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"Silmido" ist eine winzige Insel, die sich vor der Westküste von Südkorea befindet. Seit dem Film ist sie eine beliebte Touristenattraktion, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Es galt damals wirklich eine Einheit zusammenzustellen, um den nordkoreanischen Diktator Kim Il-sung zu liquidieren. Die sogenannte "Einheit 684" bestand aus 31 Mann, im Film nahm man dazu zum Tode verurteilte Häftlinge, während es in der Realität Zivilisten waren, was die ganze Sache noch viel schlimmer macht. Satte acht Millionen Dollar soll diese südkoreanische Großproduktion gekostet haben und er ist bis heute einer der erfolgreichsten Filme im Land. Regie führte der sehr erfahrene Kang Woo-seok (Two Cops, Public Enemy - Ein harter Cop)

1968 beginnt man mit dem Aufbau einer Einheit, mit dem Ziel nach Beendigung des Trainings den nordkoreanischen Diktator Kim Il-sung zu ermorden. Sie besteht aus zum Tode verurteilten Häftlingen, welche man auf die kleine Insel Silmido verfrachtet. Dort wird die "Einheit 684" einem grausamen Drill ausgesetzt. Es vergehen Jahre bis der Commandant (Sung-kee Ahn) das Training für beendet erklärt und man macht sich sofort auf den Weg, den wichtigen Auftrag zu erledigen. Doch im letzten Moment werden die Männer zurückgehalten, denn die Wiedervereinigung hat begonnen. So wird beschlossen die komplette Einheit zu ermorden, die mittlerweile zur tickenden Zeitbombe geworden ist. Doch "Einheit 684" ahnt dies schon und schlägt zurück.

Der Film ist eine einzige Kritik am damaligen System Südkoreas und angeblich untertreibt Kang Woo-seok das Ganze noch. Das Training soll noch extremer und noch unmenschlicher gewesen sein, auch waren es in Wirklichkeit noch Zivilisten, was die Sache noch drastischer macht. Ein sehr dunkles Kapitel in der Geschichte Südkoreas, zur besseren Vermarktung fallen immer wieder Vergleiche mit "Das Dreckige Dutzend". Doch damit hat "Silmido" nichts am Hut und wer hier einen Actionfilm erwartet, liegt ebenfalls völlig daneben. Es ist in jeder Hinsicht ein Drama, was sich um die "Einheit 684" abgespielt hat. Doch Woo-seok beginnt mit einer Actionsequenz und zwar wird dort versucht den südkoreanischen Botschafter zu ermorden, die überlebenden Attentäter werden zum Tode verurteilt und landen bald auf "Silmido". Das Ganze beginnt auch recht temporeich, um sich jedoch immer mehr in überflüssigen Dialogen zu verheddern. Woo-seok hat mit extrem vielen Charakteren zu kämpfen, man verliert gerne mal den Überblick und richtige Sympathieträger gibt es nicht. Die erste Stunde nutzt man komplett für das harte Training. Es wird gerannt, gekrochen, geklettert, getaucht und geschossen, wer sich über die Regeln hinweg setzt oder schlapp macht, wird verprügelt. Jedem Mitglied der Einheit ist ein Soldat zugeteilt, gelungen ist der Nebenstrang um den jungen Sergeant, welcher immer wieder Gewissensbisse hat und sich später zu einer wahren Bestie wandelt. Doch besonders die obere Etage bekommt es dicke ab, denn selbst der ansonsten gnadenlose Commandant beginnt am System zu zweifeln, als er seine Männer plötzlich zurückpfeifen muss und sie schließlich eliminieren soll.

Leider ist "Silmido" in jeder Hinsicht zu lang geraten, denn trotz der fesselnden Geschichte schleichen sich einige Längen ein. Richtig unerträglich entwickelt sich der Pathos, da wird noch voller Stolz die Nationalhymne geträllert, bevor man ins Gras beisst. Besonders gegen Ende drückt man so auf die Tränendrüse in einem wirklich übertriebenen Maß. Daneben geht es in der letzten halben Stunde nochmal ordentlich zur Sache, denn die "Einheit 684" entledigt sich ihrer Bewacher und will sich an der Regierung in Seoul rächen. Die brutalen Shootouts hat Woo-seok sauber in Szene gesetzt, doch er schildert auch gut die Gewissensbisse beider Parteien. Trotz des Drills haben einige Soldaten mit den Häftlingen Freundschaft geschlossen, beiden Parteien fällt das Morden nicht einfach. Zuvor noch der Part, als sich zwei Häftlinge verdrücken, weil sie es ohne Sex einfach nicht mehr aushalten. Hier mangelt es am nötigen Feingefühl und diese Szenen hätte man auch weglassen können. Die Darsteller schlagen sich jedenfalls alle Wacker. Es gibt keine Totalausfälle, während man Spitzenleistungen auch nicht erwarten sollte.

Ein trauriges Ereignis, welches zur Erinnerung eine Verfilmung verdient hat. "Silmido" weicht zwar in einigen Punkten von der Realität ab, ist aber trotzdem gut gemacht, nur viel zu lang geraten. Desweiteren stößt der übertriebene Pathos bitter auf, trotzdem hinterlässt dieses Drama einen bitteren Beigeschmack.

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