Etwas unspektakulärer Öko-Actionthriller, aber nicht so mies, wie gern behauptet.
Seagal-Bashing gab es in den letzten Jahren zur Genüge, hiermit rufe ich ich eine neue Seagal-toll-find-Ära aus und bin gespannt, was Rodrigues bei "Machete" so mit Seagal angestellt hat. Nichtsdestotrotz kann ich mir für diesen Film hier nicht mehr als 5 Bewertungspunkte abringen...
Kurz zur Handlung: Rechtsextreme Paramilitärs unter der Führung des so feisten wie größenwahnsinnigen Floyd Chisolm (Gailard Sartain) setzen ein tödliches Virus frei, um die ihnen verhasste Gesellschaft in die Knie zu zwingen (etwas schwammig nicht nur Floyd Chisolm, sondern auch die politischen Ziele der Milizionäre). Der aufrechte, friedfertige Öko-Doktore, Pferde-Bändiger und alleinerziehende Vater Dr. Wesley McLaren (Steven Seagal), ein ehemaliger Geheimdienst-Biologie, der wegen moralischer Skrupel den Dienst quittierte, verteilt angemessen Kloppe unter den Milizionären und versucht der alles bedrohenden Seuche mit biochemischen Know-how beizukommen...
Bei meiner "The Patriot"-Erstsichtung vor etwa zehn Jahren hatte ich noch die beiden "Under Siege/ Alarmstufe-Rot"-Kracher, den mit Schauwerten (und Öko-Botschaft) nicht geizenden Alaska-Actioner "On Deadly Ground/ Auf brennendem Eis" und natürlich ganz frühe Sachen ("Hard To Kill"), wo Seagal radikal knochenbrechend und schlitzend unter seinen Feinden hauste, im Hinterkopf.
Ich fluchte also nicht schlecht, als ich "The Patriot" sah. Öde, behäbig, im Fahrwasser des Seuchen-Thrillers "Outbreak" dümpelnd und lahm in Sachen Action erschien mir das Gezeigte, zudem mutete mir die Schlusszene, in der Militärhubschrauber heile-heile-machende Wildblümchen auf die Dächer der Verseuchten regnen lassen, genauso bekloppt an, wie wohl fast allen anderen Zuschauern und/ oder Kritikern auch (Spielberg ist so ein "marchenhafter" Regieeinfall immerhin auch jederzeit zuzutrauen).
Bei der Zweitsichtung muss ich nun sagen, dass "The Patriot", gerade in Relation zu den späteren, meist lieblos runtergekurbelten Direct-to-Video-Produktionen (als Kinofilm überzeugte 2001 noch "Exit Wounds"), sooo schlimm nun auch nicht ist. Es bleibt dabei, die letzten Minuten sind und bleiben hanebüchen und oft fehlt das gewisse Etwas, das Quentchen Originalität, das einen guten Film ausmacht, die Action-Szenen sind zudem nicht wirklich stark inszeniert und vieles wirkt etwas klein und begrenzt (der Film verfügte immerhin noch über ein Budget von 35 Millionen Dollar, was man ihm nur bedingt ansieht).
Aber Seagal wirkt in seiner Rolle doch recht präsent (nein, nicht die Art pausbackiger "Präsenz", die er in späteren Produktion zeigte...), die schauspielerischen Leistungen gehen durch die Bank voll in Ordnung (ja, auch die von Seagal - und seine Filmtochter sieht ihm wirklich ähnlich), mit Dean Semler (Kameramann bei "Der mit dem Wolf tanzt") hat kein Schlechter Regie geführt (ihm sind auch hier einige gute Aufnahmen gelungen)- und warum nicht auch mal ein Seagal-Actionthriller statt eines reinen Action-Szenarios...
Die Ethno-Öko-Esoterik-Native American Culture-was auch immer-Szenen sind im Übrigen nicht so plakativ ausgewalzt wie in "On Deadly Ground/ Auf brennenden Eis" (der dessenungeachtet in Sachen Action und Schauplätzen weit, weit mehr besticht), haben mir persönlich aber auch schon in Letztgenanntem nicht allzu weh getan.
Seagal wird oft und gerne die Bigotterie vorgeworfen, dass er, der schon mit rüden Law-And-Order-Kloppern - relativ - groß geworden ist, in späteren, kaum weniger rüden Filmen, gerne den mal buddhistisch, mal in Sachen Native American-Öko-Esoterik angehauchten Friedenspriester mit tödlichen Fäusten spielt. Vielen wäre es wohl lieber, die alte, simple "Revenge"-Thematik wäre wieder da. Sicherlich diskussionswürdig, ob das (zu Unterhaltungszwecken) zelebrierte Killen für eine gute Sache vertretbarer erscheint, als das aus Rachezwecken.
Ich persönlich kann mich ganz gut mit den Darstellungen in "Fire Down Below", "The Patriot" oder "On Deadly Ground" anfreunden, wo dem einen oder anderen skrupellosen Umweltsünder fotogen der Garaus gemacht wird. Und ich empfinde Seagals Versuche, seine ihm in der Filmwelt nunmal zugewiesene Rolle mit seinen spirituellen Vorstellungen irgendwie in Einklang zu bringen, als tolerabel. Er ist in seinem Ansinnen auch beileibe nicht alleine und jeder, wirklich jeder, legt sich seine Religion ohnehin so zurecht, wie es ihm kommod ist, ein gewisser Spielraum ist nicht nur im Buddhismus (Seagal ist Buddhist) ja auch da.
Wie auch immer, wenn man die brutalen Spitzen der wenigen Action-Sequenzen mal außen vor lässt, mutet das Gebotene wie eine US-TV-Produktion an, aber eine immerhin sehenswerte. Manche Stephen King-Verfilmung ist ähnlich behäbig inszeniert, wird aber über den grünen Klee gelobt; man muss bei der Bewertung von "The Patriot" also mal die Kirche im Dorf lassen.
Fraglich aber, ob dieser mittelmäßige Film so viele Worte verdient hat, wie ich sie hier gerade aneinanderreihte (in immerhin nur etwa fünfunddreißig Minuten).