Einst mit Werken wie „Poltergeist“ oder dem (meiner Meinung nach etwas überschätzen) „Texas Chainsaw Massacre“ als große Genre-Hoffnung gefeiert, lieferte Regisseur Tobe Hooper nach einigen gefloppten Großprojekten („Invaders from Mars“ oder „Lifeforce“) hauptsächlich Zelluloidverschwendung a la „Spontaneous Combustion“ oder „Night Terrors“ ab, sowie zuletzt den Schund „Crocodile“. Nun also „wagt“ er sich an eine Neuauflage des 1978er Exploitation-Streifens „the Toolbox Murders“, der in bestimmten Kreisen einen gewissen Kultstaus besitzt…
Das Ergebnis hat sich, allen Zweifeln zum Trotz, als überraschend unterhaltsam herausgestellt – was hauptsächlich daran liegt, dass Hooper wenig vom eher stumpfsinnigen Stil des Originals kopiert, sondern nur das Grundgerüst der Story übernommen hat und dieses mit einer guten Portion Humor anreicherte, was dem Film sehr zugute kommt.
Als das „Lusman Arms“-Apartmenthaus zu Hollywoods Glanzzeiten in den 20er Jahren gebaut wurde, sollte es eine Zufluchtsstätte für Stars werden – heute, rund 80 Jahre später, ist es zu einer Absteige für nicht unbedingt vermögende Mieter verkommen. An allen Ecken und Kanten muss ständig etwas repariert werden, die Bausubstanz ist marode, die Technik hoffnungslos veraltet.
Eher als Übergangslösung gedacht, zieht das junge Paar Nell (Angela Bettis) und Steven (Brent Roam) in eines der Wohnungen ein, nur um sich gleich in der ersten Nacht mit den Tücken des alten Gebäudes (dünne Wände, dreckiges Leitungswasser etc) konfrontiert zu sehen. Als sie beim Rücken der Möbel versehentlich eine Wand beschädigen und in dem freigelegten Hohlraum eine alte Schachtel mit Haaren und Zähnen entdecken, weckt das zwar ihr Misstrauen, doch der Hausmeister meint nur, der Fund wäre Teil des „alten Charmes des Gebäudes“, wozu auch die überall am Gemäuer angebrachten merkwürdigen Symbole gehören würden…
Eines Tages hört Nell einen eskalierenden Streit in einem der Nachbarapartments und ruft die Polizei – es stellt sich aber heraus, dass es nur probende Schauspieler waren. Als sie wenig später einen tatsächlichen Mord mit anhört, die Gesetzeshüter jedoch keine Leiche oder Anzeichen eines Kampfes entdecken können, hat Nell ihren Ruf weg…
Trotzdem bleibt sie von dem Gehörten überzeugt und stellt eigene Ermittlungen an, die schließlich zutage bringen, dass das Gebäude an sich bereits seit seiner Planung ein Geheimnis in sich trägt, sowie dass tatsächlich ein Killer die Bewohnerzahl stetig dezimiert. Letzterer bedient sich bei der Wahl seiner Mittel aus dem umfangreichen Werkzeugsortiment seiner Behausung…
Das aus dem Original übernommene Handlungselement mit dem Killer dient im Remake bloß als vordergründiger Aufhänger, hinter dem sich jedoch eine weitaus bessere und interessantere Storyebene befindet: Es ist bekannt, dass im L.A. der 20er Jahre ein unterschwelliges Interesse fürs Okkulte vorherrschte, was in die Konstruktion des Gebäudes integriert wurde – auf jeder Etage scheint ein Raum zu fehlen, die Symbole haben (in der richtigen Kombination) eine bestimmte Bedeutung und die Baupläne offenbaren viele versteckte Geheimgänge innerhalb der Gemäuer.
Natürlich erinnert das etwas an „the People under the Stairs“, und am Ende zitiert sich Hooper auch kräftig selbst, wenn es um Unmengen alter Leichen in katakombenähnlichen Gängen oder das Aussehen des Killers (eine merkwürdige Kreuzung aus Leatherface und der Gestalt aus „I, Madman“) geht, doch dank einiger gut platzierter Schockeffekte, dem angenehm unaufdringlichen Humor (der größtenteils aus dem Verhalten der skurrilen Bewohner resultiert) und der mal wieder absolut großartig agierenden Angela Bettis („May“ oder die TV-Version von „Carrie“), bietet der Film (trotz vieler Klischees und so ziemlich keiner einzigen wirklichen Überraschung) passable Unterhaltung.
Die Morde an sich sind nur mäßig blutig in Szene gesetzt worden und wirken oft etwas unfreiwillig komisch (ich bin mir wirklich nicht sicher, ob das so beabsichtigt war), und eigentlich ist die gesamte Story um den Killer mit den Werkzeugen eher lieblos, simpel und irgendwie billig umgesetzt worden.
Initiatorisch hält der Film einen Vergleich mit aktuellen Produktionen nicht stand – die Inszenierung wirkt veraltet (Tempo, Kameraarbeit, Editing). Hooper scheint eher seinem „old school“-Regiestil die Treue zu halten, was aber irgendwie (optisch) eine fast erfrischende Abwechslung zur heutigen Werbeclip-Ästhetik bietet.
Fazit: Tobe Hooper gelang es mit seinem „Toolbox Murders“-Remake tatsächlich, altmodisch-trashigen B-Film-Charme zu erzeugen – leidlich spannend, mit einigen Schwächen, dafür aber durchaus unterhaltsam … solide 6 von 10.