Review

Okay, „Izo“ war ein Reinfall. Aber dass deswegen ab sofort jeder Film von Japans wohl extraordinärstem Regisseur Takashi Miike eine Gurke sein muss, halte ich für ausgemachten Schwachsinn. Einer meiner wenigen Brüder im Geiste rückte gerade neulich die DVD von „Zebraman“ raus und ich kam nicht umhin, ihn mir anzusehen, auch wenn die Vorab - Präsentation des Films in einem eher die Skepsis als die Euphorie aufkommen lässt. Eines dürfte jedoch von vornherein völlig klar sein: wer sich auf Miike einlässt, muss so einiges außer der Reihe abkönnen. Und wenn sich ein Film dann auch noch „Zebraman“ schimpft und sich auf eine (fiktive) 70er-Jahre-Trashshow beruft, sollte allerspätestens der Groschen fallen: normal wird das sicher nicht...

...und so bewahrheitet sich das Ganze dann auch sehr rapide. Einmal mehr verknüpft der kreative Mastermind extrem abgefahrene Science Fiction japanischer Prägung mit grauem Nippon-Alltag: Lehrer Shinichi, eine typische Pflaume der Gesellschaft, träumt insgeheim, der „Zebraman“ zu sein, eine Superheldenfigur einer alten TV-Serie. In diesem semi-anonymen Kostüm, welches er sogar selbst für seine Zwecke genäht hat, wünscht er sich, des Nachts durch Yokohamas Distrikte zu ziehen und große Abenteuer zu erleben. Dabei hat er im wirklichen Leben so ziemlich nichts im Griff: weder seine Familie, noch seinen Beruf, noch sonst irgendetwas. Doch seine Stunde als echter Zebraman soll dennoch schlagen...

Das Grundprinzip des „Zebraman“ ist eigentlich gar nicht mal so ungewöhnlich. Ein Mann, nach außen hin ziemlich bedeppert, entwickelt eine zweite, geheime Identität als Superheld und bekämpft neben seinem Alltag eine übernatürliche Bedrohung. Hier zieht Miike klare Parallelen zu herkömmlichen, klassischen Handlungsmotiven östlicher wie westlicher Superheldenvorlagen. Doch die praktische Umsetzung sieht dann doch etwas anders aus. Typisch abgefahrene Ideen werden schnell zum Standard, und schnell merkt jeder Zuschauer, dass mit einem Werke wie diesem nur die wirklich japanophilen Jungs und Mädels wirklich glücklich werden. Dennoch bleibt der Verlauf eigentlich der klassischen Linie treu und bis zum Finale bleibt nahezu alles nachvollziehbar und auf dem Teppich, genauso wie der Härtefaktor, den Miike diesmal fast gar nicht ins Spiel bringt. Der Schwerpunkt liegt deutlich auf Komik; zwar zünden nicht alle Gags so wirklich, aber die meisten schlagen durchaus zu Buche – ich weiß noch genau, mehrfach ziemlich laut gebrüllt zu haben. Miikes Hintersinn kann man zwar durchaus als vorhanden identifizieren, was er mit diesem Film jedoch genau sagen will, bleibt wie so oft mal wieder nicht wirklich entschlüsselbar. Ob der „Zebraman“, Gerüchten zufolge ein erfüllter Jugendtraum des Regisseurs, nun ein persönlicher Beitrag zum Hollywood-Müll dieser Sparte sein soll (das würde so manchen bewusst billig gemachten Effekt erklären) oder einfach nur ein weiteres Quasi-Trashfest als Huldigung des Extravaganten sein soll – wer weiß das schon außer Miike selbst.

Mir persönlich hat aber der „Zebraman“ schon wesentlich besser gefallen als der unterdurchschnittliche „Izo“. An Granaten wie „Ichi“, „Dead or Alive“ oder „Fudoh“ kommt er allerdings nicht heran.

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