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Immerhin 7 Jahre dauerte es bis Christopher Lee wieder das Cape überwarf und den Vampirfürsten Dracula auf der Leinwand verkörperte. Da er sich bereits in anderen Rollen hatte profilieren können erschien ihm wohl die befürchtete Festlegung auf das Dracula – Image ausgeschlossen.

„Dracula – Prince of Darkness“ gehört neben seinen beiden Vorgängern zu den besten Dracula-Filmen und zu den besten Horrorfilmen der Hammer-Studios überhaupt. Es blieb leider der letzte Dracula, der von Terence Fisher inszeniert wurde.

Wie schon bei „Dracula und seine Bräute“ wird auch in „Blut für Dracula“ die Geschichte fast komplett aus der Opferperspektive erzählt. Dabei wird hier beherzigt, was in vielen anderen Filmen, insb. im Horror – Genre, gerne vernachlässigt wird. Man schafft Charaktere und nicht nur bloße Schablonen ebensolcher. Während der ersten Hälfte werden die beiden englischen Pärchen, die die Karpaten bereisen und natürlich auf Schloss Dracula geraten, ausführlich vorgestellt. Dabei wird der Kontrast zwischen den lebensfrohen und aufgeschlossenen Charles und seiner Frau Diana (ja ja, welch ein Zufall) und den verklemmten Alan mit seiner nörgelnden Frau Helen deutlich herausgearbeitet. Letztere stellen das typisch gehemmte viktorianische Paar dar und somit die perfekten Opfer Draculas. Wenn durch Alans Ermordung und Blutopferung Dracula wiederaufersteht (und er im gewissen Sinne zu Dracula wird) und Helen vampirisiert wird, verwandeln sich die beiden freilich in völlig triebgesteuerte Wesen und werden somit ins genaue Gegenteil verkehrt. Im übrigen ist hier Barbara Shelleys Darstellung der verklemmten, arroganten Helen und der triebhaften, lüsternen Vampirin wirklich bemerkenswert.

Das verbleibende Paar ist für sich genommen natürlich noch nicht für die Vernichtung Draculas prädestiniert. Hierfür muss kompetente Unterstützung her. Da Peter Cushing für diesen Film leider nicht zur Verfügung stand wurde stattdessen der charismatische Abt Vater Shandor ersonnen (gespielt von einem anderen Hausdarsteller der Hammer-Studios, Andrew Keir). Somit wird das religiöse Motiv gegenüber den beiden Vorgängern deutlicher betont.

Christopher Lees Dracula wird diesmal komplett auf das bedrohliche Monster reduziert. Jedwede gesprochene Zeile von ihm wird dadurch überflüssig, obwohl Lee ja bekanntermaßen sagte, der für ihn eigentlich vorgesehene Text sei ihm schlicht zu schlecht gewesen.
Den höflichen Gastgeber gibt diesmal der Diener Klove (in der dt. Fassung Gabor), gespielt von Philip Latham. Eine finstere Gestalt, die sich problemlos in das Figurenensemble der Hammer – Filme einfügt. Im Übrigen wird vor seinem ersten Auftreten wieder geschickt mit den Zuschauererwartungen gespielt.

Interessant ist, dass in dem Drehbuch Motive aus Bram Stokers Roman verarbeitet wurden, die im 1958er „Dracula“ nicht berücksichtigt wurden. Am auffälligsten ist natürlich die Figur des geistesschwachen, Fliegen essenden Ludwig, eine Variante des Geisteskranken Renfield. Seine dramaturgische Rechtfertigung ist das Verehren und Einlassen (ins Kloster des Abtes) von Graf Dracula, was wiederum auf eine andere, im Film selten berücksichtigte Tatsache zurückzuführen ist. Ein Vampir kann ein Haus erstmals nur auf Einladung eines darin befindlichen betreten (Buffy – Fans werden davon vielleicht schon einmal gehört haben, tja ja das gab’s schon lange vorher!).

Atmosphärisch ist Regisseur Fisher hier auf der Höhe seines Schaffens. Unterstützt von der Hammer – typischen superben Ausstattung, der gelungenen Score von James Bernard (der hier sein Dracula-Thema von 1958 wieder aufgreift) und Michael Reeds Kamera (einziger Hammer – Film in Technicscope) wurde hier ein Referenzwerk in Sachen Gothic – Horror geschaffen.

Doch auch was Schockeffekte angeht, ging man hier einen Schritt weiter als bei den Vorgängern. Die Blutopferung Alans deutet die blutigsten Details zwar nur an, ist aber von der Idee her schon grausig (und wurde dann ja auch aus der dt. Kinofassung deutlich merkbar herausgeschnitten, in der TV-Fassung fehlten darüber hinaus auch zwei kurze Dialogsegmente mitten in Sätzen von Francis Matthews und Andrew Keir). Ebenso die Pfählung Helens, die sich windet und beißt, während sie von vier starken Mönchen festgehalten wird. Dass die Pfählung vom Abt persönlich durchgeführt wird, gibt den Ganzen noch zusätzlich blasphemischen Charakter. Die vielleicht gruseligste Szene ist jedoch die Beinahe – Blutvermählung zwischen Diana und Dracula (durch Blut saugen aus seiner Brust), ein weiteres Stoker entlehntes Motiv.

Etwas schwachbrüstig ist höchstens das Finale, in dem Dracula diesmal nicht auf eine der sonst üblichen Arten vernichtet wird, sondern buchstäblich bis zur nächsten Fortsetzung auf Eis gelegt wird.

Somit ist auch der dritte Beitrag der Dracula – Reihe aus den Hammer – Studios ein absolut empfehlenswerter Vertreter des filmischen Gothik – Horrors und neben dem Original von 1958 Christopher Lees bester Auftritt als Blut saugender Graf (auch wenn er schauspielerisch hier wie da nicht gerade ausgelastet wird). Leider wurde dieses Niveau von keinem der noch folgenden Filme mehr erreicht.

8 / 10

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