Review

Prügelspielverfilmungen standen selten unter einem guten Stern, doch „Double Dragon“ ging ganz besonders baden.
Dabei hätte die Mär von zwei Brüdern, die Horden von Straßengangs zusammenkloppen, eigentlich Material für einen guten B-Actionfilm geboten. Im Film geht man allerdings in Richtung Cyberpunk, man schreibt das Jahr 2007 – pünktlich zur Jahrtausendwelle hat einen gigantisches Erdbeben die Welt geschrottet, im L.A.-Nachfolger New Angeles herrschen nachts Gangs und Kriminelle, nur tagsüber hat die Polizei die Kontrolle. Das alles dann mit reichlich B-Appeal, denn nach Geld sieht „Double Dragon“ nicht aus, aber die größeren Studios wagten sich danach an „Mortal Kombat“ und „Street Fighter“.
Außerdem gibt es drauf noch eine Story mit reichlich mythischem Mumbo-Jumbo um das Amulett der Doppeldrachen, das dem Träger unendliche Macht garantieren soll. Darauf hat es auch der fiese Geschäftsmann Kogo Shuko (Robert Patrick) abgesehen, der nebenher noch die Gangs der Stadt kontrolliert und eine Hälfte des Talismans besitzt. Die andere Hälfte besitzt das Brüderpaar Billy (Scott Wolf) und Jimmy Lee (Mark Dacascos), das noch etwas Knete mit Prügelwettkämpfen verdient. Damit wird Amerika mal wieder zum Schauplatz eines Kampfes zwischen Gut und Böse, der eigentlich aus Asien stammt, aber daran hat man sich ja schon gewöhnt.

Durch einen Zufall kommt Shuko auf den Trichter, das die begehrte zweite Hälfte in New Angeles ist, killt die Beschützerin der Brüder und will auch ihnen ans Leder. Doch die beiden wissen sich der Verfolger zu erwehren...
„Double Dragon“ ist ein vollkommen überfrachtetes Filmchen, das mit seinem B- bis leichten Trash-Appeal ein wenig an „Turtles“ erinnert, doch ohne dessen Charme, der dem Schildkrötengekloppe einen gewissen Kultstatus bescherte. Dagegen wirkt „Double Dragon“ mit seinen Versuchen möglichst hip und jugendlich zu sein doch zu bemüht: Die Witze sind für jeden jenseits der 14 nicht mehr cool, gerade der Running Gag der grotesk kreischenden Heroen nervt furchtbar, die im Schlabberlook rumlaufenden Akteure erscheinen als plumpe Anbiederung an Teenietrends und wirkliches Endzeitfeeling will bei den bemüht zugerümpelten Sets auch nicht aufkommen. Allein die gelegentlichen satirischen Momente, vor allem der Darstellung des Zukunftsfernsehens, bringen unerwartete Qualität ins Treiben.

Ansonsten muss man sich leider mit einem Plot abmühen, der eine kurze Laufzeit absolut überfrachtet und trotzdem kaum etwas zu erzählen hat. Ganz nebenbei erfährt man, dass der Übelwicht auch den Papi der Brüder gemeuchelt hat, die komischen Experimente des Fieslings werden kurz angerissen und wieder fallengelassen, ebenso der Waffenstillstand zwischen Polizei und Gangs, Marian Delario (Alysso Milano) und ihre Truppe von für das Gute kämpfenden Jugendlichen sind bloß bessere Statisten. Selbst für einen romantischen Subplot ist diese Figur dann zu unterentwickelt, man weiß noch nicht mal, welchem Bruder sie dann zugetan sein sollte, aber vermutlich musste sie als Quotenfrau dabei sein, weil die Beschützerin so früh abnippeln muss.
Durch diese zusammengestoppelte Geschichte hastet das Brüderpaar dann hindurch, wobei man die Logik besser nicht hinterfragt. Welche Kräfte gibt das Medaillon genau? Warum kann man seinen Träger mal besiegen, mal nicht? Warum scheinen sich die Kräfte des Oberfieslings immer nach Konjunktur zu ändern? Dazu gibt es dann noch Kitsch und Klischees, ganz schlimm die Erscheinung der gemeuchelten Fürsogerin kurz vorm Ende sowie die kindgerechte Bestrafung des Bösewichts, denn „Double Dragon“ war nun mal für Jugendliche gedacht, da durfte nicht zuviel Gewalt sein.

Dabei hat der Film sogar Potential, wie die Kampfszenen zeigen. Sicher schwankt die Choreographie von Szene zu Szene, außerdem muss sich Dacascos zurücknehmen, damit Wolf nicht vollends blass aussieht, aber es sind schon brauchbare, wenn auch stets kurze Fights dabei. Gerade das Bewegungsrepertoire von Dacascos holt hier noch ein paar Kohlen aus dem Feuer, ein paar Verfolgungsjagden gibt es auch, gerade die zu Wasser ist von überraschend hoher Qualität.
Mark Dacascos liefert hier schauspielerisch allerdings keine seiner Glanzleistung ab, genau wie Scott Wolf muss er bloß einen auf Posterboy machen und grinsen – da freut man sich, wenn er wieder wen verwemmsen darf. Alysso Milano ist mit Kurzhaarfrisur und undankbarer Rolle auch kein Glanzlicht, während immerhin einer in seiner Rolle voll aufgeht: Robert Patrick. Als dämonischer Übelwicht spielt er ziemlich gut, während man den Rest vom Cast schnell vergisst – selbst Kultnebendarsteller Al Leong, der später mit einem „Will hench for food“-Schild auf der Straße steht.

In den Kampfszenen geht „Double Dragon“ so einigermaßen, Robert Patrick ist als Fiesling überzeugend und in ein paar Szenen (z.B. Wasserverfolgungsjagd) kommt Endzeitfeeling auf – ansonsten ist die Videospielumsetzung ebenso laut wie unspannend, in ihrer penetranten Anbiederung ans Jugendpublikum teilweise ziemlich nervig. 3,5 Punkte meinerseits.

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