Jaja, die Franzosen verstehen schon was vom Filme machen, das muss man ihnen neidlos anerkennen. Ok, es gab auch Ausrutscher wie "Der Pakt der Wölfe", der dennoch bei vielen gut ankam, aber sonst überzeugen Machwerke aus Frankreich durchwegs.
Bei "Die purpurnen Flüsse" hat man es mit einem sehr atmosphärischen, weniger actiongeladenen Serienkillerfilm zu tun, der deutlich über dem Durchschnitt liegt. Schon allein die Story ist recht einfallsreich und kurzweilig. Da wird zunächst der Superbulle Niemans (Jean Reno) eingeweiht, der an einen Tatort gerufen wird, um den Mord an einem Mann, der an der hiesigen Universität beschäftigt war, aufzuklären. Zeitgleich, aber 200 km davon entfernt, untersucht der Polizist Kerkerian (Vincent Cassel) einen Fall von Grabschändung. Zudem wurde nahe des Friedhofs in ein altes Schularchiv eingebrochen. Dass sowohl diese beiden Fälle als auch die von Kerkerian und Niemans generell zusammenhängen, weiß zunächst keiner. Doch nach und nach kommen sich die beiden Polizisten geographisch gesehen immer näher, bis sie zum Schluss sogar am gleichen Fall rätseln.
Wie die Handlung schon sagt, kann in den ersten 50 Minuten schon mal gar keine Langeweile aufkommen, da die beiden Hauptcharaktere zuerst völlig unabängig voneinander arbeiten. Da wird dann immer hin und hergeschnitten zwischen den beiden Cops, die verschiedener nicht sein können. Niemans verkörpert eher den routinierten, ruhigen Staatsdiener, wohingegen Kerkerian mit dem Kopf immer durch die Wand will und auch schon mal zuschlägt. Aber beide Vorgehensweisen entpuppen sich in gewissen Szenen als richtig, somit entsteht mit zunehmender Spieldauer der Eindruck, es schon mit zwei gleich belesenen Polizisten zu tun haben.
Die Atmosphäre ist, wie für französische Thriller so üblich, hervorragend. Es wird nicht so viel geschossen und in die Luft gesprengt, dafür aber mehr Wert auf Dialoge und ruhigere Momente gelegt, in denen ganz klar nur die Aufdeckung der Morde im Mittelpunkt steht. Somit gerät "Die purpurnen Flüsse" doch recht düster, atmosphärisch dicht und vor allem spannend. Die Schauspieler tragen dann noch das Übrige dazu bei, um den Film wirklich auf allerhöchste Qualität zu bringen. Sowohl Jean Reno als auch Vincent Cassel sind wie für die Rollen geschaffen.
Das Ende, also die Auflösung, mag vielleicht etwas wirr und unpassend erscheinen, aber das ist gar nicht mal so schlimm, vielmehr liegt das Hauptaugenmerk auf den vorherigen 95 Minuten, die von Kurzweile und fesselnder Unterhaltung nur so vollgestopft sind. Dazu kommt noch, dass "Die purpurnen Flüsse" kein 08/15-Serienkillerfilm ist, sondern schon eher für Leute, die es etwas ruhiger mögen. Ok, die ein oder andere härtere oder blutige Szene ist natürlich schon enthalten, aber der Film verkommt auf jeden Fall nicht zum hirnlosen Abklatsch zahlreicher Serienkiller-Klassiker, sondern bleibt eigenständig. Und das wollen wir ja gern, zumal "Die purpurnen Flüsse" dann auch noch so rundum gelungen ist.
Perfekte, spannende Unterhaltung eher für Leute, die dem Kommerz nichts abgewinnen können, wobei die meisten Serienkillerfilme natürlich freiwillig oder unabsichtlich in den Mainstream abdriften. Beabsichtigt ist das in diesem Fall sicher nicht, zu ungewöhnlich erscheint und ist "Die purpurnen Flüsse". Anschauen! 9,5/10 Punkte