Der originale Toolbox Murders (deutscher Titel: Der Bohrmaschinenkiller) aus dem Jahre 1978 ist ein richtig mieser kleiner Drecksfilm: katastrophales Drehbuch, dilettantische Akteure, indiskutable Regie, schlechte Makeup-Effekte – und vor allem: sterbenslangweilig. Der Film ist nicht einmal unfreiwillig komisch und deshalb völlig reizlos. Aus unerfindlichen Gründen verfügt dieses Machwerk über einen gewissen Kultstatus; warum, ist mir völlig schleierhaft. Zur Zeit sind Remakes von Horrorfilmen aus den 70er Jahren ja sehr profitabel, und deshalb war es klar, dass früher oder später auch der Werkzeugkoffer wieder hervorgekramt würde. Auf dem Regiestuhl hat Tobe Hooper Platz genommen, der mit The Texas Chainsaw Massacre einen der wegweisendsten Horrorklassiker der 70er Jahre geschaffen hat, um den es in den letzten Jahren aber ziemlich still geworden ist – abgesehen von einigen weniger berauschenden Filmen wie Crocodile.
Ein junges Ehepaar zieht ein altes, etwas heruntergekommenes Mietshaus ein. Die Wände sind ziemlich dünn, so dass man alle Geräusche der Nachbarn (Möchtegern-Schauspieler und Leute, die ähnlich heruntergekommen sind wie das Haus) hören kann. Nell, die junge Frau (Angela „May“ Bettis), ist tagsüber meist alleine zu Hause. Als mehrere Hausbewohner auf geheimnisvolle Art verschwinden bzw. ermordet werden, beginnt Nell nachzuforschen. Sie kommt schnell dahinter, dass in jedem Stockwerk die Wohnung mit der Nummer 04 fehlt (die also zwischen 03 und 05 liegen müsste). Außerdem findet sie magische Symbole an den Wänden, die auf okkulte Machenschaften hindeuten. Natürlich begibt sie sich mit ihren Ermittlungen in höchste Gefahr, denn bald ist der Killer auch hinter ihr her...
Die gute Nachricht gleich vorweg: Tobe Hooper orientiert sich so gut wie überhaupt nicht am Original. Abgesehen davon, dass in einem Wohnhaus ein maskierter Killer mit einem Werkzeugkoffer umhergeht, gibt es nahezu keine Parallelen zwischen den beiden Filmen. Im Original passieren fast alle Morde bereits in den ersten 20 Minuten, und es ist auch relativ früh klar, wer der Täter ist, so dass sich danach kräftig gelangweilt werden darf. Diesen Fehler begeht Hooper nicht; er baut seinen Film langsam auf und führt seine Personen erst einmal richtig ein. Die Schockeffekte werden gezielt und effektiv eingesetzt, und außerdem lockert Hooper den Film immer wieder mit einer guten Prise schwarzem Humor auf. Im letzten Drittel des Films, das ein paar Parallelen zu Texas Chainsaw 2 (auch von Hooper) und The People Under the Stairs (Wes Craven) aufweist, wird das Tempo dann noch mal deutlich angezogen.
In der Hauptrolle darf man Angela Bettis bewundern, die als „May“ schon ihr großes Talent bewiesen hat. Auch hier schultert sie den Film praktisch alleine und trägt mit ihrer sympathischen Performance einen wesentlichen Teil zum Gelingen von The Toolbox Murders bei. Es gibt aber auch einige interessante Nebenpersonen wie beispielsweise den Hausmeister, dem immer die Haare ins Gesicht hängen oder den alten Mann, der Nell einige Tipps bei ihren Nachforschungen gibt. Durch die etwas schummrige Beleuchtung wirkt May optisch ein bisschen wie ein schmuddeliger Slasher-Film aus den 80ern. Hooper lässt auch keine Slasher-Klischees von damals aus, z.B. den am Boden liegenden Killer, der in Wirklichkeit natürlich noch gar nicht tot ist. Aber genau das macht irgendwie den Charme dieses unterhaltsamen B-Horrorfilms aus. Die Morde selber sind ziemlich blutig, geschehen zum Teil aber im Off, so dass man dann nur das Resultat sieht; typische „R-Rating-Härte“ eben.
Fazit: The Toolbox Murders ist ein altmodischer, recht spannender kleiner Slasher mit einer sympathischen Hauptdarstellerin und skurrilen Nebencharakteren, einigen netten Ideen, vielen Klischees (die man als Fan aber immer wieder gerne sieht) und einem Schuss Humor. Innovationen oder Originalität darf man freilich nicht erwarten, stattdessen gibt es für Horrorfans Nostalgie pur. Mir hat der Film jedenfalls viel Spaß gemacht. Als nächstes dreht Hooper eine Horror-Komödie (wieder mit Angela Bettis zusammen). Vielleicht war The Toolbox Murders ja der Anfang eines richtigen Comebacks? 7,5/10