Review

ACHTUNG SPOILER

Wer den Film noch nicht gesehen hat und über Einzelheiten und/oder Details vorher nicht informiert werden will, sollte hier aufhören zu lesen.

SCHREI WENN DU KANNST (VALENTINE)

Story: Eine junge Medizinstudentin wird in der Pathologie brutal ermordet. Vom Killer gibt es keine Spur. Auf ihrer Beerdigung treffen sich vier junge Frauen wieder, die sich seit ihrer Kindheit kennen: Dorothy, Paige, Lilli und Kate. Bald darauf ist Valentinstag: das Fest der Liebe. Doch der unbekannte Mörder scheint dafür nichts übrig zu haben: eine nach der anderen bekommt jede der Frauen mysteriöse bis erschreckende Geschenke, die sie verwundern - zumindest solange sie können. Denn der Mörder belässt es nicht bei einem Opfer, sondern zieht am Valentinstag seine blutige Spur bis zur Valentinsparty am Abend - auf die auch die vier Freundinnen eingeladen sind...

Was mir als allererstes an diesem Film auffiel ist der billig-reißerische Titel SCHREI WENN DU KANNST - da kommt VALENTINE (Originaltitel) doch sehr viel überzeugender daher. Die Erwartungshaltung (nach dem Durchlesen der Handlung und dem Titel) auf ein weiteres der vielen SCREAM-Sternchen zu treffen, ist nicht ganz unberechtigt - und wenn man ehrlich ist, ist der mit einer halbwegs vorhandenen Story und frischer Optik versehen Thriller nichts weiteres als eine weitere Auskopplung der moderneren Variante der 'Mann-mit-Maske-und-Messer-läuft-durch-die-Gegend-und-killt-Leute-Formel', der Wes Craven ja ab 1996 zu neuer Hochkonjunktur verholfen hatte.

VALENTINE versucht gar nicht erst, da eine große Ausnahme darzustellen. Es ist die immergleiche Geschichte, nur mit neuem Look und Titel, es ist das immergleiche Bild, nur mit neuem Rahmen und kleinen Änderungen:
Wir haben den Mann mit der Maske, der für die Tötungen sorgt. Wie haben die Darsteller, die allesamt jung und schön gestylt und gepflegt sind, wir haben die Handlung, dass einer nach dem anderen ins Gras beißen muss, und damit das Ganze nicht in allzu planlosen Slasher-Schnickschnack mündet wird diese Handlung in Verbindung mit einem Ereignis gebracht, dass vor langer Zeit geschah - von HALLOWEEN über FREITAG DER 13. über SCREAM über ICH WEIß WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST über DÜSTERE LEGENDEN bis ICH WEIß NOCH IMMER IMMER IMMER WAS DU VOR-VORLETZEN SOMMER GETAN HAST TEIL 15; es wird einem die übliche Slasherspeise nach dem bewährtem Rezept aufgetischt. Aber das muss ja noch nichts heißen - mir jedenfalls (und etlichen anderen Horrorfans ja auch) hat das Rezept ja schon etliche Male mehr oder weniger geschmeckt. Also: gehen wir auf die Einzelheiten ein.

Die Story über den Außenseiter, der wegen angeblichen sexuellen Perversionen seine Jugend in Heimen und Psychiatrien verbrachte und nun einen auf Rache macht, ist akzeptabel doch reißt einen nicht vom Hocker. Storytechnisch ist der wahre Freak zwar aus alten Zeiten von Kultnummern wie FREITAG DER 13. und Konsorten noch flacheres gewöhnt, dennoch definiert die Geschichte hier nicht gleich den Horror neu. Vor allem am Ende, wenn nach der Killer-gegen-Girlie-Finalhatz die Auflösung folgt, könnten ein paar Fragen aufkommen: das Blut, dass in der letzten Einstellung Adam aus der Nase läuft, soll den Zuschauer doch wohl darauf hinweisen, dass er der Killer war - der Schrei, der kurz vor dem Abspann noch zu hören ist, bestätigt einen regelrecht in dieser Vermutung. Warum aber stürzt sich dann Dorothy im Mörderkostüm auf ihre Freundin, nur um gleich darauf von Adam abgeknallt zu werden? Kurz: Die Geschichte bildet auch bei diesem Slasher nicht den Kern oder Inhalt des Ganzen, sondern nur das Gewandt, den Mantel. Aber wie gesagt: Es gibt hässlichere Mäntel, dennoch ist dieser nicht gerade ein einfallsreicher.

Atmosphärisch gesehen kommt aufgrund der relativ gestylten Optik, die seit SCREAM ja schon so manchen Horrorfilm 'beglückt' hat, und der Vorhersehbarkeit des Ganzen keine überdimensionalen Messwerte vor. Auch die Nerven des Zuschauers werden hier nicht gerade belastet wie in Wes Cravens Kultthriller von '96 und wer raffinierte Wendungen und Bilder die sich ins Gedächtnis einbrennen erwartet, kann die DVD gleich wieder aus dem Player holen. Soll nicht gleich heißen, dass nur Zartbesaitete hier ihren Spaß haben werden; der Film hat schon seine spannenden Momente und mit Jamie Blanks saß schließlich jemand im Regiestuhl, der bereits 1998 mit DÜSTERE LEGENDEN einen erfolgreichen Slasherhorror hingelegt hatte. Die Eingangsszene ist recht spannend und hält einige gute Schocks parat, hätte aber in ihrem Potenzial
noch viel weiter ausgereizt werden können. Auch nicht schlecht die Geschichte mit dem Axtmord im Keller oder der Sauna - man merkt, dass keine Laien hinter der Kamera standen. Dennoch: Was einen wirklich höher steigenden Spannungspegel zwangsläufig verhindert, ist die Tatsache, dass der Ablauf zu vorhersehbar ist und deshalb gerade Leute, die mit dem Genre nicht erst seit gestern vertraut sind, schnell etwas langweilen kann. Bestes Beispiel dafür ist die Szene am Anfang, in der sich die junge Dame vor dem Mörder in eine Leichenhalle flüchtet. Der Typ geht rum und rum und sticht in buchstäblich jeden einzelnen der schwarzen Säcke, weil er und wir natürlich den gleichen Gedanken haben: vielleicht hat sie sich ja glatt auf einen der Tische gelegt und spielt selber mal Leiche. Und zum Schluss bleibt nur noch einer übrig. Und jetzt kommt die Quizfrage: Was ist wohl im letzten Sack versteckt? Na? Genau! Die junge Dame! Der wirkliche Spannungsaufbau vor den Mordszenen lässt zu wünschen übrig, zusammenzucken tut man wirklich nur bei den Schockeffekten, ansonsten sitzt man eher da und wartet entspannt aber doch leicht ineteressiert auf den nächsten Mord, denn die Morde (ein wichtiger Bestandteil eine solchen Films) sind gar nicht mal so übel geworden.

Trotz FSK 16 bekommt man relativ ansehnlichen Stoff präsentiert. So blutig wie in SCREAM wird's zwar nie im Leben (sorry, irgendwie ist dieses SCREAM-Plagiat so offensichtlich und vollkommen ungeniert ein Plagiat, dass ich nicht umhin komme, den Film ständig mit Wes Cravens Meisterstreich zu vergleichen!), doch dafür sind die Morde sehr abwechslungsreich : Bügeleisen, Axt, Bogen, Messer, Glasscherbe usw. Splatter darf man bei einer Jugendfreigabe in diesem Land nicht übermäßig viel erwarten, aber für eine 16er - Freigabe schneidet der Fil in dieser Hinsicht gut ab.

Ob man den Mörder mit seinem schwarzen Mantel und der Engelsmaske nun gruselig findet, das soll dann mal jeder selbst entscheiden. Ich persönlich hab schon schlimmeres gesehen als einen Engel mit schwarzem Mantel. Aber was soll's. Die Darsteller agieren ansonsten passabel, auch wenn man sich die Gesichter nach einmaligem Anschauen nicht alle merken kann, was in diesem Genre fast schon Alltag ist. Mit Denise Richards (JAMES BOND 007 - DIE WELT IST NICHT GENUG, komisch ich finde die Frau irgendwie gar nicht so hübsch), Katherine Heigl (CHUCKY UND SEINE BRAUT) und Jessica Capshaw (MINORITY REPORT, Jessica ist die Tochter von der Schauspielerin Kate Capshaw und die Stieftochter von Steven Spielberg) ist der Streifen allerdings gar nicht mal so flach besetzt.

VALENTINE ist im Endeffekt ein Horrorthriller ner neueren Generation - abgeschaut von anderen Horrorfilmen der Neuzeit, welche von anderen Horrorfilmen abgeschaut wurden; Der Titel trifft das Ganze also ziemlich gut: nichts Großes erwartet einen hier und an Slashern ist seit 1996 überzeugenderes rausgekommen. Dennoch: Fürs einmal Ansehen und einen netten, kleinen Horrorabend kann man mit diesem Streifen in schöner Optik nicht falsch liegen. Klar: Uninspirierend und ggf. langweilig, aber es geht noch viel schlechter.

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