Review

Mumien haben es nicht leicht. Eine vertrocknete, hirnamputierte, in Bandagen gehüllte Kreatur, die auf der Suche nach Opfern elendig langsam durch die Gegend schlurft, das ist nicht unbedingt der Stoff, aus dem Alpträume gemacht sind. Würde die Mumie noch zur Schule gehen, ich bin mir sicher, sie würde von ihren Mitschülern, die den Gattungen Vampiren, Werwölfen, Geistern und Zombies angehören, brutal gemobbt werden. Selbst Frankensteins Monster würde beim Anblick der Mumie vermutlich Tränen lachen. So ähnlich dachten wohl auch Frank Agrama und seine Co-Drehbuchautoren Daria Price und Ronald Dobrin, als sie im Jahre 1980 ihr eigenes Mumien-Projekt anpackten. Und deshalb stellten sie ihrer Mumie eine Horde Zombies unterstützend zur Seite, die sich blutig durch die Cast fressen konnte. Ein Schelm, wer da denkt, sie würden fröhlich auf den von George A. Romero mit Dawn of the Dead (Zombie, 1978) ins Rollen gebrachten Zombie-Zug aufspringen. Ihren dreisterweise Dawn of the Mummy betitelten Film rettete diese Idee jedoch nicht, hat der qualitativ doch weit mehr gemein mit Andrea Bianchis Über-Baddie Le Notti del terrore (Die Rückkehr der Zombies, 1981) als mit Romeros Genre-prägenden Zombie-Epos.

Im Mittelpunkt des Filmes steht eine kleine Gruppe amerikanischer Dumpfbacken, die zwecks Foto-Shooting für ein renommiertes Modemagazin nach Ägypten reisen. Dort stolpern sie zufällig über die Grabstätte des bösen Pharaos Safiraman, der vor etwa fünftausend Jahren das Zeitliche segnete und samt seinen Anhängern in einer geheimen Zeremonie bestattet wurde, auf daß er eines Tages triumphal zurückkehren möge. Daß unweit seiner Ruhestätte Leichenteile im Wüstensand liegen, ein nervöser Wächter das Feuer auf sie eröffnet und ein blonder "Archäologe" namens Rick (George Peck) gerade dabei ist, mit seinen Kumpanen die Gruft zu plündern, hält unsere "Helden" nicht davon ab, wie ein geisteskranker Hornissenschwarm in die Grabkammer einzufallen, um dort ihre Fotos zu schießen. Dies nimmt der Pharao prompt zum Anlaß, seine Totenruhe zu beenden, und zusammen mit seiner treuen Gefolgschaft macht er Jagd auf alles, was seinen Weg kreuzt. Die Grabräuber, die Models oder die Bewohner der nahegelegenen Stadt, nichts und niemand ist vor seiner Rache sicher. Und so werden bald Hälse zerbissen, Kehlen zugedrückt, Gedärme aus Leibern gerupft, und ein Fleischer bekommt gar sein eigenes Hackebeil zu schmecken.

Obwohl Dawn of the Mummy eine amerikanische Produktion ist, die überwiegend in Ägypten gedreht wurde, fühlt sich der Film sehr europäisch, um nicht zu sagen italienisch an. Es sind nicht nur die talentlosen Knallchargen, die sich als Schauspieler versuchen und kläglich scheitern, nicht nur der akzeptable Synthesizer-Score von Shuki Levy, der die Vorgänge akustisch versüßt, und nicht nur die paar stimmungsvollen Zombie-Sequenzen, die auch in einem Fulci-Klassiker nicht völlig out-of-place gewirkt hätten, sondern es sind vor allem die trashig-billigen Masken, die recht saftigen Gore-Effekte und natürlich die Art und Weise, wie diese in Szene gesetzt wurden, welche für dieses angenehm käsige Spaghetti-Horror-Flair sorgen. Wenn man berücksichtigt, daß das Makeup-Design von Maurizio Trani (Zombi Holocaust, Quella villa accanto al cimitero, Wild beasts - Belve feroci) stammt, dann ist das auch gar nicht so verwunderlich. Tranis Arbeit ist zwar nicht gerade spektakulär (Pharao Safiraman hätte sich z. B. schon etwas mehr verdient als eine Ekelfresse der Marke "vergammelte Pizza"), kann sich aber durchaus sehen lassen. Und der Gore-Anteil ist hoch genug, um auch Fans der härteren Gangart zufrieden zu stellen.

Leider dauert es lange, bis das große Gemetzel endlich beginnt, und so richtig rund geht es erst in den letzten zwanzig Minuten. Bis dahin geschieht nicht viel Erwähnenswertes. Man kann sich natürlich an George Pecks unfaßbarem Over-Acting ergötzen (der Typ dreht auf, als gelte es, die Weltmeisterschaft im Grimassieren zu gewinnen), die hirnrissig belanglosen Dialoge respektive die zum Himmel schreiende Dummheit der Figuren abfeiern (da ist echt einer blöder als der andere), sich an den exotischen Landschaften und Schauplätzen erfreuen, die vermoderten Zombies bestaunen (so man sie im Dunkeln denn erkennen kann), welche sich in Zeitlupe aus ihren sandigen Flachgräbern schälen (die mit Abstand beste und stimmungsvollste Sequenz des Filmes) oder auch einfach nur die Mumie anfeuern, auf daß sie doch endlich erwachen und all die Idioten von ihrem Elend erlösen möge. Wie man es auch dreht und wendet, Dawn of the Mummy ist kein guter Film und darüber hinaus ist er - über weite Strecken - eine sehr langatmige und wenig aufregende Angelegenheit. Das gorige Finale rettet, was zu retten ist, was aber nichts daran ändert, daß bei diesem leidlich unterhaltsamen Mumien-/Zombie-Quatsch wohl nur Bad-Movie-Fans auf ihre Kosten kommen.

Details
Ähnliche Filme