Europäische Koproduktionen sind heutzutage meistens schon auf große Distanz zu erkennen. Mit gut durchmischtem Cast erzählen sie zu neunzig Prozent von dem Gefühl, innerhalb der Staatengemeinschaft zu leben und zu lieben. Eine ehrenwerte Sache, die jedoch auch immer bierernst daherkommt. Keine Produktion, in welche multinationale Gelder fließen, würde sich gegenwärtig ausschließlich dem puren Unsinn verschreiben.
Dass man dies in den wilden Sechzigern anders sah, beweist diese italienisch-deutsch-französisch-jugoslawische Gemeinschaftsproduktion rund um die drei titelgebenden Supermänner.
Denn unter der Regie von Gianfranco Parolini, der sich als "Frank Kramer" hinter demjenigen seiner vielen Pseudonyme versteckt, unter dem er auch die beliebte "Kommissar X"-Reihe umsetzte, wird hier das große bunte Comic-Fass aufgemacht. Und da sprudelt dermaßen viel Übermut heraus, dass es den Film beinahe zu sprengen droht.
In knallroten, schreiend komischen Strampelanzügen samt kugelsicherem Schlabberlätzchen und Saugnapfstiefeln wird hier zur Rettung der Welt ausgerückt, dass es Donald Duck in seiner Zweitidentität als Phantomias glatt von den Sprungfedern hauen würde.
Und Sprungfedern (genauer: Trampoline) lauern in diesem Film an jeder Ecke, damit unsere Helden (verkörpert von Tony Kendall, Brad Harris und Nick Jordan) auch möglichst zu jeder Zeit grandiose Sprünge über die Köpfe ihrer Verfolger tätigen können. Derer gibt es viele, denn das Heldentrio nimmt es nicht so genau mit dem Gesetz und raubt auch schon mal in Robin-Hood-Manier das FBI oder Botschaften aus, um seine kostspielige Akademie für begabte Kinder und scharfe Miezen finanzieren zu können. Ein echter Fulltime-Job für unsere drei Supermänner.
Kendall verkörpert in diesem Team dabei sowohl das Hirn als auch den Ladykiller (der hat wohl am Drehbuch mitgeschrieben, bei diesen Knochenjobs), während Jordan zwar für die beeindruckenden Stunts verantwortlich ist, sich aber mit einer stummen Rolle zufrieden geben muss. Stumm? Nicht ganz, denn die deutsche Synchro jubelt ihm die Fähigkeit zu den Begriffen "Schööön!" und "Klasse!" unter, die dann auch ausgiebig zur Anwendung kommen. Bliebe da noch Harris, der eine durchaus zwielichtige Position einnimmt, da er als ehemaliger FBI-Agent ursprünglich ein Gegner der Supermänner war. Was plant er wirklich?
Für wen sich der Inhalt bis hierhin konfus anhört, dem sei gesagt, dass der Film auch keine Anstrengungen unternimmt, sein Ideenknäuel halbwegs schlüssig zu entwirren. Hier mal ein Coup, dort mal eine Verfolgungsjagd, Hauptsache, es kommen große Waffen zum Einsatz und allgemeiner Spaß ist gesichert.
Wichtig und entscheidend für den Handlungsverlauf ist, dass sich auch hier letztendlich mal wieder alles um die ganz große Wurst, sprich, einen wahnsinnigen Wissenschaftler, dem es nach Weltherrschaft dürstet, dreht. In diesem Fall hört der charmante Irre auf den Namen Golem, was nahelegen würde, dass er selbst nur die Marionette eines noch viel wahnsinnigeren Genies ist (in dieser Hinsicht wird uns der Film enttäuschen).
Nun, wenn man schon in Sachen Namensfindung nicht so der Bringer ist, muss zumindest die Weltübernahmemethode Klasse haben, und da kann Goli mit seiner Repro-Maschine eindrucksvoll punkten. Seien es nun Geldbündel, Goldbarren oder sogar Menschen, alles wird von seinem Apparat vervielfältigt. Was ihm sowohl Finanz- als auch Personalprobleme elegant aus dem Weg schafft. Stinkreich und von seiner Klonarmee bewacht ergötzt er sich an seinem 3 Kilometer langen Geheimtunnel, der unter seiner als Waisenhaus getarnten Operationsbasis verläuft.
Keine Frage, diesen schurkischen Schurken gilt es zu stoppen, was unsere drei Pyjamas dann auch durchaus nachdrücklich angehen. Während Kendall es hierbei eher über die charmante Tarnen-und-Täuschen-Methode versucht, erhält Harris ausgiebig Gelegenheit, seinen ursprünglich für "Herkules"-Filme angeschafften Astralkörper gen Linse auszurichten. Was entsprechend deplatziert, für den Film aber wiederum genau richtig ist, wenn er wie ein Solarium-Hulk durch die Reihen schmaler Bösewichthemden pflügt.
Abgeschmeckt wird der aufgekratzte Spaß dann noch mit abgedrehter Technik (Drehkreuz-Flammenwerfer!), grandiosen Sprüchen und Kung-Fu in feinster Green Hornet-Tradition, damit die Comic-Sause auch perfekt gerät.
Und wie diese Sause bei aller Abstrusität auf angenehme Weise Stil und Haltung bewahrt, ist auch heutzutage noch vorbildlich. Gerade, wenn man bedenkt, dass gerade Filmprojekte wie "Tintin" in der Mache sind, bei denen es auch darauf ankommen wird, den richtigen Ton zwischen Absurdität und niveauvollem Augenzwinkern zu treffen.