Review

"I don't hate Normans."

Auch als The Legend of Young Robin Hood bekannter, knapp unter 60min Laufzeit gehaltener Pilotfilm für eine geplante, nicht realisierte Fernsehserie unter Führung von Hammer Film Production und das ein Jahr zuvor installierte und anfangs eher abseits des Mainstreams sendende London Weekend Television (LWT). Das Hammer Studio selber hatte dabei durchaus Erfahrung mit dem Thema Robin Hood selber, hat man doch im Zeitraum von 1954 bis einschließlich 1967 insgesamt drei Kinofilme über den landeseigenen Prinz der Diebe und dessen Kampf gegen die tyrannische Obrigkeit realisiert. Ansonsten sind hier eine Menge Anfänger vor und hinter der Kamera zu registrieren, die es wie Hauptdarsteller David Warbeck und den noch jungen Regisseur John Hough aber im Nachhinein alle noch zu etwas gebracht haben und namhafter wurden, als sie es bei der hiesigen Produktion zu Beginn der Karriere sind:

Der Farmer Robert von Locksley [ David Warbeck ] muss nach der Verteidigung eines Landsmannes vor den Schergen von Roger von Doncaster [ Christopher Robbie ] und Geoffrey von Doncaster ] Roy Boyd ] feststellen, dass nichts mehr so ist wie früher, und er wegen falscher Beschuldigung zum Wolfshead, zum Outlaw und damit auch zum Tode erklärt wurde. Und seine Familie gleich mit. In die Wälder geflüchtet verbündet er sich mit Bruder Tuck [ Kenneth Gilbert ] und John Little von Cumberland [ Dan Meaden ] und startet einen Rachefeldzug gegen die Normannen, die von ihm nunmehr noch mehr durch die Klassenunterschiede getrennte Lady Marian Fitzwalter [ Ciaran Madden ] immer im Blick.

"I don't have enemies."

Die Herangehensweise an das Thema ist bei der Pilot natürlich 'vom Urschleim an', also nicht wie bei den üblichen Filmen mitten in der (bekannten) Geschichte, sondern bei dem zuvor davon angesetzt. Ein interessanter Blickwinkel, der den Ursprung in Augenschein nimmt, wobei das vergleichsweise späte Herstellungsjahr und die Veränderungen in der Realität von Politik und Gesellschaft auch eine neue Deutung zulässt und theoretisch und praktisch mehr Facetten als die reine nackte Unterhaltung eines Abenteuerfilmes zulässt. Zwar haben die drei vorherigen Matinee auch hier und da etwas ihren Spielraum ausgenutzt und sich nach links und rechts dramaturgisch abgegrenzt, aber im Grunde auf den altbewährten Freiheitskampf verlassen und zudem die Möglichkeiten eines (mehr oder minder) farbenfreudigen Spektakels genutzt.

Hier ist das alles etwas anders, der Zeit geschuldet und den Umständen der Gesellschaft, auf die vermehrte Aktualität, auf die man sich bezieht, und die Wahl des Drehorts mit Nordwales, die dem ganzen Unterfangen schon von vornherein eine gänzlich andere Naturpalette gibt. Gewählt hat man vermehrt Hügeliges, ansonsten auch kahles, gelbstichiges, blassgrün-braunes, unebenes Land, nicht wirklich von Grenzen gehalten, und zwar bis zum Horizont sichtbar, aber mit Verstecktem im Blickfeld und mit 'Unreinheiten' belegt. Ein Erzähler leitet die Handlung ein, und erklärt auch den Titel Wolfshead, das Synonym für einen Outlaw, dessen Geschichte hier dargereicht und vom ersten Aufeinandertreffen mit den Problemen des Klassenkampfes und einer seit Jahrzehnten fortschreitenden Ungerechtigkeit bis hin zur Tyrannei und besseren Sklavenhaltergesellschaft porträtiert.

Dabei ist der Auslöser für Locksley ein unglücklicher und zufälliger obendrein, hat er in den ersten Minuten noch seinen angestammten Platz und somit eine Art Familie und Heimat, stolpert allerdings ein Flüchtiger mit seinen Kindern schutzsuchend bei ihm herein; ein Problem quasi direkt vor den Füßen, und wo einfach nur die Unschuld verteidigt wird und die moralischen Grundzüge und das eigene Gewissen evoziert. Viel Federlesens macht er dann nicht mit dem Angreifer, ebenso wenig wie die Dramaturgie Wert auf weitere Vorrede in der sowieso knappen Laufzeit unter einer Stunde und der Regisseur auch nicht auf weiteres Zeigen der in mehrerlei Aspekten unzivilisatorisch scheinenden Flora und Fauna legt. Ein kurzes Innehalten gibt es noch, wird Robin und seiner Kindheitsfreundin Marian ein heimliches Treffen noch gegönnt; dann verdunkelt sich die Sonne und wird ein ewig währender Schatten über seine Heimat und seine Familie gelegt.

Von Abenteuerromantik ist hier keine Spur oder zumindest nur sehr wenig, vielleicht in der Loyalität unter den Geächteten untereinander und der kleineren Aufbruchstimmung am Ende, nach dem ersten Besiegen eines zahlenmäßig überlegenen Trupps der Gegner und einer dortigen Gefangenenbefreiung zu sehen. Zuvor wird eher in Guerillataktik gearbeitet, aus der Ferne und mit wortwörtlich kurzen, schnellen Pfeilstößen gearbeitet, während bei den Bösen der Geschichte das klerikale Ungeheuer hinter der ganzen Intrige mit dem ungleichen Bruderpaar der von Doncaster aufgrund fehlenden Vollzuges aneinandergerät und die Kamera von Regisseur Hough aufgrund der durcheinander geratenen Weltordnung auch schon ganz schief und teilweise in extremer Untersicht steht.

Details
Ähnliche Filme