In vorchristlicher Zeit steht ein Königreich am Abgrund: Innere Unruhen setzen dem im ständigen Kampfe stehenden Regime ebenso zu, wie eine heimtückische Verschwörung hochrangiger Militärs. Als schließlich noch ungewollt ein böser Geist freigesetzt wird, scheint das Schicksal des Reiches endgültig besiegelt zu sein...
Das südkoreanische Kino ist weiter auf dem Vormarsch. Mit dem lose auf historischen Fakten beruhenden "Fluch des schwarzen Sees" bringt Regisseur Lee Gwang-Hun einmal mehr einen vor allen Dingen visuell beeindruckenden Fantasyfilm auf europäische Mattscheiben. Auf reichlich knapp bemessenen 85 Minuten zusammengedrängt ergiesst sich auch hier erwartungsgemäß eine sprichwörtliche Flut von liebevoll in allen erdenklichen Farben ausgeleuchteten und detaillierten Kulissen, Kostümen und durchaus brutalen Fights über den Zuschauer. Dabei geht es teils ziemlich zur Sache und so mancher Kopf geht im Kampfgetümmel verloren. Blutiger Höhepunkt: Eine saubere Torsospaltung in der Vertikalen.
Dennoch wirkt die Gewalt nicht selbstzweckhaft und ihre Spitzen liegen zudem in einzelnen Schlüsselszenen begründet. Ausufernde Massenkämpfe laufen stets mit "konventioneller" Härte ab.
Neben so manchem Kampf bietet "Der Fluch des schwarzen Sees" aber auch all typischen sonstigen Elemente eines fernöstlichen Fantasyfilms: Ein uraltes, bedrohtes Königreich, eine Liebe ohne Zukunft und einen bitterbösen, rachedürstenden Geist. Dabei halten sich (glücklicherweise) Fantasy- und vor allem auch Drahtseil-Akrobatik in überschaubaren Maßen - denn noch mehr wäre alles andere als gut gewesen, wirkt der Streifen doch gerade im Hinblick auf seine kurze Spieldauer ziemlich überladen! Dies hat zur Konsequenz, daß weder die klischeehaften Charaktere genügend Raum zur Entfaltung erhalten, noch die einzelnen Handlungselemente vom bedrohten Königreich bis hin zur großen, schicksalhaften Liebe des Helden Substanz zu gewinnen vermögen. Alles wirkt zu sehr komprimiert und schablonenhaft aus Versatzstücken des Genres zusammengesetzt als daß der Zuschauer zu irgendeinem Zeitpunkt einen echten Bezug zum Filmgeschehen herstellen könnte. Ein geradezu typisches Problemfeld des zwar äußerlich beeindruckenden aber inhaltlich nicht selten zu introvertierten asiatischen Kinos, wie es zumindest mein persönlicher Eindruck ist. Hier hat Hollywood vielleicht im Hinblick auf den westlichen Geschmack wohl noch die Nase vorn, vermag es doch beispielsweise einem "Braveheart" neben allen äußeren Schauwerten auch das nötige Innenleben einzuhauchen.
Eine fantastische Optik im Einklang mit unterhaltsamen Kämpfen und Fantasygrusel-Szenen allein kann über eine unterm Strich doch eher mißglückte weil überfrachtete Story nicht hinwegtäuschen. Zusammen mit einer größeren Lauflänge und einem charismatischeren und besser ausgearbeiteten Helden wäre hier locker mehr drin gewesen! So bleibt leider dann doch ein wenig der Eindruck, bloss einen (ohne Frage hochwertigen) Film unter vielen gleichartigen gesehen zu haben. Das Kern-Problem des "Schwarzen Sees" spiegelt sich bereits im engagiert-eindringlichen Soundtrack sehr anschaulich wieder: Er will mehr Epos sein, als er es auf seinen visuell beeindruckenden 85 Minuten letztenendes vermag...