Review
von Psst!
Ist es ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, es ist: Karatemann!
Die etwas naiv-dümmliche Namensgebung für den unbekannten Rächer, der des Nachts rüpelhafte Drogenkriminelle ins Jenseits befördert, ergänzt die Wirkung dieses mir bisher unbekannten B-Actioners in sehr passender Weise. Karatemann - Da muss man erstmal drauf kommen.
Don „The Dragon" Wilson ist in Deutschland ja selbst für die Generation der Videothekenbesucher eine Randerscheinung, hat er doch letztlich keinen wirklichen Hit in petto. Die Ausstrahlungen seiner Filme im Nachtprogramm von den üblichen verdächtigen Sendern (RTL2, Tele5 und VOX) während der Nullerjahre waren daher mein einziger Zugang und der deutlich als Die-Hard-Ripp-Off zu erkennende „Terminal Rush" von 1996 ist mir beispielsweise trotz offensichtlicher Kürzungen eher positiv in Erinnerung geblieben. Billig, aber schmissig und nicht gänzlich frei von Atmosphäre.
„Out for Blood" von 1992 war nun eine DVD-Ramsch-Mitnahme, von der ich eigentlich nichts erwartete als beiläufige Unterhaltung für einen Nachmittag oder Abend und genau das habe ich auch bekommen. Diese sehr uninspirierte Variation von „Death Wish" arbeitet sich an den bekannten Topoi des Genres ab, gibt sich aber angesichts der begrenzten Mittel erkennbare Mühe, das Beste aus den üblichen Versatzstücken herauszuholen. So gibt es stimmungsvoll ausgeleuchtete Nachtsets, die genug kaschieren, um der Sache mehr Glanz zu verleihen, als denn wirklich vorhanden ist. Die Kämpfe sind zweckdienlich, aber auch mit Schmackes inszeniert und Wilsons Physis kommt ganz gut zur Geltung. Kamera und Schnitt vergaloppieren sich zwar hier und da und lassen die Montage für den Zuschauer zu ersichtlich werden, aber eben das verleiht dem Gesamtresultat auch einen gewissen Charme.
Das Finale bemüht sich dann sogar auf der Skript-Ebene, freilich nur auf die erwartete Weise, um dann mit einer großen Überraschung den Hauptgegner seinem zunächst unerklärlichen Ende zuzuführen. Die bohrende Frage „Haben sie ihn in die Luft gesprengt?" wird dann noch nicht einmal geklärt, sondern einer fehlgeschlagenen Figurenzeichnung eines undurchsichtigen Strippenziehers geopfert, der lachend in den Sonnenuntergang fährt. Das fand ich dann schon irgendwie ebenso dämlich wie cool.
Fazit
Dümmliche Handlung, dümmliche Dialoge, plakative Action und Schauspieler aus dem unteren Regal: „Out for Blood" ist ein Direct-To-Video-Beitrag, wie man ihn erwartet, wenn man das Produktionsjahr 1992 und den Namen Don „The Dragon" Wilson sieht. Man bekommt wirklich genau das: plumpen Durchschnitt. Aber immerhin Durchschnitt ohne viel Langeweile und Streckmittel. Dank dem Karatemann!