Framed ist ein unausgeglichener Relaunch etablierter Themen, als scheinbar wahllose Zusammenführung verschiedener Einflüsse, die nur mühsam und somit auch zwiegespalten in einen möglichst einheitlichen Rahmen des Bloodshed - Krimis gestaffelt werden sollen. Angewürzt mit einigen harschen Actionszenen vor allem gen Ende, erst Mord- und Totschlag im fahrigen Schnittstakkato, manch rudimentären Martial Arts Tritten / Schlägen / Stürzen in gewohnt aggressiver Manier, dann der stürmische Showdown großkalibriger Waffen als wild zappelndes Chaos.
Als Auslöser für das Unheil, für das auch narrative Durcheinander dient ein Unrechtsstaat mit entsprechendem Regime. Ein kleines, karges, heruntergekommenes Polizeibüro. Mal nicht als Ort von Schutz und Dienstleistung, sondern als Raststätte erst krimineller Eigenschaften, als Brutgebiet der eigentlichen Verwahrlosung der Gesellschaft. Wo Ende der Siebziger in den Frühwerken C.I.D. [ 1976 ] und Man on the Brink [ 1981 ] des ehemaligen TVB Fernsehfilmers Alex Cheung wenigstens noch so etwas wie Hoffnungsschimmer auf vielleicht bessere Zeiten und auch die klarere Unterscheidung zwischen Cops and Robbers [ 1979 ] und somit auch Gut und Böse an der Trennlinie auszumachen war, führt hier das gleißende Licht erst zu weiteren Schandtaten, zur Sichtbarmachung der gar nicht so verstecken sozialen Korrosion, in der an Niederträchtigkeit und Abscheu zumindest theoretisch Allen alles offen steht.
Zehn Jahre sind vergangen, zwischen den Herstellungsdaten der Produktionen und im vorliegenden Film. Zehn Jahre, die Mark Wang [ Simon Yam ] im Gefängnis verbracht hat, ein düsteres Kellerverlies, dessen ungemütliche Behausung ihm viel Zeit zum Nachdenken verschafft hat. Er möchte sich rächen für die Zuwiderhandlung, für die fälschliche Beschuldigung, dass er als junger Polizist mit Drogen gehandelt hat. Eine jähe Intrige, als er zu dicht an den eigentlichen Drahtziehern unter den Kollegen ermittelte. Draussen erwartet ihn Nichts mehr, seine Mutter ist verstorben, sein ehemaliges Elternhaus eine verlassene Ruine aus Staub, Dreck und Spinnenweben. Wang verwandelt sich zum Todesengel, nicht das letzte, aber dann auch das aktiv mitschuldigste Opfer. Eine umfassende Vergeltung- und Bestrafungsaktion nimmt seinen Lauf, eine ungehemmte Bewegung quer durch Hongkong, durch eng verwinkelte Gassen, abgeschotteten Landstrassen, verrauchten Karaokebars, und immer wieder endend an der Polizeistation.
Im Revier als kleinstem, aber auch am deutlichsten ausgeprägten Mikrokosmos, als politisch und menschlich degenerierter Querschnitt der Sozietät tummeln sich die letzten Überbleibsel einer einstmals vielleicht blühenden, mittlerweile aber nur noch auf die emotional sittenfreien Grundmauern verwahrlosten Bevölkerungsschicht. Der Ordnungs- und Gesetzeshüter von Heute, dessen missionarische Ader schon längst in den Spind gelegt und gegen den Ehrenkodex einer hinterlistigen Räuberbande ausgetauscht wurde. Die Auslese ist hart. Die Verfehlung als Postulat, ohne Kartharsis.
Ein Idealistisches Denken ist den Mitwirkenden in der offenkundigen Diskrepanz zwischen dem einstmaligen Ordnungsdenken und dem neuen Weltverständnis mitsamt dem Vergehen gegen die Allgemeinheit entfremdet: Dem Spieler [ Wong Yu ], dessen Sucht ihn in die Fänge der Korruption getrieben haben. Dem Superintendant [ Shum Wai ], der bei allem Fehlverhalten nicht nur das Auge zudrückt, sondern erst die Anweisungen gibt, ja nichts unter keinen Umständen davon an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Dem Unsichtbaren in der hintersten Ecke [ Lee Gwok Lun ], der zwar Grunddienst nach Vorschrift tut, aber sonst keinerlei Anstalten macht, auch mal bei Notlagen und Extremsituation etwas zu riskieren, um ja nicht die Pension und die damit verbundene Ruhe und Sicherheit zu gefährden. Dem Bürohengst [ Ray Lui ], noch mit Bügelfalten in der Naturtextilhose, der mit Paragraphen in die richtige Richtung wedelt, sich aber Brille und Anzug nicht selber schmutzig machen will. Und der Heißsporn [ Alex Man ], der mit Übereifer Alles und Jeden Verhaftet, was sich nicht rechtzeitig in Deckung gebracht hat; auch zu Lasten der Beweisführung und ohne Vorbehalten gegenüber den noch funktionierenden Resten des Rechtssystems.
All das unter einem Dach, innerhalb vier Wände, kollektive Turbulenzen, tagein, tagaus, verengt und pervertiert.
Chronologisch steckt der Ausleseprozeß direkt in der Mitte, zwischen der Ankündigung der drohenden Übergabe an das Mutterland der Volksrepublik China und dem eigentlichen Ereignis. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit den widerstreitenden Normen ist an seinem Höhepunkt angelangt. Das Mißtrauen in den Gegenüber ist gross, Wer rafft sein Hab und Gut für die baldig nötige Flucht ins rettende Ausland schneller und vor allem auch skrupelloser zusammen ? Vor Wem muss man am Meisten achtgeben, um nicht noch auf den letzten Meter alles zu verlieren, was man sich mühsam angeeignet hat ? In Wem hat man sich getäuscht und Wann muss der Absprung vollzogen sein, um doch noch mit heiler Haut das Eigentum zu retten ? Bittere Paranoia greift um sich, nur noch eingeholt von der Habgier und der selbstverständlichen Konsequenz für die eigene Sache.
Eine lautmalerische Vielzahl von Fakten und Personen in anarchistischer Verklammerung, zudem noch essentiell besetzt [Vor allem battle queen Yukari Oshima hat als willkommene Kronzeugin mit ihrer schlagkräftigen Akrobatik einige orkanartige Kurzauftritte zu vermelden]. Eine eigentlich schier unerschöpfliche Materialfülle für ein cholerisch explosives Drehbuch, dass entsprechend dessen vor lauter wuchtigen Ideen in der Häufung paralleler Situationen ebenso strotzt wie von dem Untalent für umgängliche Partnerschaft, dem Fehlen punktueller Kommentierung und dem Mangel sorgfältiger Nachbesserung und so vehement vor einem Rückfall in die dramaturgische Steinzeit steht. Einen verwirrenden Machtkampf von Parteien zeichnet das hysterisch jähzornige Torso-Skript auf, zumindest in achtlos zurückgelassenen Andeutungen, Hilfestellung aus vertraut rauen Genreelementen und anderen bildstenographischen Hinweisen, im ruppigen Hin- und Herspringen zwischen den Figuren, den zerbrochenen Interessenbereichen, dem unmoralischen Strategieren.
Eine grobschlächtige, unambitionierte, aber dennoch überreizte Aufklärungsarbeit, die sich analog zu seinen Figuren stetig zum Negativen hin weiterentwickelt und mit dem Feingefühl einer fragwürdig starren Marionette den Rückstand an Charakterisierung und Inszenierung vorantreibt. Wie schon in den vorherigen, finanziell eindeutig besser gestellten Shaw Brothers Arbeiten Twinkle Twinkle Little Star [ 1983 ] und Danger has two Faces [ 1985 ] des ehedemen Talents Alex Cheung wird neben einer angenehmen Hitzköpfigkeit auch hier der unpassende Sinn für Slapstick und Verbalklamauk großgeschrieben. Misstöne der Albernheit, des unfreiwilligen Humors, der flotten Überzeichnung, die eine kritische Präsentation der dargebotenen Verworfenheit ebenso zunichte machen wie das Bemühen auf ein kontrastierendes Verdeutlichungsstreben. Szenen sind ohne Übergänge gestaffelt, unberechenbar, wie im Sprung mit der Axt geschnitten, entweder viel zu lang oder zu kurz und noch zusätzlich antithetisch konzeptioniert und von vornherein am sichtlich unteren Ende der Budgetspanne gesetzt.