Review

Alle paar Jahre gräbt man in Hollywood ein ehemals erfolgreiches, aber angestaubtes Genre raus und versucht mit reichlich Budenzauber abzukassieren. Das funktioniert auch hier mal wieder.
In „Die Mumie“ wird bei „Indiana Jones“ und alten Mumienhorrorfilmen geklaut, um dass ganze mit reichlich Effekten mainstreamtauglich zu gestalten. Wie so was funktioniert zeigt „Stephen Sommers“ in diesem müden, kindgerechten Abklatsch früherer Kultfilme.

Dabei ist das Rezept nicht mal sonderlich schwierig, sondern banal und harmlos. Man nimmt einen alten Hohepriester, mit Namen Imhotep, lasse ihn einen ägyptischen Pharao abschlachten und nehme ihm seine Geliebte. Noch eilig ein paar Bannsprüche und Folter hinzugefügt und fertig ist mumifizierte Bösewicht, der aber auferweckt werden muss.
Hier für nun die passenden Charaktere:
Richard „Rick“ O’Connell ist ein Abenteurer, wie man ihn aus alten „Indi“ Tagen kennt. Draufgängerisch, mutig und zielstrebig. Leider gesellen sich dazu aber Tollpatschigkeit und Dummheit. Da der gute Mann gerade auf seine Hinrichtung wartet und ausgerechnet Evelyn Carnahan zusammen mit ihrem Bruder Jonathan zu einer Stadt wollen, dessen Lage Rick kennt trifft sich ein Trio, dass dümmer ist als die Polizei erlaubt. Während Jonathan ein Feigling ist, der nur irgendwelche Schätze an sich bringen will, ist seine Schwester eine Mixtur aus gefärbter Blondine und abenteuerlustigen Frau.

Um der vorhersehbaren Geschichte zumindest etwas Spannung zu verleihen beginnt ein Wettlauf mit einer Gruppe abenteuerlustiger Amerikaner, die ebenfalls zu der verborgenen Stadt in der Wüste wollen. Den Reiz des Bösen bietet eine mysteriöse, schwarz gekleidete Sekte, die den Abenteurern immer wieder das Leben schwer macht. Lange Rede, kurzer Sinn:
Imhotep wird (aus Versehen natürlich) auferweckt und ab geht die Post.

Nach der Wiedergeburt unser muffigen Mumie gibt es nun einen Effektoverkill, der sich gewaschen hat, mir aber keineswegs gefällt. Dennoch wohl der erste ordentliche Mumienfilm in Farbe. Zu gruseln gibt es allerdings nichts, denn die Mumie ist hübsch für ein PG 13 designed, so dass in den unappetitlichen Szenen schnell weggeschwenkt wird. Man will die Kleinsten nicht verschrecken, aber unser einer hätte doch ganz gern den einen und den anderen Schockmoment.

So entfaltet sich das totale Spektakel. Kleine, schwarze Käferchen beginnen Menschen anzuknabbern, Imhotep klaut eine Menschen Mund und Ohren, Mumien laufen wie einst die Skelette in „Army of darkness“ munter durch die Gegend und werden von Rick zu Brei verarbeitet. Da werden ganze Städte zerlegt und Sandstürme auf Flugzeuge losgelassen. Und wofür? Nur damit die Mumie seine Geliebte wieder auferwecken kann.

Leider funktioniert diese Genrespringerei zwischen Romanze, Abenteuerfilm und einem Schüsschen Horror nicht richtig. Das liegt zum einen an der Darstellung der Figuren, denn ständig tritt mindestens einer in ein Fettnäpfchen und soll bzw muss für einen Lacher sorgen. Besonders Ricks Verhalten kann ihn als Helden nicht rüberbringen. Was ist das für ein Held, der sich oft recht dämlich anstellt?

So versucht man mit einer Überdosis Humor die offensichtlichen Schwächen bezüglich Gruseln und Atmosphäre zu vertuschen. Denn mögen diese Effekte noch so hübsch sein, realistisch und furchteinflößend sehen sie nun ganz sicher nicht aus. Problematisch dabei auch, dass man nach den ersten paar Minuten sagen kann, wer diesen Film überleben wird und wer nicht. Das waren noch Zeiten, als man mit „Indiana Jones“ mitfiebern konnte. Ihr übriges trägt die Musik dazu bei, die entweder recht eindimensional oder wie „schon mal gehört“ klingt.

So bleiben auch die Charaktere einsilbige Slapstickfiguren ohne Tiefgang. Dankbar ist man da für einen Imhotep, der für das Leben seiner Frau kämpft und so nun etwas Bedrohung und Boshaftigkeit in den Film bringt. Er beteiligt sich nicht an den lahmen Slapstickdialogen sondern zeugt mit seinem ernsten Blick von Bedrohung und Willen. Die einzig glaubwürdige Figur im Film.

So kann und wird der Film auch nur ein laues Sommerlüftchen bleiben, dessen Fortsetzung übrigens nicht viel besser wurde. Für einen Abenteuerfilm fehlt Spannung und fantastische Locations. Wo man sich in „Indiana Jones“ noch durch Tempel, Städte und Fallen kämpfte wartet hier nur die Wüste und ein paar unterirdische, verstaubte Gänge.

So verwundert auch der Schluss nicht mehr, in dem es dann zum finalen Kampf zwischen unseren Helden und Imhotep plus Hohepriester kommt. Das Effekttheater um die versucht komischen Mumien mag unterhaltend und witzig sein, doch spannend ist keinesfalls. Daran kann auch das viel zu oberflächliche, theatralische Ende mit der spektakulären Flucht (alles stürzt ein) nichts mehr ändern.

Die Schauspieler sind bis auf Arnold Vosloo alle Durchschnitt. Als Imhotep ist er die einzige glaubhafte Figur in dem Film, die der Sache neben Sand und ein paar Plagen auch Leben einhaucht. Mit wenigen Worten und nur mit seinem bösen Blick hat er jedenfalls meine Sympathien gewonnen. So stelle ich mir den grausamen Hohepriester von damals vor.
Enttäuschend dabei vor allem Brendan Fraser, den man sehr oft überschätzt. Mag er in „George, der aus dem Dschungel kam“ (kleine Anspielung im Film versteckt) als dummer Affenmensch noch eine gute Figur gemacht haben, so wirkt er hier etwas unterfordert. Er glänzt eher mit seinen Schießereien und ein paar lockeren Sprüchen, an statt mit seinem komischen Talent. Schade...
Schauspieler wie Rachel Weisz und John Hannah sind nettes Beiwerk, nerven mit ihren Figuren aber mehr, als das sie humorig unterhalten. Deren ewigen Mätzchen sind zu überzogen slapstickhaft.

Fazit:
Mittelmäßiger Abenteuerfilm mit einem Übermaß an CGI Effekten und zu hohem humoristischen Anteil. Die mittelmäßigen Schauspieler können über die vorhersehbare Geschichte nicht hinwegblicken lassen. Ich krame lieber meine alten TV Aufnahmen von „Indiana Jones“ raus. Da werde ich besser unterhalten.

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