Die deutschen Titelgeber bei Warner, jene Menschen, die aus „Out for Justice“ „Deadly Revenge – Das Brooklyn-Massaker“ machten, aus „3000 Miles to Graceland“ „Crime is King“ und aus „Cradle 2 the Grave“ „Born 2 Die“, konnten es auch bei „Valentine“ nicht lassen und nannten den Film hierzulande einfallslos „Schrei wenn du kannst“.
Nicht dass der Film selbst besonders einfallsreich wäre, der Auftakt ist mal wieder Vulgärpsychologie deluxe, wenn eine Rückblende eines Valentinstagstanzes gezeigt wird. Ein kleiner Junge wird von allen Mädels, die er zum Tanzen auffordert, das Mädchen, das mit ihm knutscht, verleugnet ihn, als die anderen Kinder es sehen. Der Junge wird gehänselt und mit roter Bowle überschüttet (eine verunglückte Referenz an „Carrie“), damit hat man schon mal das potentielle Motiv zu meucheln, so nichtig es auch scheinen mag.
Unlogischerweise sind genau diese fünf Mädels dann auch im Alter als junge Erwachsene noch gute Freundinnen. Die erste, Shelley (Katherine Heigl) erhält jedoch einen Valentinstagsgruß, der sich als Hassbotschaft entpuppt, kurz darauf wird die Medizinstudentin gemeuchelt. Das ist immerhin recht spannend gemacht, dass der Film schnell starke Ähnlichkeit zu „Blutiger Valentinstag“ aufweist, ignoriert man besser.
Die anderen vier Frauen erhalten ähnliche Grußkarten, erzählen einander jedoch erst mal nicht davon und bringen das vorerst nicht mit dem Tod ihrer Freundin in Verbindung. Doch der Killer lauert auf weitere Opfer...
„Valentine“ ist ein weiteres Produkt der Slasherwelle, die nach „Scream“ einsetzte, nur ohne dessen Esprit oder Ironie. Klar können auch formelhafte Produkte funktionieren, doch „Valentine“ bietet noch nicht mal sympathische Figuren. Die Frauen, allen voran Paige (Denise Richards), sind zwar keine Teenies mehr (wie die meisten Opfer im Slasherfilm), aber doch rollig wie Karnickel zu Paarungszeit. Daher wird alles angegafft und angemacht, was nach Mann aussieht, bis es fast schon zur Parodie wird, doch wenn dann mal ein Typ aufdringlich wird, dann wird gekniffen (gleich an mehreren Stellen des Films). Auch sonst geht der Horde jeglicher Sympathiewert ab, zumal es sich um Reißbrettcharaktere von der adretten Verführerin bis zum häufig verschmähten Pummelchen handelt.
Weiterhin verärgert „Valentine“ dadurch, dass die Story kaum etwas hergibt, denn die Mördersuche gestaltet sich extrem simpel. Es treten kaum männliche Figuren auf, einige werden auch schnell verhackstückt, sodass am Ende nur zwei Optionen bleiben: Es ist die männliche Figur, die verbleibt, oder doch ein unbekannter Täter. Hier wird nicht verraten wofür „Valentine“ sich entscheidet, aber einen Clou gibt es nicht; die wenigen falschen Fährten verwirren keinen Zuschauer. Außer der Eingangsszene wird auch kaum etwas zum Motiv gesagt, mögliche Motive möglicher anderer Täter kommen gar nicht erst auf.
Einzig und allein in den Mordszenen kann „Valentine“ dann etwas Spannung aufbauen, wenngleich der Bodycount nicht übermäßig hoch ist. Teilweise sind die Kills zwar unglaubwürdig eingeleitet (ruckzuck ist eine Party menschenleer, damit sich nur noch die wichtigen Personen zwecks Showdown einfinden), meist aber nett inszeniert, wenn man z.B. nicht genau weiß, von wo der Killer zuschlagen wird. Die Schockeffekte hingegen sind leider aus der Mottenkiste und schrecken kaum, dafür muss man den Mordszenen ein gewisse Kreativität lassen. Gerade der Mord im Whirlpool oder die Szene, in der eine Frau im sehr wörtlichen Sinne von Armors Pfeil getroffen wird, sind eine Abwechslung.
Darstellerisch ist leider wenig los mit „Valentine“, die Riege spielt auch nur geringfügig besser als das mäßig talentierte Jungvolk aus den Slashern der 80er. Drei etwas bekanntere Namen sind dabei, doch Katherine Heigl scheidet direkt zu Beginn aus dem Film und Denise Richards muss nur gut aussehen, aber die idiotischste Rolle des ganzen Drehbuchs spielen. Allenfalls David Boreanaz als Freund einer der Hauptpersonen kann sich noch leicht positiv abheben, aber das war es auch schon.
Abgesehen von ein paar gut inszenierten Mordszenen kann „Valentine“ dann schlussendlich wenig bieten: Die Figuren sind viel zu unsympathisch, die Handlung dröge und wenig spannend und die Schauspielerleistungen fast durchweg mäßig, da helfen diese Spannungshighlights leider nur wenig.