„Once upon a time in Highschool“ ist eigentlich ein netter kleiner koreanischer Film, unter dessen Fassade aber etwas anderes steckt, als die Hülle glauben machen möchte. Die Vermarktung verspricht eine Hommage an Kampfsportlegende Bruce Lee, was der Film letztlich eigentlich nicht ist. Zwar spielt Lee für die Entwicklung des Hauptcharakters schon eine gewisse Rolle und begleitet ihn als Idol durch seine Jugend, viel mehr Parallelen gibt es aber nicht. Geht man mit der festen Erwartungshaltung heran, nämlich einen Martial Arts Film zu sehen, kann man eigentlich nur enttäuscht werden. Allerdings sind die Macher daran nicht ganz unschuldig, gleich der Beginn philosophiert über Lee’s Jet Kune Do und garniert dies mit einigen Ausschnitten aus „Fist of Fury“, das war dann aber auch schon alles.
Dennoch sollte man dem Film eine Chance geben, denn er bietet wunderbare Einblicke in das Leben eines Teenagers im Korea der späten Siebziger. So geht es in erster Linie natürlich um die Liebe, zwei Jugendliche streiten sich um das gleiche Mädchen, da sind Herzschmerz und Tränen natürlich vorprogrammiert. Zwar kommt das bisweilen schon sehr schnulzig rüber, verläuft aber immer noch in tolerierbaren Bahnen. Die dramatische Komponente macht die Figuren jedenfalls greifbar und ihr Handeln nachvollziehbar, was die fehlende Spannung ganz gut kompensiert. Gerade hier liegt einer der erzählerischen Schwachpunkte, denn obwohl die Geschichte facettenreich gestaltet ist und interessante Einblicke in menschliche Innere gewährt, fehlt es an reizvollen Augenblicken und Abwechslung. Die Geschichte wird zu linear erzählt und bietet kaum Höhepunkte, hinzu kommt das insbesondere der Hauptcharakter uncharismatisch und langweilig daherkommt. Das mag zwar handlungsbedingt so gewollt sein, macht die Figur aber nicht gerade zum Sympathieträger.
Interessant sind dafür die persönlichen Dispute der Schüler, besonders das Machtgerangel der Halbstarken erinnert dabei ein wenig auch an die eigene Jugend. In dieser Schulklasse arten die Sticheleien und Schikanierungen aber in pure Gewalt aus, die über gewöhnliche Abreibungen hinaus gehen. Der vielleicht interessanteste Aspekt ist dabei die versteckte Kritik am koreanischen Schulsystem. Die Brutalität der Schüler kommt nicht von ungefähr, sondern beginnt schon bei den Demütigungen am Eingangstor. Hat jemand seinen Kragen nicht ordnungsgemäß gebunden, setzt es Prügel und Beleidigungen. Jedes Vergehen wird hart bestraft und von den Lehrkräften mit dem Rohrstock gewaltvoll eingetrichtert. Das eine Generation von seelisch verstümmelten Menschen heranwächst, zeigt sich umso deutlicher bei den „Fight Club“ ähnlichen Schlägereien auf dem Schuldach. Für eine Gesellschaftstudie inklusive Kritik am eigenen Staatsapparat ist „Once upon a time in Highschool“ letztlich aber zu inkonsequent. Die herzlose Erziehung mit dem Ziel aus der Masse der Lernschwachen nur die Eliteschüler herauszupicken, wird durch die Lovestory zu sehr aufgeweicht und geht etwas unter. Nur einmal wird das unterschwellige Thema wirklich auf den Punkt gebracht: „Fuck every school in korea“ heißt es da ganz freimütg.
Noch einmal zurück zu Bruce Lee und seine Verbindung zum Film. Man kann sicherlich viel hinein interpretieren welche Inspiration der Meister war. So wird unter anderem auch angedeutet dass der Geist des Jet Kune Do und Kampfkunst allgemein darin besteht, für seine Ideale und Werte einzustehen. Hyun-Soo setzt sich für Schwachen und Unterdrückten ein, ohne dabei die Konsequenzen für sich zu bedenken.
Dann gibt es aber auch noch ein paar offensichtliche Anlehnungen an Lee, die eine mehr die andere weniger geglückt. Der nachgestellte Dojo-Kampf aus „Fist of Fury“ im Klassenzimmer gehört eher zu den bescheideneren Momenten. Klasse hingegen die Schlußszene vor dem Kino, zu jener Zeit erlangte gerade Jackie Chan seinen großen Durchbruch mit „Drunken Master“. Beide witzeln wer nun der bessere sei, Lee oder Chan.
Die besten Szenen sind in meinen Augen aber diejenigen, in denen Hyun-Soo seinem Idol nacheifert und fleissig trainiert. Besonders eindrucksvoll dabei die Nunchaku Trainingssequenzen und die anschließende große Keilerei auf dem Schuldach, übrigens die einzig wirklich actionreiche Szene.
Fazit:
„Once upon a time in Highschool“ ist eine unterhaltsame Teenie-Klamotte mit Tiefgang. Leider plätschert die Handlung oft vor sich hin, ohne wirklich dramatische oder aufreibende Momente zu bieten. Die versteckte Sozialkritik kommt leider auch nicht in dem Maße zu tragen, wie es ursprünglich vielleicht beabsichtigt war. Eines ist der Film jedenfalls nicht, ein Actionfilm. Die Verneigung vor Bruce Lee kommt nur sehr dezent zum tragen und ist keine Motivation den Grund anzuschauen. Echte Bruce Lee Jünger, die deftige Martial Arts erwarten werden in diesem Punkt definitiv enttäuscht.