Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit bis Hollywood den Helden des 11. Septembers endlich einen eigenen Film widmete. Seit Ron Howards nunmehr 14 Jahre altem „Backdraft“ standen die „Firefighter“ nicht mehr im Mittelpunkt. Grund genug also, ihnen endlich einen würdigen Film zu widmen. Denn den stellt er der ganz auf Optik setzende und kaum Wert auf die Story legende „Backdraft“ sicher nicht dar.
Regisseur Jay Russell („My Dog Skip”, „Tuck Everlasting”), der bisher in diesem Genre noch nicht in Erscheinung trat und mit “Ladder 49” sein erstes Big-Budget-Projekt angeht, beginnt zwar auch mit einem feurigen Inferno, legt darauf aber weniger Wert auf die Dämonisierung des Feuers oder der schnellen Abarbeitung einer Alibistory, sondern will quasi wertneutral die Sonnen- und Schattenseiten des gefährlichen Berufs zeigen.
So gibt es hier zwar ebenfalls riskante Löschaktionen mit allen bekannten und immer wieder gern gesehenen Elementen (Stange runterrutschen, Rasereien im Löschzug, Schläuche ausrollen, Hydranten anschließen, Vortasten durch verrußte Korridore), doch der Fokus liegt auf dem eigentlichen Leben, dass diese Menschen führen. Festgemacht wird das anhand von Jack Morrison (Joaquin Phoenix, „Gladiator“, „Signs“), dem in der Rahmenhandlung während einer riskanten Rettungsaktion plötzlich der Boden wegbricht und in die Tiefe stürzt. Unten angekommen, lässt der schwer verletzte Feuerwehrmann seine letzten 10 Jahre noch mal Revue passieren, während seine Kollegen verzweifelt versuchen in dem Großbrand zu ihm vorzudringen.
Die hier gezeigte Bekämpfung des Feuers ist bei weitem nicht so spektakulär wie in „Backdraft“ und wirkt aufgrund der sich offensichtlich einstellenden, mitunter tödlichen, Routine, sowie der dosierte Einsatz einer wackeligen, an eine Reality-Show erinnernden Handkamera ziemlich authentisch. „Ladder 49“ zeigt zwar mutige, ihr Leben riskierende Männer, heroisiert sie aber meist nicht so sehr wie „Backdraft“ und bleibt damit auf den Boden der Tatsachen.
Morrison beginnt seine Flashbacks mit seinem ersten Tag bei der Truppe. Der raue Einstieg, die ihn erst mal neckenden Kollegen und das erste erfolgreich bekämpfte Feuer sind die ersten wichtigen Elemente des Anfangs. Diese Feuerwache, die von Captain Mike Kennedy (John Travolta, „Face/Off“, „Basic“) geleitet wird, ist eine verschworene Gemeinschaft, die sich auch außerhalb prächtig versteht. Übrigens zusammensetzend aus so bekannten, nicht immer in A-Movies tätigen, Gesichtern wie Robert Patrick („Terminator 2: Judgment Day“, „From Dusk Till Dawn 2: Texas Blood Money“), Morris Chestnut („Half Past Dead“, „Anacondas: The Hunt for the Blood Orchid“) und Tim Guinee („Vampires“, „Blade“), die keine Glanzvorstellungen abgeben, aber sehr solide agieren.
Wie erwartet besteht so ein Leben aus Höhen und Tiefen. Der dank Jacks Kollegen erfolgreichen Verkupplung mit Linda (Jacinda Barrett, „Urban Legends: Final Cut“, „The Human Stain“), sowie der spätere Kindersegen, stehen der Tod von Teammitgliedern und damit auch die eigene Angst vor dem Sterben, sowie daraus resultierende Gedanken eines Berufswechsels gegenüber. „Ladder 49“ vermeidet es dabei, abgesehen von ein paar Beerdigungen, in arg pathetische Daily-Soap-Niederungen abzudriften und schildert ziemlich eindringlich, auch dank eines sehr ernst und gefühlvoll aufspielenden Joaquin Phoenix, in was für einem Zwiespalt sich diese Männer täglich manövrieren. Dem riskanten Job steht immer eine Familie gegenüber, die Angst hat, dass die Ehemann und Vater abends nicht nach Hause kommt.
„Ladder 49“ ist mit Sicherheit gut gemeintes, ambitioniertes Kino, mit dem sich dann jedoch auch nur die Amerikaner vollends anfreunden können. So ehrlich dieser Blick in das Privatleben der Feuerkämpfer auch ist, er hat keine richtigen Stärken und Höhepunkte. Weder packen die dramatischen Kapitel, noch reißen die hitzigen Löscheinsätze der züngelnden Flammeninfernos den Zuschauer hinfort. Der Film setzt sich letztlich aus Motiven zusammen, die man alle schon kennt und zwar aus zu vielen Cop-Filmen. Das macht „Ladder 49“ nicht wirklich schlecht, nur ihm fehlt letztlich nichts Neues ein.
Die rückblickende Erzählweise soll dabei helfen, nur leider wird dem schwer verletzten Jack und seiner sich zu ihm vorkämpfenden Kollegen so wenig Szenen wie möglich zugestanden.
Joaquin Phoenix und John Travolta machen hier wie erwartet eine gute Figur. Der zunächst schüchterne, später immer selbstbewusstere und zu einem wichtigen Mann im Team avancierende Jack ist Phoenix auf den Leib geschrieben. Auch wenn Phoenix hier keine Topleistung abgibt, gelingt ihm die glaubwürdige Darstellung der Hauptfigur problemlos.
John Travolta reißt hier natürlich wieder einige Szenen an sich, lässt sich jedoch nicht zum, hier auch unpassenden, Overacting verführen, sondern glänzt als erfahrener Mix aus Vaterfigur und Vorgesetzter.
Der Humor spielt im übrigen eine nicht unwichtige Rolle in „Ladder 49“, denn ohne ihn würden die Wartezeiten auf den nächsten Brand innerhalb der Wache wohl zu einer Tortur werden. Trauer, Schmerz und Streit gehören aber genauso zu den vorzufindenden Motiven. Insbesondere nach tragischen Unfällen von Kollegen ist die Atmosphäre doch sehr aufgeheizt.
Nun bleibt „Ladder 49“ ein Anspruch zu attestieren, endlich mal ein Drama zu sein, dass ganz ohne Plakativität das Leben eines in New York lebenden Feuerwehrmanns zu zeigen. Leider bleibt es dabei denn auch, denn es fehlt dem Film der Mut aus der Konventionalität auszubrechen und mehr als nur publikumsgerechte Unterhaltung zu sein. Gern hätte ich hier einen Mann gesehen, der das Publikum verschreckt, in dem er nicht nur physisch, sondern auch psychisch in Bedrängnis gerät – belastet von der Verantwortung als Familienoberhaupt und den Schicksalen seiner Kollegen. So bleibt leider nur weitestgehend sorglose, wenn auch am Ende überraschend konsequente Mainstreamunterhaltung, die in unseren Breitengraden wohl eher auf weniger Gegenliebe stoßen dürfte. Vielleicht wurde auch deswegen der ursprüngliche Start (Herbst 2004) noch mal um ein halbes Jahr verlegt?!
Fazit:
Gut gemeintes, aber letztlich über weite Strecken inkonsequentes Actiondrama, das seinen Fokus auf das Leben der täglich ihr Leben riskierenden Feuerwehrmänner Amerikas richtet, es dabei aber vermeidet das Publikum vor den Kopf zu stoßen und sich zu opportunistisch zum Ende schlängelt. Die verkorkste Erzählstruktur nimmt dabei große Portionen Dramaturgie. Joaquin Phoenix und John Travolta machen ihre Sache gut, die Löschaktionen sind von Routine und Realismus geprägt und Klischees werden weitestgehend auch vermieden. Zurück bleibt damit ein durchschnittlicher Eindruck. Balsam für die wunden Seelen der amerikanischen Bevölkerung. Ihren Helden geht es also doch wieder gut...