„Dracula“ war ein Meilenstein für die britischen Hammer Films, die nach ihren Frankenstein-Erfolgen so noch einen weiteren Horrorklassiker in den weltweiten Fokus brachten.
Wie schon bei Frankenstein mit Peter Cushing und Christopher Lee in den Hauptrollen, sorgten die bekannten Gesichter für wohliges Gruseln, doch damit hob nicht sofort eine neue Reihe von Filmen ab.
Cushing ließ sich mit „Dracula und seine Bräute“ zwei Jahre nach „Dracula“ als Erster wieder überreden, seine Paraderolle wieder zu übernehmen, doch der Titelcharakter war lediglich ein deutscher Etikettenschwindel – der berühmte Vampir kam im Film gar nicht vor – was die Qualitäten des späten Schwarz-Weiß-Films nicht schmälern soll.
Christopher Lee zögerte länger, so sehr liebte er das schwarze Cape und die langen Hauer nun auch nicht – und wartete bis 1965, ehe „Dracula: Prince of Darkness“ das Licht des Mondes erblickte.
Wieder mit Terence Fisher auf dem Regiestuhl, aber ohne Cushing, sollte der Graf wieder auferstehen.
Hätten sie es doch gelassen.
Selbst angesichts der furchtbaren Modernisierungen, die die Franchise im Laufe der frühen 70er Jahre später noch durchmachte, ist diese blutleere und oftmals schlichtweg dämliche Inszenierung ein kapitabler Bock.
Zunächst einmal kommt die Story dieses Revivals überhaupt nicht in die Gänge, nahezu die Hälfte der nicht mal 90minütigen Story versandet in einer langatmigen Vorbereitung, wobei der Showdown aus dem Original diesem Film auch noch vorangestellt wird.
Der Zuschauer muß dem Schicksal zweier in den Karpaten urlaubender britischer Pärchen beiwohnen, die in einer abgelegenen Herberge mit allerlei vampirischem Aberglauben konfrontiert werden, während ein resoluter Mönch (Andrew Keir macht wenigstens optisch eine gute Figur) das ins Reich des Schwachsinns abschiebt, nur um später genau das Gegenteil zu behaupten.
Trotz zahlreicher Warnungen seinerseits, das Dörfle Karlsbad nicht aufzusuchen und schon gar nicht das hiesige Schloß zu besuchen, schmeißt sie der Kutscher prompt genau an der entsprechenden Wegkreuzung aus dem Gefährt. Vom Städtchen sehen wir gar nichts, aber die aufgeklärten Briten lassen sich per unheimlicher Kutsche natürlich trotz Widerstand ihrer Frauen aufs Schlösschen transportieren, wo ein Pärchen zur Wiedererweckung des alten Saugers herhalten muß…
Der abgedroschene Verlauf der Handlung ist ja fast noch das Beste an dieser Plotte, denn wie dieser gelutschte Drops präsentiert wird, ist noch viel schlimmer. Anthony Hinds und Jimmy Sangster legen ihren Paaren ein paar Dialoge in den Mund, bei dem sich die Fußnägel aufrollen, lassen die Figuren sich widersprechen bzw. innerhalb weniger Sekunden widersprüchliche Entscheidungen treffen. Der Rest des Dialogs schwankt zwischen klischeehaft, redundant und schlichtweg blöd.
Das führte wohl auch dazu, das Mr.Lee seine Dialogzeilen dermaßen schrottig fand, das er gleich komplett stumm agiert, was seine Performance als Reißzahn aber auch nicht wesentlich aufbesserte.
In den letzten 20 Minuten wechselt die Handlung noch in das Mönchskloster, wo ein Renfieldersatz, der zweckbefreit eingeführt wird, prompt genau das tut, was nicht getan werden darf (laut der Erklärungen des Mönchs) – wie überhaupt alles hier auf dem Herdplattenprinzip funktioniert: Nicht anfassen, es ist heiß – na dann probieren wir das mal aus.
Erwähnenswert sind maximal die hübschen Matte Shots, die gute Ausstattung und Ausleuchtung, die Farbfotographie (auch wenn es hier mit der Logik hapert, denn es wird ständig hell und dunkel wie Vogel will) und eine Szene mit relativer erotischer Ausstrahlung, als Dracula sein Hemd öffnet und sich in die Brust schneidet, um die holde Maid am Blute naschen zu lassen.
Eine Erwähnung wert ist sicherlich das Auftreten von Charles Tingwell, den wir alle noch als Inspektor Craddock aus den Miss Marple-Filmen kennen und der selbstzufrieden vor sich hin lächelt, bis er über Draculas Sarg ausbluten darf.
Nicht so gelungen aus heutiger Sicht die Wahl der überlebenden Eheleute, die zur allgemeinen Belustigung als Charles und Diana sich ständig mit Namen rufen müssen.
Das Ergebnis ist ein reichlich albernes Stück Film, das man am besten mit weggedrehtem Ton genießt, weil einem von den Dialogen ständig die Hosen flattern. Insofern kann man Christopher Lee zu seiner Entscheidung nur beglückwünschen. (4/10)