Der Superheld als Loser. Schon der Name - Zebraman - sagt alles. Gut, einem rasenden Zebra in der afrikanischen Savanne möchte ich lieber nicht im Wege stehen - aber mal ehrlich: Die putzigen Paarhufer sind wohl alles andere als ein Synonym für heldenhafte Tugenden. Kein Wunder, dass die TV-Serie, die unser Protagonist Shin'ichi Ichikawa so abgöttisch verehrt, in den Siebziger Jahren wegen Erfolglosigkeit bereits nach der siebten Episode eingemottet wurde. Dabei ist der Außenseiter unter den Superhelden das perfekte Vorbild für den vom Leben gebeutelten Grundschullehrer. Sein Sohn ist der Prügelknabe der hiesigen Penne, seine Frau eine Ehebrecherin und seine Tochter eine kleine Hure. So bietet sich die Ausgangslage von Takashi Miikes Superhelden-Groteske "Zebraman" feil - einer Hommage und Persiflage auf das Heldengenre zugleich.
Eine Persiflage deshalb, weil "Zebraman" sowohl westliche Popcorn-Produktionen als auch asiatische Krawall-Serien durch den Kakao zieht . Denn wie wir wissen, verdankt man seine Verwandlung in einen Superhelden normalerweise einem äußerst merkwürdigen Zufall. Entweder wird man von mutierten Spinnen gebissen oder aber man springt durch ein geschlossenes Fenster und landet in einem soeben abgestellten Atommüll-Transporter. Shin'ichi hat es da einfacher: Er besitzt urplötzlich übermenschliche Fähigkeiten - tölpelt sich aber dennoch von einem Fettnäpfchen in das nächste.
Und wenn im Fernsehen die Power Rangers das Ringu-Mädchen vermöbeln, ist das an Absurdität kaum noch zu überbieten. Aber dennoch ist "Zebraman" weit davon enfernt, das Genre mit den Füßen zu treten. Wie bizarr die Comickultur auch sein mag, sie erfüllt wichitge Sozialfunktionen. Schüchterne Erwachsene kommen aus sich heraus, kleine Jungs geraten ins Schwärmen, Verlierertypen schöpfen neuen Mut. Miike weiß das und hat mit "Zebraman" einen cineastischen Kniefall mit zahlreichen Reminiszenzen auf die Leinwand gebracht.
Hommage und Persiflage in einem also - es ist ein kruder Spagat der hier vollführt wird. Slapstick trifft auf Satire, Action-Kino auf Märchenerzählung. "Anything goes" heißt es schon in der Eröffnungsszene und entzieht dem Film somit gleich zu Beginn die bissige Note. Die Welt steht vor der feindlichen Übernahme, ein außerirdischer Virus befällt die japanische Bevölkerung, Köpfe werden weggeätzt - aber die Aliens sind knuffige Flubberimitationen. Größtenteils schaut sich "Zebraman" mit seinem kindlichen Gemüt wie ein Familienfilm an, auf dem Cover prangt allerdings die FSK 16-Freigabe. Die Kampf-Einlagen sind toll in Szene gesetzt und flott geschnitten, die Freundschaft zwischen dem langweiligen Lehrer mit dem Doppelleben und dem im Rollstuhl sitzenden Drittklässler versprüht aber leider wenig Esprit. In den ersten sechzig Minuten nach der Exposition hält die Handlung ein ausgedehntes Nickerchen, in den letzten dreißig Minuten ist sie jedoch nicht mehr wiederzuerkennen bzw. nicht mehr richtig nachzuvollziehen. Die Grundidee des Films ist klasse, die Umsetzung des Showdowns aber 08/15. Der Protagonist hat einen Haufen Probleme, gelöst sind sie am Ende allerdings nicht. Der Abspann fährt ab, Ratlosigkeit macht sich breit.
Letztendlich ist "Zebraman" zu unausgegoren, um über die gesamte Spieldauer zu überzeugen. Zu speziell, um einem Mainstream-Publikum zu gefallen. Aber auch zu plakativ, um wirklich originell zu sein. Weder Fisch, noch Fleisch - dieses Fazit ist zwar reichlich abgeschmackt, trifft den Nagel allerdings voll auf dem Kopf. (5/10)