so hört. Doch leider kann ich, wie schon bei „Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“ / „Zombi 2“ (1979) nichts wirklich Bemerkenswertes an „The Beyond“ entdecken. Er ist für mich nicht viel mehr als ein weiterer italienischer Splatterschinken aus der Splatter – Ära der frühen 80er, die sich 1982 schon ihrem Ende zu neigte.
„Geisterstadt der Zombies“ versucht die klassischen Elemente des Gothik - Horror mit den modernen des Splatterfilms zu verbinden. So detailliert wie Fulci jedoch stets die Gewalt zelebriert, zerstört er oft jede eventuell aufkommende Horror – Stimmung. So z. B. in der bekannten Anfangsszene (sowohl in Farbei als auch in s / w existent, die s / w ist aber besser). Die noch völlig ungeklärte Ankunft des Mobs, der zunächst auf einem Boot, durch eine Sumpflandschaft schippernd daherkommt, zieht für sich allein die Aufmerksamkeit des Zuschauers ganz auf sich, der muss aber sofort auf Distanz gehen, als die Menschen anfangen, den potentiellen Hexer aufs brutalste zuzurichten. Ähnlich verhält es sich später mit dem Kemptner, der im modrigen Keller getötet wird, auch hier wird die abschließende Gewaltszene viel zu sehr überbetont.
Wer bereits „Woodoo“ gesehen hat, dem wird es auch ohne Vorkenntnis nicht schwer fallen, Lucio Fulcis Stil wiederzuerkennen. Auch hier wieder das Spiel mit den vielen Blicken und Close Ups von Augenpaaren. Splatteraktionen gegen das menschliche Auge gibt es hier sogar mehrere Male, nicht weniger als drei Male müssen Menschen den Verlust eines Auges hinnehmen. Die Intentionen des Regisseurs bleiben aber nach wie vor unklar, nur wurde dieses Element in „Woodoo“ sehr viel geschickter umgesetzt.
Eigentlich für den Film sprechen sollte die Tatsache, dass „The Beyond“ sich nicht einfach auf das übliche Zombie – Szenario beschränkt, das kommt erst gegen Ende wirklich zum Tragen. Tatsächlich wird hier versucht eine wirklich neuartige Geschichte zu erzählen. Leider ist diese so konfus, dass man beim ersten Sehen eigentlich nicht weiß, worum es nun eigentlich geht. Beim zweiten jedoch auch nicht. Man muss sich hier eigentlich selber einige Theorien zusammen spinnen, wenn man unbedingt Sinn darin entdecken will. Dies scheint aber nie wirklich die Intention Fulcis gewesen zu sein. Dieser wollte wahrscheinlich viel mehr das Publikum mit einer Reihe schockierender und Ekel erregender Szenen bei der Stange halten und mit etwas Horror – Atmosphäre zwischendurch so was wie Spannung erzeugen. Doch auch diese Rechnung geht hier nicht immer auf, aus Gründen, die ich oben schon erwähnt habe.
Für den Gorehound ist „The Beyond“ sicherlich durchaus sehenswert. Giannetto de Rossi leistet wieder mal ganze Arbeit und lässt es ordentlich schmoddern. Fulci tut noch das Seinige und setzt die Gore – Szenen noch so effekthascherisch wie möglich in Szene. Darüber ob die Effekte auch realistisch wirken will ich mich gar nicht auslasen, denn das tun sie in Splatter - Filmen eigentlich nie wirklich.
Über die Beschlagnahmung nach § 131 sage ich nur folgendes: Welche arroganten Säcke halten denn bitte schön den Normalbürger für so bescheuert, dass er von so einem Film zur Gewalt inspiriert oder angestachelt werden könnte. Eher die Beschlagnahmung als solche ruft Gewaltfantasien hervor. Das Teil gehört ab 18 freigegeben und dann ist gut.
Schauspielerisch ist „Geisterstadt...“ zwar keine Katastrophe, aber dennoch ist hier auf dem Sektor alles etwas bieder. David Warbeck stellt den typischen Sunny – Boy – Typ dieser Zeit dar, wobei das Augen zusammenkneifen irgendwie sein Lieblingsmittel dazu zu sein scheint, denn ansonsten wirkt er meist ziemlich lustlos. Katherine McColl kommt da schon etwas besser weg, obwohl sie eine ziemlich undankbare Rolle hat. Offenbar versucht sie in der zweiten Hälfte, als sich die Hinweise häufen, dass ihre Erscheinungen nichts als Hirngespinste sind, einen Spagat zwischen Verzweiflung und Wahnsinn zu spielen. Dies allerdings mit mäßigem Erfolg. Über den restlichen Cast braucht man eigentlich nicht weiter viel Worte zu verlieren, außer vielleicht über Sahra Keller (oder Cinzia Monreale) die ja nun wirklich eine unmögliche Rolle hat. Dabei kommt sie aber noch ganz gut weg. Der Rest stört zumindest nicht.
Einen gewissen trashigen Charme versprüht immerhin die Musik von Fabio Frizzi, die für den Kenner sofort die Herkunft des Films verrät.
Als sehenswert kann man „Geisterstadt der Zombies“ / „Über dem Jenseits“ eigentlich nur bezeichnen für Gorehounds, 131er Komplettisten und für Horror – Sammler, die auch die wichtigsten italienischen Beiträge aus der alten Splatter – Ära brauchen.
Ansonsten ist „The Beyond“ ein eher schwacher Horrorfilm mit völlig abstruser Handlung und ein gutes Beispiel dafür, dass explizite Gewaltdarstellungen oft auch hinderlich für die Erzeugung von Horror - Stimmung sein können.
4 / 10