Review

Den Chinesen wurden 10000 Goldbarren gestohlen; ausgerechnet von Lai Jun Tao [ Alan Chui ], der auf sie aufpassen sollte. Man stellt eine Spezialeinheit aus drei Leuten zusammen, die dem Dieb nach HK folgen und ihn und die Beute stellen sollen.
Gao Shan [ Waise Lee ], Mei Kwok Bao [ Wu Ma ] und Hu Shiu Lan [ Siu Yam Yam ], die Tochter des Commisioners, machen sich auf den Weg.
Dort angekommen müssen sie mit Mok Yu Xia [ Yukari Oshima ] ausgerechnet eine CID Polizistin als Geisel nehmen und sich dabei auch noch trennen; die Mission gestaltet sich schwieriger als erwartet.

Die Vorzeichen waren eigentlich klipp und klar.
Alles deudete unzweideutig auf einen Modern Day Actionflick hin; vorzugsweise der preiswerteren Kategorie und gröberen Gangart zugeordnet.
Dafür sprach die finanzierende New Treasurer Films Company, die jahrelang für gehobenen Standard auch der B – Filme sorgte und sich mit Midnight Angel, Yes Madam '92: A Serious Shock, Beauty Investigator, Tough Beauty & the Sloppy Slop, Drugs Fighters u.a. stilsicher über Wasser hielt.
Regisseur Lam Chin Wai war für exemplarische Arbeiten wie Leopard Hunting und Anfang der 80er auch zwei Kung Fu Filme mit Billy Chong verantwortlich. Und die aufgefahrene Schauspielerschar registriert sich aus semiprominenten Namen wie Yukari Oshima, Waise Lee, Melvin Wong; die alle fest mit dem speziellen Subgenre verbandelt sind und sich auch wacker darum bemüht haben.
Die Regelhaftigkeit gegenseitiger Erwartung wird durch das Miteinandervorkommen dieser charakteristischen Verbindungen erst angeheizt, aber dann abgekühlt; ebenso schnell, wie im Vorspann mit dem Titel „Golden Corps come from China“ ein Alternativ eingebracht wird, so schnell täuschen sich auch die Signale.

Natürlich bekommt man nicht etwas komplett Gegensätzliches, aber die verschiedenen Änderungen gestalten den Film durchweg anders, als er nach allen gängigen Erfahrungen ablaufen würde. „Nicht normal“; Aussichten werden nicht gänzlich umgekehrt, aber desöfteren unterlaufen. Die Blickweise der zwei Autoren scheint gebräuchliche Mechanismen durchaus zu kennen und auch dem Belegwörterbuch der fest verankerten und geläufigen Kernbereiche folgen zu können. Macht aber immer wieder einen Schritt nach Links oder Rechts, um eben nicht fußstapfengerecht der Nachvollziehbarkeit und damit auch Vorausschaubarkeit zu entsprechen und das Geschehen lebendig zu halten.
Der Prolog fasst sich wohl auch deswegen sehr kurz; schnappt innerhalb 5min Ursache und Wirkung auf, bringt eine effiziente Einführung mitsamt Vorstellung – nebst Rückblick – und sogar bereits dem wichtigen Locationwechsel ein. Hat man die Standardprämisse erstmal hinter sich, kann man sich den abstruseren Dingen widmen und das Schreiben in vermeintlich kreativere Bahnen lenken. Der hauptsächliche Unterschied liegt nun im Detail:
So verfügt Mei doch tatsächlich über übersinnliche Kräfte, besitzt den Röntgenblick und kann Dinge vorhersehen und beeinflussen; was er auch ausgiebig einsetzt. In den Genuss der X-ray eyes kommt seine Geisel Mok, die auch recht wenig begeistert davon ist; Gefahren werden erkannt bevor sie da sind und z.b. die Pistolen der Angreifer wirkungslos gemacht.
Da man schon dabei ist, setzt man ihn auch mehrere Male an den Spieltisch, um das nötige Kleingeld für den Aufenthalt zu organisieren; ausserdem rekrutieren die Kontrahenten einen Schwarzen Magier aus Malaysia [ Chung Fat ], der am Bretzelkuchenmann seine Voodookünste vollzieht.

Die eingebrachten Hindernisse sollen sich also als durchgängig vielfältiger und prekärer offenbaren; sowieso verschwindet die gesamte Operation unter einem Berg Probleme. Die entsprechenden Lösungen dafür sind desöfteren genau das Gegenteil von dem, was das Lehrbuch vorschreibt; korrespondierend dazu erzählt das Skript nach dem flinken Einstieg alles Andere ausser einem geradlinigen Actionfilm. Man merkt auch lange Zeit weniger bis gar nicht, dass man sich überhaupt in einer der nur auf die kurzfristigen Kosten schielenden Produktion befindet; anfangs ist das Tempo durch viele an verschiedenen Orten spielenden Einzelszenen sehr hoch und man gibt sich Mühe, die Bilder abwechslungsreich zu halten und immer mit einer gekonnten Auflösung zu versehen. Die Aha – Effekte verschwinden nach und nach etwas, kann aber auch an der Anpassung des Zuschauers an die „anything goes“ Umstände liegen; umgekehrt lassen sich auf der Tonebene nun plötzlich doch die bekannten Musikstücke finden, die auch jedes Phillip Ko / Godfrey Ho Werk in diesem Zeitraum kennzeichnen. Die Schauplätze gleichen sich dieser sinnlich - attraktiven Form audiovisueller Darstellung an und wiederholen sich ab nun in einer fortlaufenden Reihe. Polizeirevier, Spieltisch und Hafen als die Konstanten; die Wohnung der Chinesen ändert sich nicht einmal, als man den Aufenthalt von Quartier A nach einem Polizeizugriff auf Quartier B verlegt. Diesselbe ärmliche Ausstattung, das ident vergilbte Dekor. Man tut von der Regie nur so, als ob man umgezogen sei; genauso wie zu Beginn die künftigen Omen anderes Material versprachen.

Die Maskerade vollzieht sich über die Actionszenen hinweg; man bringt zwar Beispiele der üblichen Standardsituationen ein, aber der geforderte Grad der Quantitäts – und Qualitätsmerkmale wird geradeso - wie zur Not - erfüllt. Sehr halbherzig und auf kleinen Rahmen prügelt man sich ein bisschen und lässt auch mal die Kanonen sprechen; meistens aus heiterem Himmel, ohne viel Beweggrund und offensichtlich nur, um die Figuren mal verlagern zu können. Der freigelassene Mittelteil wird mit kleineren Scherzereien verbracht, die inhaltliche Dürftigkeit so daran gehindert, langweilig zu werden; und die Atmosphäre in Richtung Feel good movie geschoben. Zusätzlich zu der schon an sich heimischen Stimmung kommt nun noch eine grosse Prise entspannter Harmlosigkeit, inclusive milder Witze, etwas Anbandelung zwischen Geiselnehmer und Geisel sowie dem Einbringen okkulter Kräfte. Dermassen gestützt entwickelt man sich natürlich nicht zum spannensten Film aller Zeiten, aber kann auch mittig die Geschichte weitaus erfolgreicher transportieren als 6 Jahre später Gold Rush [ Regie: Heaven Yiu Tin – hung ]. Dort wird der inhaltsgleiche Ausgangspunkt ohne einen Unterschied sogar mit einem Teil der hiesigen Besetzung offenbart, auch fast gleichfalls hanebüchen, aber eben ohne nützliche Unterhaltungszutaten.
Das Finale beider Filme ist übrigens identisch und stellt lustigerweise auch in beiden Fällen die jeweils beste Szene dar. In einem verlausten Schiffshafen der vorgelagerten Insel Ap Lei Chau wird sich zwischen abgetakelten Fischkuttern geschlagen, bis die Schwarte kracht, grossflächige Explosionen gezündet und bei den Shootouts gar horrende Splattereffekte zur Geltung gebracht.

Die Sequenz ist zu kurz, um als Ehrenrettung zu gelten und zu abgeschottet von dem Vorherigen, um sich als krönender Abschluss eingliedern zu können. Nur hier kam die eigentliche Attraktion des Genres ungebrochen zum Vorschein und wurde das Schema letztlich bestätigt; vorher hat man es zugunsten von kleineren Variationen und zum Nachteil der Wirksamkeit ausser Kraft gesetzt.

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