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Der Reporter Malcolm Anderson hat die Schnauze voll vom Sündenpfuhl Miami und möchte mit seiner Freundin Christine in ein ruhiges Nest in Colorado ziehen... der Mord an einer Frau, deren Leiche in den Everglades aufgefunden wird, macht den Umzugsplänen jedoch ein Strich durch die Rechnung, denn dieser ist für Malcolms Chef-Redakteur Bill Nolan nochmal Anlass genug, ihn auf eine letzte größere Story anzusetzen. Den daraus resultierenden Artikel liest allerdings auch der Killer, der von dem Geschreibsel ziemlich angetan ist und daraufhin bei dem Reporter persönlich durchklingelt, um ihn mit Informationen aus erster Hand zu versorgen und einige weitere Morde anzukündigen. So hat Malcolm dann in der Folgezeit zwar genügend Stoff für weitere knallige Artikel, die ihn jedoch auch zunehmend selbst in den Mittelpunkt des aufkeimenden Medien-Interesses hieven. Dass sein Hofschreiber kurz darauf schon berühmter ist als er selbst, passt dem Killer nun hingegen aber gar nicht in den Kram und so finden sich Malcolm und Christine bald schon selbst auf der Abschuss-Liste des Irren wieder... "Das Mörderische Paradies" ist ein patenter, früher Serienkiller-Thriller aus der Zeit vor "Das Schweigen der Lämmer", der einem ebenso wie das Clint Eastwood-Vehikel "Der Wolf hetzt die Meute" aus dem Vorjahr wieder mal vor Augen führt, dass die Spielregeln dieses Sujets damals noch nicht wirklich in Stein gemeißelt waren... so ist die Hauptfigur hier weder ein Cop noch Trauma-gebeutelt und der Killer auch kein ins Dämonische überhöhtes, supersmartes Psychopathen-Genie à la Hannibal Lecter. Philip Borsos' Filmchen ergeht sich folglich auch weniger in brutalen Details und bizarren Mord-Tableaus oder einer Horrorfilm-mäßigen Ausschlachtung des Themas, sondern gibt sich in der Darstellung des Journalisten-Berufs in erster Linie eher medienkritisch, wenn der von Kurt Russell wie immer solide gemimte Protagonist von den eigenen Reporter-Kollegen belagert und im Laufe der Handlung zunehmend selbst zur Story wird. Genau in diesen Momenten wurde dann auch durchaus vorhandenes satirisches Potenzial irgendwie verschenkt, denn "Das Mörderische Paradies" hätte wirklich auf jeder Ebene noch wesentlich beißender werden können, aber Borsos ist eben kein Paul Verhoeven und hat es folglich auch nicht darauf angelegt, sein Publikum mit aller Gewalt vor den Kopf zu stoßen, sondern bewegt sich in der Ausgestaltung seiner Geschichte immerzu auf einem sicheren Mainstream-Level. Die wirklich subversiven Spitzen fehlen hier demnach, doch zumindest wird das moralisch-ethische Dilemma, in dem sich Kurt Russell da befindet, nicht völlig unter den Tisch gekehrt. Betrachtet man ihn reinweg unter dem Aspekt oberflächlicher Spannungs-Mache, kann man mit "Das Mörderische Paradies" aber doch noch ganz zufrieden sein, denn immerhin treibt er seine Handlung zwar weitestgehend überraschungsfrei, aber dafür sauber bis zu dem windigen Unwetter-Finale voran, bei dem dann auch der Originaltitel "The Mean Season" noch Sinn macht, denn damit ist natürlich die sich am Schauplatz Miami anbahnende Hurricane-Saison gemeint. Auf der reinen Bild-Ebene profitiert die Angelegenheit dann auch durchaus von den schönen Natur-Aufnahmen der Everglades, die einen hübschen Kontrastpunkt zu den in blassen und verwaschenen Farben fotografierten Büros und Konferenz-Räumen der Zeitungs-Redaktion setzen. Fazit: Kein Reißer, aber einen Blick ist der solide gemachte und auf jeden Fall gut besetzte "Das Mörderische Paradies" auch heutzutage immer noch wert.

6/10

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