Es ist erstaunlich wieviele Filme sich förmlich an das Schema von "Karate Kid" klammern. Somit hat es schnell seinen Reiz verloren, da man meist ganz auf eigene Innovationen verzichtete. Dabei vermag "American Karate Tiger" auf den ersten Blick interessant zu sein, denn schließlich ist Regisseur Robert Radler (Best of the Best 2, T.N.T. - Für immer in die Hölle) kein Stümper und Billy Blanks (Back in Action, Tough and Deadly) eine Bank wenn es um gute Fights geht. Doch die 08/15 Geschichte von Stuart Gibbs (Repli-Kate, Silk Degrees) lässt Blanks kaum Chancen sein Können unter Beweis zu stellen, obendrein scheint als hätte man sich aufgrund des knappen Budgets keinen Choreographen leisten können.
Ken Marx (Kenn Scott) muss schon wieder mit seiner Mutter umziehen, an seiner neuen Schule liegt er schnell mit dem brutalen Kickboxer Tom (Ken McLeod) im Clinch. Der Grund ist die hübsche Julie (Christine Taylor), auf die Ken ein Auge geworfen hat, die aber Toms Freundin ist. Nachdem er gerade aufgemischt wurde, lernt Ken den Hausmeister Billy (Billy Blanks) kennen und freundet sich mit ihm an. Billy ein Ex-Cop und Champion im Kickboxen nimmt Ken unter seine Fittiche und trainiert mit ihm. Das hat er auch bitter nötig, denn Tom will einen Kampf gegen Ken. Dabei trifft auch Billy einen alten Bekannten wieder. Der brutale Lee (Patrick Kirkpatrick) ist nun Leiter einer Karateschule, in der auch Tom trainiert. Nebenbei richtet Lee illegale Kämpfe aus, Billy will ihn mit Hilfe seines ehemaligen Partners Spinelli (Mike Genovese) hochnehmen.
Irgendwann ist es einfach abgenutzt, der Neue an einer Schule, die unter der Fuchtel eines jungen Kämpfers steht, der sich auch noch die Schönheit Julie als Freundin geangelt hat. Dahinter steht die Karateschule um Lee, welche natürlich die falschen Werte vermittelt. Zusätzlich werden illegale Kämpfe organisiert, um die Kasse aufzubessern und mittendrin steckt ein traumatisierter Ex-Cop, der bei einem Einsatz ausversehen den Bruder von Lee tötete. Das ist nicht nur von Anfang bis Ende vorhersehbar, sondern auch dermaßen langweilig umgesetzt, allein den Plänkeleien zwischen Ken und Julie schenkt Radler zuviel Aufmerksamkeit. Auch den Charakter Billy als eine Art Miyagi-Ersatz kann man nicht ernst nehmen. Nach dem Tod von Lees Bruder findet er seine Berufung als Hausmeister und darf Tom und seinem Gehilfen gleich mal eine Lektion erteilen, als sie Ken mal wieder verprügeln. Dabei bekommen wir die übliche Botschaft gesandt, dass die beste Antwort auf Gewalt auch Gewalt ist. Doch anstatt dies mit zahlreiche Fights zu übertünchen, gibt es in der ersten Halbzeit nur kleinere Intermezzos. Natürlich spielt auch das Training von Ken eine gewisse Rolle, doch hier werden anfänglich keine Autos poliert, sondern diverse Pissbecken geschrubbt. Weiterhin darf fleißig gejoggt werden, es folgen ein paar Box- und Kickübungen und ein bisschen Kraftraining, fertig ist der gestählte Ken.
Natürlich will sich der bösartige Lee, der auch gerne mal seine Schüler zusammenschlägt, an Billy für den Tod seines Bruders rächen. Billy hingegen findet nach sieben Jahren wieder Gefallen am Polizeidienst und will Lees Organisation mit Hilfe von Ex-Partner Spinelli hochgehen lassen. Doch erst im letzten Drittel kommt "American Karate Tiger" in Fahrt, am besten ist da noch der versuchte Mord an Billy, der sich hier gegen James Lew und Nicholas Hill erwehren muss. Die Finalkämpfe finden nicht bei einem Tunier, sondern illegal im Untergrund statt. Da muss Ken gegen Tom antreten und schließlich Billy gegen Lee. Natürlich bekommen unsere Helden erst reichlich die Hucke voll, bevor sie ihre Gegner ins Nirvana dreschen dürfen. Manchmal erhascht man einen Blick auf gute Moves, doch größtenteils geht es hier ohne Choreographie zur Sache, was selbst die wenigen Zweikämpfe unspektakulär macht. Dabei hat Billy Blanks als Schauspieler so gut wie gar nichts zu bieten, Kenn Scott (Turtles, Shootfighter) ist auf diesem Gebiet ebenfalls eine Niete, da gefällt Patrick Kirkpatrick (Mit stählerner Faust, Open Fire) als Klischeefiesling noch am besten. Fast schon ein Witz ist Brion James (Jagd in der grünen Hölle, Tote leben länger), der als stellvertretender Rektor Kowalski (wo ist eigentlich der richtige Rektor?) ab und an ein paar Schülern die Leviten lesen darf.
Ein billig heruntergekurbelter "Karate Kid"-Klon mit ganz schwachen Darstellern, vorhersehbar von Anfang bis Ende. Gekämpft wird viel zu wenig, für richtige Choreographien war wohl kein Geld da. Somit wird das Potential von Blanks in keinster Weise ausgeschöpft und erst im letzten Drittel darf es ein wenig zur Sache gehen.