Review

ACHTUNG ! SPOILER !

Gehirn ausschalten und der Mummy-Mumbo-Jumbo kann beginnen, Teil III.

THE MUMMY'S GHOST beginnt mit einer Totalen, in der zu sehen ist, wie ein Mann (George Zucco) die Treppe zu einem ägyptischen Tempel emporsteigt, der bereits aus den vorangegangen zwei Mumien-Filmen bekannt ist. Nach einem Schnitt (und einer wundersamen Verwandlung) betritt dann allerdings unerwartet John Carradine den Tempel und wird dort bereits von George Zucco (!) erwartet. Das sind die Mysterien des Kinos! Doch die Erklärung ist profan: Um Zeit und Geld zu sparen, wurde diese Szene aus „"The Mummy's Hand"“, in der Zucco die Stufen zum Tempel erklimmt, einfach noch einmal verwendet, doch das hat damals wohl niemand bemerkt. Ansonsten wird die 3000 Jahre alte Geschichte um die verbotene Liebe zwischen Kharis und Ananka von George Zucco, in der Rolle des Hohepriesters Andoheb, diesmal rein Verbal vermittelt. Es wurden keine Szenen aus den anderen Filmen der Kharis-Serie zur Illustration der Ereignisse herangezogen. Allerdings wurde aus der inzwischen vertrauten Sekte derer von „Karnak“ in deren Namen Andoheb bisher unterwegs war, nun unvermittelt und ohne Erklärung die Sekte von „Arkham“.

Die Handlung von THE MUMMY'S GHOST setzt zwei Jahre nach den Vorfällen in „"The Mummy's Tomb"“ ein. Diesmal geht es allerdings nicht um Rache an den Grabschändern, sondern die Mumien von Kharis und Ananka sollen von einem neuen Abgesandten der Sekte von Arkham nach Ägypten geholt werden. So wendet sich der Hohepriester Andoheb mit folgenden unheilvollen Formulierungen an seinen Nachfolger: „"The world believes they have destroyed Kharis. But [...] we know that he still lives! [...] Lives only for the purpose for which he was created. To guard Ananka's tomb until the end of time! Your mission is to bring him back to Egypt, and with him, Ananka, his beloved princess!“" 
Damit ist die Handlung des Films auch schon weitgehend zusammengefasst.

In THE MUMMY'S GHOST wird die Mumie Kharis dann auch nicht gezielt auf ausgewählte Opfer gehetzt, sonder jeder, der sich ihr in den Weg stellt wird rücksichtslos, ohne ansehen der Person, aus dem Weg geräumt. Wie gehabt schlurft die Mumie dabei SEHR langsam durch die Gefilde, kann ihren Gegnern aber immer wieder entkommen. Wie es Kharis allerdings gelungen ist, das Feuer am Ende von „"The Mummy's Tomb“" zu überleben und wo er sich in den Jahren danach verborgen gehalten hat, verschweigt der Film schamhaft. Wie Phönix aus der Asche (!) taucht die Mumie jäh aus dem spärlichen Studio-Unterholz auf, als irgendwo das Lebenselixier aus den Tana-Blättern zusammenbraut wird.
Reginald LeBorg, der Regisseur des Films, gab dazu später folgendes zum Besten: „"I had a fight with [the producer] about it. [I said]: We have to have a motivation! [The producer] said: Motivation? We've made two Mummy pictures already and the Mummy always comes out of the woods! Just shoot it!“" (Weaver 2006, Seite 236)

Als Schlupfwinkel für den Bösewicht haben die Produzenten diesmal eine besonders schäbige und kuriose Bretterbude ausersehen, zu der eine sehr steile und sehr lange Rampe hinaufführt, die die Mumie mehrfach mit viel Mühe erklimmen oder hinabsteigen muss. Völlig unbegreiflich, wieso der Hohepriester diesen überaus ungeeigneten Unterschlupf ausgewählt hat. Aber egal, den Produzenten ging es auch hier vor allem darum, Geld zu sparen. Denn dieses stehengebliebene Filmset war ursprünglich für den Film „"The Magnificent Brute"“ (1936) errichtet worden, und taucht in diversen Universal-Streifen aus dieser Zeit auf, so auch in „"The Invisible Man Returns."

Und natürlich stellt sich auch bei  THE MUMMY'S GHOST die Frage, in wie vielen Szenen tatsächlich Lon Chaney als Mumie zu sehen ist. Reginald LeBorg sagte in einem Interview zu diesem Thema: „"Chaney never had a stand-in during „The Mummy's Ghost“. He was doing it himself, all the time. He may have done this in some of the other Mummy pictures but he didn't do it with me.“" (Weaver, 2006, Seite 235)
Wie auch immer, jedenfalls war laut IMDb ein gewisser Jack Nestle (nicht in den Original-Credits) als „stunt double“ für Lon Chaney im Einsatz. Fragt sich nur, wie oft. Siehe zu diesem Thema auch mein Review zu „"The Mummy's Tomb“."

Neben der Mumie, der die Regie immerhin ein paar expressive, sehr eindrucksvolle Großaufnahmen gönnt, sticht unter den Darstellern diesmal besonders John Carradine als Bösewicht Yousef Bey hervor, der mit seiner sonoren Stimme und seinem Charakterkopf auch diesem Unsinn so etwas wie Relevanz verleiht. Eine besondere Herausforderung muss für den Darsteller dabei gewiss die kuriose Szene gewesen sein, in der aus dem Off plötzlich seine innere Stimme zu hören ist, die ihn dazu verleitet, sich mit Amina/Ananka zu vereinen (s.u.). Dazu schreibt John Soister: "„It's doubtful wether anyone other than Carradine could have handled the trite and embarrassing dialogue exchanges with his 'inner voice' and still have emerged  with anything resembling dignity.“" (Svehla, Seite 83)

Ramsay Ames als Reinkarnation von Ananka ist zwar eine attraktive Erscheinung, kann aber in ihrer undankbaren Rolle als passives Opfer so gut wie keine Akzente setzten. Ihre Überempfindlichkeit  lässt sie schon bei der Nennung des Namens ihrer Heimat Ägypten erschauern, doch das wirkt auf Dauer etwas aufgesetzt. Auch der nominelle Held des Films, Robert Lowery in der Rolle des Tom Hervey, ist ein Totalausfall und absolut entbehrlich für die Handlung. Lowery spielte einige Jahre später den „Batman“ im Serial „"Batman and Robin"“ (1949). Der stets mürrisch dreinschauende Barton MacLane in der Rolle des „Inspector Walgreen“ wurde Jahre später bekannt durch seine Rolle als „General Peterson“ in der TV-Serie „"Bezaubernde Jeannie“."

Der Film bewegt sich in Etwa auf dem gleichen Niveau wie die anderen Filme der Kharis-Serie und bietet akzeptable B-Picture Qualität. Positiv zu werten ist, dass er (fast) ohne die Wiederverwertung von Szenen aus den ersten beiden Kharis-Filmen auskommt und dass die Episoden mit der durch die Gegend schlurfenden Mumie auf ein Minimum reduziert wurden. Das Ende des Films hebt ihn dann aber nicht nur aus der Reihe der Kharis-Filme heraus, sondern ist generell in Hollywood-Produktionen eher selten zu finden, denn es gibt kein Happy-End! Eine Idee, die übrigens Reginald LeBorg für sich reklamiert: "„[I said to the producer] why not let Ananka sink with the Mummy? Why should there always be a happy ending? [...] The Mummy is always coming up,– Ananka doesn't have to!“" (Weaver 2006, Seite 237)
Und so kam es dann auch. Denn obwohl Kharis am Ende von THE MUMMY'S GHOST neuerlich vernichtet wird, wurde er im gleichen Jahr in „"The Mummy's Curse"“ ein letztes Mal auf die Menschheit losgelassen. Und Ananka war auch wieder dabei.

Alle Ungereimtheiten beiseite gelassen (und das sind nicht wenige), ist THE MUMMY'S GHOST, bei einer Laufzeit von 60:24 Minuten, eine recht kurzweilige Angelegenheit.
Die Dreharbeiten waren zwar bereits im Sommer 1943 beendet, doch der Film kam erst ca. ein Jahr später am 07.07.1944 in die Kinos. In Deutschland wurde „THE MUMMY'S GHOST“ offiziell nie aufgeführt.
 
Ausführliche Zusammenfassung der Handlung:
Ägypten. In einem alten Gemäuer, dem „Tempel von Arkham“, empfängt der Hohepriester Andoheb (George Zucco) seinen designierten Nachfolger Yousef Bey (John Carradine). Andoheb schildert ihm die Geschichte von der verbotenen Liebe zwischen Kharis, dem „"Prince of the Royal House"“ und Prinzessin Ananka, der Tochter von „"King Amenophis"“, wie sie sich vor 3000 Jahre zugetragen hat. Yousef Bey wird mit der Aufgabe betraut, Kharis und Ananka, die von Grabräubern nach Amerika verschleppt wurden, nach Ägypten zurück zu holen, um sie dort endgültig in geheiligter Erde beizusetzen. Andoheb klärt Bey auch noch über die Anwendung und die Wirkungsweise der Blätter des mystischen Tana-Baumes auf, mit denen er Kharis zum Leben erwecken kann: „"Once each night, during the cycle of the full moon, you will dissolve three tana leaves to keep his heart beating and nine leaves each night to give him life and movement.“"

Derweil berichtet in dem kleinen amerikanischen Ort Mapleton der Ägyptologe Prof. Norman (Frank Reicher) seinen Studenten von den Vorfällen rund um die lebende Mumie Kharis (Lon Chaney), wie sie sich vor einigen Jahren in dem Ort zugetragen hatten. Unter den Studenten, die dem Bericht mit Skepsis lauschen, befindet sich auch Tom Hervey (Robert Lowery),  dessen Verlobte Amina Mansouri (Ramsay Ames) ägyptische Vorfahren hat. Als er ihr von der Vorlesung berichtet, wir sie von einer seltsamen, unheimlichen Vorahnung erfasst.

Prof. Norman hat aufgrund seiner Studien inzwischen herausgefunden, wie die Mumie zu ihre Lebensenergie kommt. Als Norman eines Abends selbst einige Tana-Blätter kocht, lockt er damit die Mumie Kharis an, die vor Jahren irgendwo in Mapleton untergetaucht ist. Unaufhaltsam strebt sie Norman's Haus entgegen, dringt in das Wohnzimmer ein und tötet den Professor. Dann trinkt sie gierig das Elixier.
Amina, die in der Nähe wohnt, erwacht derweil aus unruhigem Schlaf und wandelt der Mumie wie in Trance entgegen. Doch als sie Kharis gegenüber steht, bricht sie ohnmächtig zusammen. Die Mumie aber nimmt keine Notiz von ihr und schlurft zurück ins Unterholz. Als am nächsten Morgen die Leiche von Prof. Norman gefunden wird, und man charakteristische Würgemale an seinem Hals entdeckt, ist für den Sheriff (Harry Shannon), der schon einmal mit der Mumie zu tun hatte, sofort klar, dass nur Kharis den Professor auf dem Gewissen haben kann.

Yousef Bey ist inzwischen in Mapleton eingetroffen und mit Hilfe von gekochten Tana-Blättern lockt er die Mumie in sein Versteck. Auf ihrem Weg, den sie unbeirrt verfolgt, tötet die Mumie einen unbeteiligten Farmer. Sofort beginnt Bey damit, seine Aufgabe in die Tat umzusetzen. Zusammen mit Kharis sucht er Nachts das Museum auf, in dem der Sarkophag mit der Mumie von Ananka ausgestellt wird. Doch zu seiner Überraschung muss er feststellen, das der Sarg leer ist. Bey ist überzeugt: „"Her soul has entered another form."“ Und er fügt hinzu: "In whatever form Anankas soul has found refuge, it shall not escape us."“ Als die Eindringlinge von einem Wachmann (Oscar O'Shea), entdeckt werden, tötet die Mumie diesen erbarmungslos.

Inspektor Walgreen (Barton MacLane), der mit der Untersuchung des Falls beauftragt wurde, will die Mumie mit Hilfe des Lebenselixiers in eine Fallgrube locken, die vor dem Haus von Prof. Norman ausgehoben wird. Tom und Amina beschließen währenddessen, Mapleton am nächsten Tag Richtung New York zu verlassen, um Amina keiner weiteren Gefahr auszusetzen. Doch noch in der gleichen Nacht entführt die Mumie die junge Frau und bringt sie in das Versteckt von Yousef Bey. Als Bey die schöne, ohnmächtige Amina vor sich sieht, kommen ihm Zweifel an seinem Auftrag und seiner Bestimmung, und seine innere Stimme ertönt: „"You have done your work well, Yousef Bey. The gods will look with favor upon you. Why do you not rejoice? Perhaps because it grieves you to consign this lovely girl to death again. Why should she not live, Yousef Bey? Why should you not live? What of your destiny as a man? Look at her. She is beautiful. Kharis dared to love her. Are you less brave than he? You and Amina, forever, forever!“" Als Bey der aus der Ohnmacht erwachten Amina gerade das Lebenselixier einflößen will, fährt die Mumie, rasend vor Eifersucht, dazwischen und tötet Yousef Bey. In diesem Moment trifft Tom am Ort des Geschehens ein. Ohne zu zögern attackiert er die Mumie, hat aber keine Chance gegen die übermenschliche Kraft von Kharis, der ihn niederschlägt.
Die Mumie ergreift Amina und schleppt sie fort, verfolgt von Tom und der Polizei. Kharis erreicht ein Sumpfgebiet, in seinen Armen die inzwischen fast völlig mumifizierte Amina, die sich in Ananka verwandelt hat. Unter den Augen des verzweifelten Tom versinken Kharis und Ananka lautlos im Sumpf. So sind Kharis und Ananka am Ende im Tode endlich wieder vereint. Auch eine Art Happy End! 
Aus dem Off ertönt noch einmal die mahnende Stimme von Andoheb: „"The fate of those who defy the will of the ancient gods shall be a cruel and violent death..."
 
Aus der Werbung (Trailer):
Nameless! Fleshless! Deathless!
Fullfills a Thousand Year Old Curse!
Murdering! Destroying!
It Rocks a Countryside with Horror!
 
Literatur:
Gary J. and Susan Svehla (Editors): Lon Chaney, Jr. (Midnight Marquee Actors Series);
Midnight Marquee Press, Inc., 1997
Tom Weaver: Interviews with B Science Fiction and Horror Movie Makers, McFarland &
Company 2006
Thomas M. Feramisco: The Mummy Unwrapped: Scenes Left on Universal's Cutting Room Floor,  McFarland & Company 2003 (zitiert nach Google-Books)

Details
Ähnliche Filme