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„Ein Flugzeug zu fliegen ist nichts anderes als Rad zu fahren!“

Nachdem es zu John Landis‘ „Kentucky Fried Movie“ (1977) das Drehbuch beigesteuert hatte, trat das US-Trio David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker (kurz: „ZAZ“) im Jahre 1980 erstmals auch als Regisseure in Erscheinung: Mit dem Spoof-Film „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“, der Flugzeug-Katastrophenfilme wie „Airport“ und „Giganten am Himmel“ aufs Korn nimmt, sich insbesondere aber an der Handlung des Films „714 antwortet nicht“ (1957) orientiert, traten sie in Mel Brooks‘ Fußstapfen, der bereits verschiedene Genreparodien gedreht hatte.

„Hast du schon mal einen erwachsenen Mann nackend gesehen?“

Stewardess Elaine Dickinson (Julie Hagerty, „Kopfüber in Amerika“) hat ihrem Freund, dem kriegstraumatisierten ehemaligen Kampfpiloten Ted Striker (Robert Hays, „Angie“), unlängst den Laufpass gegeben. Ted versucht jedoch beharrlich, Elaine für sich zurückzugewinnen, und steigt seiner Flugangst zum Trotz kurzentschlossen in eine Maschine von Los Angeles nach Chicago, in der Elaine arbeitet. Doch als eine Fischvergiftung plötzlich die gesamte Crew außer Gefecht setzt, wird Ted zum wichtigsten Mann an Bord – neben dem als Passagier mitfliegenden Arzt Dr. Rumack (Leslie Nielsen, „Alarm im Weltall“), der Ted zuredet, seine Angst zu überwinden und Verantwortung für die Maschine zu übernehmen…

„Ich wollte Ihnen beiden nur Glück wünschen. Wir alle zählen auf Sie.“

Bereits am Flughafen tobt der ganze normale Wahnsinn: sich widersprechende Durchsagen, streitende Ansager, irrlichternde religiöse Eiferer und Sektenanhänger – und dann auch noch Elaines und Teds Beziehungskrise. Dessen Erinnerungen an sein Kriegstrauma werden visualisiert, was einen von mehreren Running Gags initiiert. In der deutschen Fassung sprechen dunkelhäutige Reisende grundsätzlich Bayrisch (scheinen wohl aus den Südstaaten zu stammen). Der Co-Pilot heißt Roger (Kareem Abdul-Jabbar, „Das Wunder von Pittsburgh“) und fühlt sich entsprechend nach jedem Funkspruch angesprochen, der Pilot wiederum heißt Oveur (Peter Graves, „Kobra, übernehmen Sie“) …

Im Flieger sitzt Ted neben einer Seniorin, der er ausgiebig aus dem Krieg berichtet – Anlass für weitere visualisierte Rückblenden inklusive einem unpassenden, herrlich abstrusen und heftigen Catfight. Die ganze Chose avanciert zwischenzeitlich zur „Saturday Night Fever“-Persiflage, bevor auch Elaine ihre Rückblenden bekommt – an glückliche Tage mit Ted – und weitere Rückblenden die Biografien beider „aufarbeiten“. Musikalisch wird’s, wenn eine Nonne mit Gitarre auf den Plan tritt und eine Stewardess-Gesangseinlage für ein krankes Kind alle begeistert, aber ausgerechnet das Kind gefährdet. Ted liegt schließlich allen mit seinen Erlebnissen in den Ohren, woraufhin sich seine „Opfer“ jeweils für den Freitod entscheiden.

In der um den persiflierenden Nonsenshumor, den Dialogwitz und den Slapstick gestrickten (bzw. die Ereignisse aus „714 antwortet nicht“ abklappernden), zwischen Flugzeug und Chicagoer Zentrale pendelnden Rahmenhandlung gerät das Flugzeug erwartungsgemäß in Turbulenzen, hilft der sich zufällig an Bord befindende Arzt kranken Passagieren und bittet um Zwischenlandung und bricht Panik aus, als klar wird, dass auch die Piloten betroffen sind. Nun muss Ted seine Ängste überwinden und dadurch ein Unglück verhindern. Und vielleicht erobert er damit ja Elaines Herz zurück. So etwas wird in den aufs Korn genommenen Filmen bierernst erzählt, entsprechend – und das ist das Besondere an „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ – agieren auch hier die Schauspieler: Abgesehen von den von Oveur wiederholt gestellten wirren Fragen wahren die Hauptrollen beinahe durchgehend die Contenance und bleiben betont ernst, um Sachlichkeit, Überblick und Kontrolle bemüht, wie es die bis zu diesem Film eigentlich aus dem ernsten Fach stammenden, gern graumelierten Herrschaften in jedem anderen Film getan hätten – während hier jedoch der Wahnsinn um sie herum tobt. Auch die musikalische Untermalung orientiert sich an ernsten Genrevertretern, wenn auch zuweilen in überzeichneter Weise.

Dieser scheinbare Ernst bei gleichzeitiger Verpflichtung seriöser Schauspieler war der größte Coup des ZAZ-Trios, verlieh „Die unglaubliche Reise…“ etwas Charakteristisches und machte Leslie Nielsen unverhofft zu einem Komödienstar, dessen Karriere damit einen ungeheuren Auftrieb bekam. Schade, dass ZAZ dieses Konzept nicht konsequent bis in alle Nebenrollen hinein verfolgte – womöglich hätte es beim Verzicht auf starke Kontraste aber auch nicht mehr so gut funktioniert. So bekommt man es also neben chargierenden Nebendarstellern auch mit unvermittelten Kampfkunsteinlagen sowie mit einer generell unheimlich hohen Gagfrequenz zu tun, bei der alle etwas hintergründigeren Scherze, auf die einen der Film auch nicht immer unbedingt brachial mit der Nase stößt (beispielsweise die absichtlich unheimlich schlecht gemachte Bluescreen-Autofahrt), am besten funktionieren und gut gealtert sind, während sich der Klamauk doch ziemlich überholt hat. Da wäre weniger sicherlich mehr gewesen.

Dafür funktioniert „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ auch problemlos ohne jegliche Kenntnis der Originale. Einerseits erstaunlich, andererseits folgerichtig ist diese Parodie schon seit vielen Jahren wesentlich populärer als es die persiflierten Filme sind. Das spektakuläre Finale entlässt in eine Art Erschöpfungszustand ob des Nonsens-Dauerfeuerwerks. Ist man erst einmal wieder bei Verstand, stellt sich einem angesichts der Filmfigur Ted Striker möglicherweise die Frage, ob damals die Zeit reif war, sich massenmedial über Kriegsveteranen lustig machen zu können, oder ob bereits andere Produktionen diesem Film den Weg in Bezug auf die US-Publikumsakzeptanz dafür ebneten. Aber das ist ein anderes Thema.

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