Review

„The Toolbox Murders", ein recht derber, kleiner Slasher, galt seinerzeit vor allem als Lebenszeichen des pensionierten Horrorpapstes Tobe Hooper. Das Ergebnis fällt dennoch zwiespältig aus. Gelungenen Spannungsmomenten und gekonnt inszenierter Atmosphäre stehen ein unausgegorenes Drehbuch gegenüber, das Terror-, Haunted House- und Slasherelementen zu verknüpfen versucht, in allen Bereichen aber allenfalls Mittelmaß abliefert. Das ist sicherlich auch den abenteuerlichen Bedingungen geschuldet, unter denen das Projekt zustande gekommen ist.

Nell (Angela Bettis) und ihr Mann der Arzt Steven (Brent Roam) ziehen in ein geschichtsträchtiges Apartmenthaus in LA. Nell fühlt sich von Beginn an in dem heruntergekommenem Haus nicht wohl. Durch die dünnen Wände hört man nicht nur die Nachbarn, sondern seltsames Hämmern und Schaben. Dann verschwinden plötzlich auch noch Nachbarn und der Horror beginnt...

Tobe Hoppers „The Toolbox Murders" darf sich, trotz seiner Durchschnittlichkeit, rückblickend gleich zwei Trendsetter-Awards ans Revers
heften. Zum einen kultiviert er, zusammen mit dem beinahe zeitlich erschienen
„Haus der 1000 Leichen" (2003), die Rückkehr drastischer Gewaltdarstellung und Folterelemente in den Horrormainstream. Sheryl Lee, die Ehefrau von Rob Zombie gibt nicht zufällig das Auftaktopfer in „The Toolbox Murders" (2003). Zum anderen ist er ein früher Vertreter der Remakewelle, die das Horrorgenre bis heute dominiert. Witzigerweise wurde diese vor allem durch Marcus Nispels„Texas Chainsaw Massacre" (2003) befeuert, dessen Original ja bekanntlich Tobe Hoopers Karriere begründete.

Zurück zum Film: „The Toolbox Murders", runtergekurbelt in 18 Tagen und mit einem unvollständigen Drehbuch, ist solide gespielt, solide inszeniert und halbwegs solide geschrieben. Aus der Not (kleines Budget) hat Hooper eine Tugend gemacht und beinahe den gesamten Film (bis auf winzige Ausnahmen) konsequent in das gruselige Gemäuer verlegt. Durch die Begrenzung des Schauplatzes wirkt der Film zwar billig, der klaustrophobischen Grundstimmung ist es allerdings zuträglich. Klar überdurchschnittlich agieren die Schauspieler. Nell Bettis gibt ein entschlossenes, wehrhaftes und vor allem sympathisches Finalgirl. Das anfängliche Unbehagen verkörpert sie genauso souverän, wie die spätere Verzweifelung und panische Angst. Selbst das Kanonenfutter besticht durch vergleichsweise namenhafte Darsteller. Neben der erwähnten Sheryl Lee, spielt unter anderem Juliet Landau („Buffy the Vampire Slayer") eine größere Rolle. Das unheimliche Gemäuer setzt Hooper farblich und inszenatorisch ordentlich ins Bild, ein paar mehr Lampen hätten der einen oder anderen Szene allerdings nicht geschadet. Der Killer, seine Motive und sein Herkunft werden bestenfalls angedeutet, was einer jüngst angekündigten Fortsetzung in die Karten spielt und das Mysterium um den Toolbox-Killer angenehm verstärkt.

Leider kann die solide Inszenierung nicht darüber hinwegtäuschen, dass offenkundig arg wenig Geld zu Verfügung gestanden hat. Der Billiglook torpediert ein ums andere Mal die sorgsam aufgebaute Atmosphäre. So gekonnt die Atmosphäre erzeugt wird, so statisch bieder und wenig mitreißend bleibt die Inszenierung. Da geraten die recht unkreativ abgefilmten Splatterelemente schon beinahe zum Stimmungskiller. Der größte Schwachpunkt ist allerdings das Drehbuch von Jace Anderson und Adam Gierasch. Zu fragmentarisch entwickelt sich die Geschichte, zu unmotiviert werden die einzelnen Attacken des Killers eingestreut und zu zufällig wird die Heldin auf die Spur des Killers geschickt. Angeblich konnten nur gut zwei Drittel des Drehbuchs realisiert werden. Das merkt man dem Endergebnis leider deutlich an. Zudem kann die ordentliche Darstellerleistung nicht darüber hinwegtäuschen, dass beinahe alle Charaktere teilweise grotesk überzeichnete Comic reliefs sind. Das ist aber in Bezug auf einen Slasherfilm Jammern auf hohem Niveau. Letztendlich ist Hooper eine ordentliche Rückkehr ins Horrorfach gelungen. Mit bescheidenen Mitteln und einem unausgegoren Drehbuch holt er hier wohl das Optimum raus.
Leider manövriert er seinen „The Toolbox Murders" (2003) ein wenig ins
Niemandsland zwischen der abebbenden Slasher- und aufkommenden Terrorfilmwelle.

Eine konsequentere Entscheidung für ein Genre und ein bisschen mehr Budget - und es hätte möglicherweise mit dem angepeilte Kultfilmstatus geklappt.
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Die Haus-im-Haus Idee

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