Ich hab mich ja schon des öfteren als Fan von Steven Seagal geoutet und auch wenn die Kampfwurst sicherlich zu dem mimisch eher weniger begabten Darstellern gehört, so hat er doch in den 90er Jahren einige wirklich gute Actionfilme gedreht. Das es in den letzten Jahren dafür umso mehr bergab ging, ist zwar schade, bietet aber zumindest jedem Trashfan ordentlich Nachschub. Ein Film der irgendwo zwischen diesem Hoch in den 90er Jahren und dem Tief zu Beginn des neuen Jahrtausends steht ist „The Patriot“.
1998 gedreht ist der Film eine Art „Outbreak“ in klein. Seagal spielt einen Arzt (!!), der gleichzeitig auch der beste Virologe (!!!) der USA ist und natürlich auch mal für die CIA gearbeitet hat, denn ohne die macht Seagal ja nix. Hier wohnt er mitten in der Prärie mit seiner Tochter und einem alten Bekannten. Nebenan wohnt das übliche Nazi-Redneck-Pack und hat sich gerade in einem Haus verbarrikadiert. Da die Cops ein neues Waco verhindern wollen wird nicht gestürmt, sondern nur belagert. Doch der Anführer der Rednecks hat einen gar verteufelt fiesen Plan, der bei näherer Betrachtung grandios bescheuert ist. Er ergibt sich schluckt vorher aber noch einen Virus, der innerhalb weniger Tage tödlich ist und natürlich durch die Luft übertragen wird. Nachdem das ganze Dorf, natürlich außer Seagal und Töchterchen, kurz davor ist den Löffel abzugeben, fällt Floyd auf, das sein Gegengift nicht wirklich vielen dagegen tut. Also kommt die reguläre Armee und auch die „Armee“ von Floyd marschiert auf. Gegen den Virus können sie aber alle nix machen. SO hängt es dann also mal wieder an Steven Seagal die Menschheit, na ja zumindest circa 500 Leutchen, zu retten. Und das macht er auch, aber – und das ist wirklich mal was neues in einem Seagal Film - ohne alles und jeden zu verkloppen oder zu erschießen. Denn, Überraschung!, wir sind hier in einem Thriller.
Also sehen wir Steven Seagal wie er nach einem Mittel sucht um die Krankheit einzudämmen. Da weder er noch seine Tochter krank sind, vermutet er, dass es etwas mit dem Ökogezeugse zu tun hat, das es zum Mittagessen gab. Zum Glück gibt es ja noch den alten Indianerhäuptling (oder so was) und der kennt eine Menge Kräuter, die man nicht nur rauchen kann, sondern auch zu Tee verarbeitet und dann ist auch noch gleich ein US Virenforschungszentrum unter der Erde in der Nähe, so dass am Ende alle gerettet werden. Na fast alle zumindest, denn am Ende wird dann doch noch etwas die Handkante geschwungen und der ein oder andere Schuss abgegeben, ehe es dann Blumen regnet. Ich wusste schon immer das Steven Seagal ein verkannter Hippie ist.
Ganz klar steht auch hier wieder die ökologische Botschaft im Vordergrund und das rechne ich Seagal auch wirklich hoch an, dass er seine Filme nutzt um in einem Land, in dem Umweltschutz in etwa so wichtig wie der berühmt Sack Reis ist, eine Botschaft zu vermitteln. Das hat er ja auch schon in „Auf brennendem Eis“ gemacht und es wirkt auch hier nicht wirklich aufgesetzt, sondern kommt überzeugend rüber. Weit weniger überzeugend ist da schon die etwas unausgegorene Mischung aus Thriller und Actionfilm. Wer einen Actionfilm sehen will wird sich eindeutig wundern, denn bis es mal kracht ist schon gut 2/3 des Films vorbei und auch dann geht es eher gemächlich zu. Wer hingegen einen spannenden Thriller erwartet wird allerdings ebenso enttäuscht. Die Story ist viel zu geradlinig, Überraschungen sucht man vergebens und Spannung kommt auch nie auf. Hier setzt sich der Film also wirklich zwischen alle Stühle. Dabei ist der Film durchweg gut inszeniert, die Story wird schön vorangetrieben und es gibt auch kaum Längen. Aber es passiert einfach zu wenig. Der ein oder andere Plottwist hätte hier wahre Wunder gewirkt.
Die Darsteller sind alle ganz ordentlich und Steven Seagal spielt auch alles andere als schlecht. Man muss sich nur erst mal mit dem Gedanken anfreunden, dass er einen Arzt und Virologen spielt, denn dass ist dann doch ...äh...gewöhnungsbedürftig. Aber zu meckern gibt es auch hier nicht viel. Immerhin befinden wir uns in einem besseren B-Movie, so dass man sicherlich keine Oscarreife Leistung erwarten kann. Die Kritik an der CIA ist auch mal wieder vorhanden und am Ende gibt es ja dann doch noch etwas Action, die aber sehr „down-to-earth“ inszeniert wurde. Auch hier gibt es nichts herausragendes.
„The Patriot“, damit ist übrigens nicht Seagals Figur gemeint, sondern der Anführer der Nazi-Rednecks, ist sicherlich nicht Seagals bester Film aber auch bei weitem nicht sein schlechtester. Für 90 Minuten ordentliche Unterhaltung reicht es jedenfalls und macht auch durchaus Spaß, wenn man seine Erwartungen nicht zu hoch schraubt und keinen reinen Actionkracher erwartet. 5 von 10 Punkten.