Von Paris nach Luxor!
Für den achten Charlie Chan-Film wählte man erneut einen exotischen Schauplatz aus, der zum Tatort eines, bzw. mehrerer Morde werden sollte. Nach seinem letzten Einsatz in Paris erhielt Charlie offenbar noch vor Ort einen neuen Auftrag der Archäologischen Gesellschaft, die überprüfen will, wie verschiedene ägyptische Artefakte aus einem noch nicht sehr lange entdeckten Grab auf dem Markt auftauchen können, wenn das vertraglich ausgeschlossen war. Natürlich dauert es bei so etwas niemals lange, bis die erste Leiche auftaucht, allein da der verantwortliche Archäologe schon einige Zeit nichts mehr von sich hat hören lassen.
Und so findet man ihn denn auch bald an ungewohnter Stelle, nämlich in einem Sarkophag. Während sich die verkauften Schätze relativ schnell aufklären lassen (der Verantwortliche gesteht von sich aus und erläutert seine finanzielle Notlage), scheint es dann aber doch um etwas anderes zu gehen – eine verfluchte Familie, die Rache der Göttin Sekhmet und diverse unheimliche Erscheinungen, die schließlich die Ausgrabung zu einer Todesfalle werden lassen. Doch natürlich steckt hinter all dem natürlich menschliches Handeln, denn so ein Grab hat viele (Schatz-)Kammern.
Von all den Abenteuern aus der Hochzeit der Reihe schätze ich „Charlie Chan in Ägypten“ mit am meisten, was eindeutig an den geschmackvollen Locations liegt, die die Designer da in die Studio Lots gebaut haben. Eine Atmosphäre von Isolation und Abgelegenheit umweht die Sets in der „Wüste“ und die Grabaufbauten sind ebenfalls sehr unheimlich und atmophärisch gestaltet. Es gibt Tricktüren, versteckte Gänge, eine Verbindung zwischen Kammern, die ertaucht werden muss und einige morbid-unterhaltsame Szenen rund um einen Seziertisch.
Dazu kommen die wunderbar gestalteten Auftritte der ägyptischen Rachegöttin, die sich stets durch leuchtende Augen verschiedener Statuen ankündigt und in ihrer Einfachheit sehr überzeugend ist. Natürlich spielt bei all dem auch noch ein Halluzinogen eine Rolle und dann darf natürlich auch ein mysteriöses Gift nicht fehlen – all das macht vergessen, dass diesmal die Auswahl der Verdächtigen nicht so sonderlich groß ist, aber bei all dem Trubel fällt das kaum auf.
Einziger Wermutstropfen in diesem Gemenge ist die humorige Beigabe, zu der man sich wohl leider immer mal wieder genötigt sah. Diese wird in diesem Fall durch den schwarzen Komödianten Stephen Fetchit dargestellt, der auf solche Auftritte abonniert war, heute aber angesichts von rassistischen Klischees kaum noch erträglich ist. Fetchit machte aus dem Klischee des „Laziest Man in the World“ eine recht erfolgreiche Karriere, was in diesem Fall bedeutete, dass er faul in der Gegend herum lag, bis er zu bestimmten Tätigkeiten gerufen wurde. Die erfüllte er widerwillig, während er in einem schnarrend heiseren Genöle vor sich hin jammerte. Wenn er das nicht tat, hatte er entsprechend Schiss vor irgendetwas (vorzugsweise hier Leichen, Sarkophage und ägyptische Flüche) und wimmerte augenrollend vor sich hin.
Die deutsche Synchro hatte dann auch pflichtschuldigst diese verbalen Besonderheiten in die heimische Fassung zu übertragen und so sirrt und leiert es immer mal wieder akustisch penetrant in der Szenerie, während Fetchit vor sich hin nölt.
Ergänzend sei noch erwähnt, dass eine junge Rita Hayworth – noch unter ihrem ersten Namen Rita Cansino – als mysteriöses ägyptisches Mägdelein durch die Szenerie huscht. Sie wird interessanterweise im Vorspann recht prominent herausgestellt, hat aber im Film nur sehr sehr wenig zu tun, obwohl die Figur sich eigentlich noch für notwendige verdächtige Wendungen geeignet hätte. Aber immerhin schaut sie recht mysteriös drein.
Insgesamt kann ich „Ägypten“ also nur empfehlen, denn bei all dem üblichen Budenzauber rund um Pyramiden bleibt für die Hauptfigur noch genug Deduktion übrig, um den verwöhnten Krimizuschauer bei Laune zu halten. (8/10)