Spätestens jetzt - nach gut einem Dutzend seiner Arbeiten in naher Folge - fällt einem auf, dass Regisseur Phillip Ko eigentlich immer nur das Gleiche gedreht hat. Kopien von sich selber angefertigt. Sicher, das wusste oder ahnte man zumindest schon vorher; so sehr unterschied sich ja Angel on Fire nicht von Power Connection, und Hard to Kill war auch kaum etwas Anderes als Fatal Chase.
Aber nach einigen Filmen antiparallel hintereinander fällt einem die Deutlichkeit noch frappierender ins Auge; vor allem, wenn es sich wirklich nur als more of the same herausstellt und Einem Alles bereits beim ersten Sichten haargenau bekannt vorkommt. Nichts, aber auch rein gar nichts hat sich hier geändert; als hätte Ko nicht eine neue Produktion angefangen, sondern sich nur aus den Resten alter bedient.
Diese anfangs nur vage Vermutung bestätigt sich rapide, wenn man sich sein selbst verfasstes Drehbuch einmal ansieht und auf die ersten woandersher stammenden Filmschnipsel stösst.
Es ist natürlich unfair, sich die schwächste Stelle gleich zu Anfang herauspicken und darauf einzuknüppeln, aber ein Film braucht nun auch mal so etwas wie eine Geschichte; selbst die von Ko. Da man sich unter Kollegen und bei Filmswell International speziell nicht so hat, nimmt er einfach eine vom Nebenbuhler: Godfrey Hos Deadly China Dolls hat von drei Frauen erzählt, die verschiedene Killeraufträge ausführen und dabei auch schon mal die Kleidung springen lassen; Guardian Angel rollt das Szenario nur noch einmal auf. Nicht nur durch die inhaltlichen Eckdaten wirkt man desöfteren wie ein missing link, auch das restliche Erscheinungsbild spricht diesselbe Sprache, nutzt den gleichen Satzbau, Satzzeichen und Kommata. Es könnte das Abbild von Hos Film sein; als wenn man sich einfach gegenseitig den Schreibmaschinendurchschlag von Tisch geklaut hat. Obendrein klingen auch Ansätze an Angel Enforcers ebenso durch wie welche an Lethal Panther 2; theoretisch könnte man in einem Rundumschlag noch andere Vertreter aus dieser Schaffensetappe aufzählen.
Zwischen 1989 und 1994 durfte man ein Aufkommen von Virtuosentum erahnen und zeitweilig sogar spüren; beide Lichtgestalten und stärkste Aktivposten des B – und C – Movie hatten vorübergehend ihre helleren Momenten. Von einem ernsten Willen zur Kunst, zur Qualität war noch nichts zu fühlen, aber man bemühte sich um knallige Unterhaltung und einen gewissen Standard.
Dieser Unterschied, so klein er auch sein mag, ist hier nicht vorhanden und gibt dem Film einen gänzlich belanglosen Unterton bei; man bekommt zwar genau das, was man sich vorstellt und sollte eigentlich deswegen kaum Ansätze zum Meckern finden. Aber ebenso ist auch nichts zum Lobhudeln da. Ko identifiziert sich wie Ho als Vielbeschäftigter, nur viel zu selten von Format.
Der hiesig untere Durchschnitt – wenn überhaupt - ergibt sich aus ständigen Sprüngen in Raum und Zeit; man bekommt keine ordentliche Handlung geboten, sondern mehrere gänzlich verschiedene. Dann aber nur jeweils die Segmente davon. Immer fehlt etwas, mal am Anfang, mal in der Mitte und offene Enden sind auch zuhauf vorhanden. Man muss sich permanent umstellen. Eifrig wird gestrichen und hinzugefügt, aber nicht daran gefeilt. Mehrere Abläufe fangen nacheinander an, auf den mit den drei Frauen wird sich mehr konzentriert und drumherum ist alles gleich für die Katz. Dazu gehört auch der Beginn sowie die forteilenden Zwischenschnitte eines ermittelnden Cops und seiner Partnerin [ Yukari Oshima ], die als stock footage nur sehr krampfhaft mit dem Frauentrio in Verbindung gebracht werden. Beider Ziele ist ein Drogenboss; die offiziellen Polizisten versuchen mit einigen deckungsschwachen Schiessereien an die Bösen heranzugelangen, während die Mädels undercover mit den Waffen der Frauen agieren.
Die Folge ist ein oftmaliges Einbringen schmierigster Sexszenen; die Beiläufigkeit der degoutanten full frontal Einstellungen und ihre schnell resultierende Spannungsarmut sowie durchgängiger Bekanntheitsgrad ergeben in der Masse eine Kombination, nach der der Film nur an Einem vorbeirauschen kann. Kleinere Eindrücke mögen vielleicht aufgegriffen werden, aber selbst dort ergibt sich nichts Neues und demzufolge auch nichts Aufregendes.
Die Annehmlichkeiten prächtiger Optik verschwindet zugunsten von beengten, dunklen Fluren, ausgebleichten Hinterzimmern und einem Haufen unrasierter Männer. Sollte man mal den Blick raus aus den Zimmern auf die Natur richten, sorgt das auch nicht für Wärme im Herz; bei dem hier benutzen Filmmaterial lässt einen selbst der Sonnenaufgang kalt frösteln. Da die englische Synchronisation nur Quackstimmen bereithält, ist der Film visuell und akustisch ein Dokument des Versagens.
Das überreiche Angebot an wechselnden Figuren sorgt für eine sich rasch herausbildende Episodenhaftigkeit, deren Schema man nach einigen Beispielen auch komplett durchschaut, aber ergeben tut sich daraus nichts. Schablonenhaftigkeit ist das Hauptkriterium: Mordauftrag an die Frauen, die weniger für Interpol arbeiten als vielmehr reine Tötungsmaschinen sind – Das jeweilige Opfer rückt für einen Moment in den Mittelpunkt und ein gewisser Knackpunkt stellt sich heraus. So muss muss Frau sich erst mit einem feisten, japanischen Hitlerbärtchen vergnügen, bevor man ihn erledigen darf. Hinter einem fröhlich feiernden Pauschaltouristen [ Dick Wei, eine wahrlich flotte Sohle zu UB40 schwingend ] soll sich ebenfalls ein Profikiller befinden, der aber sehr liebenswürdig erscheint. Während der Vermeidung eines gegnerischen Attentates stösst Eine der Drei auf einen alten Bekannten aus dem Freundeskreis, deckt so ihre Tarnung auf und muss unfreiwillig dort auch tätig werden. Ein nach seiner Jugendliebe versengender Matrose [ Alexander Lou ] wird bei ihren Aktivitäten auf sie aufmerksam und folgt ihr; dass nächste Problemchen steht damit schon in der Warteschleife.
Die aufgebotenen Darsteller wie eben Wei, Lou und Oshima in den Klein- und Nebenrollen - sprich deren Cameos - sind zwar herzlich willkommen, aber können durch ihren wenigen Einsatz nicht verhindern, dass die restliche Fressenparade jedes Takt- und Feingefühl einreisst.
Die angesprochene Kälte gestaltet Beziehungen zwischen den Personen, zu Ihnen und damit auch zu ihren Taten als frigide; weil man so gar nicht beteiligt ist, schweifen die Gedanken auch notgedrungen woanders hin ab.
Die Action holt einen immer mal in den Wachzustand zurück, aber die Einlagen bestehen ebenso wie die meisten anderen Szenen aus zusammenhangslosen Aneinanderreihungen; Übergänge zu vorher oder nachher fehlen, man hat nur den kurzen Akt selber zur Verfügung. Choreographiert wird das Ganze wie beim Lethal Panther 2, also unstet - volatile Schnittarbeit voller Umbrüche; die jeweiligen effect shots blind aneinandergepappt und jeglichen Rhythmus missend. Ab und an formiert daraus anscheinend per Zufallstreffer auch etwas Sehenswertes, aber diese Glücksmomente halten sich leider zurück. Wenigstens ist der Munitionsverbrauch an sich angenehm hoch, retten tut es aber nur wenig.
Zu ranzig ist der Beigeschmack, zu ex und hopp die Erzählführung.